Flucht überlebt - und nun?

Wilhelm Neurohr (Gemeinnütziges Institut für Wissenschaft, politische Bildung & gesellschaftliche Praxis iWiPo) begrüßte die Gäste im Bodelschwinghhaus.
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Podiumsdiskussion der "Werkstatt für Demokratie" war gut besucht.

Multikulturell ging es am Mittwochabend im Gemeindehaus in Flaesheim zu. Menschen aus Haltern, Guinea, Afghanistan, Syrien und dem Irak füllten den Saal bis auf den letzten Platz. Im Rahmen des Projekts "Seestadt-Demokraten" hatten der Verein Seemöven unter der Organisation von Elke Rüdiger und Jürgen Chmielek zu einem Austausch von Erfahrungen, Meinungen und Gedanken geladen. Viele Interessierte waren der Einladung in das Bodelschwinghhaus gefolgt.

Nach dem Grußwort und einleitenden Worten von Wilhelm Neurohr (Gemeinnütziges Institut für Wissenschaft, politische Bildung & gesellschaftliche Praxis iWiPo) erläuterte Migrations-Soziologin Dr. Marion Lillig ausführlich die Situation Geflüchteter bezüglich Aufnahmeverfahren, Bleiberecht, Abschiebung und Arbeitsmarktintegration.

Das Hauptaugenmerk des Abends lag auf Fragen zu Schul- und Berufsintergrationsmaßnahmen derjenigen Geflüchteten, die aufgrund ihrer Herkunft und persönlichen Geschichte, Aussichten auf einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland haben. Momentan betrifft dies in erster Linie Menschen aus dem Irak, Syrien, Iran, Eritrea und Somalia. Bei diesen Ländern betrifft die Anerkennungsquote über 50 Prozent. Noch vor einigen Jahren zählte auch Afghanistan dazu. Mittlerweile gilt für dieses Land aber die sogenannte bereinigte Schutzquote, was bedeutet, dass Personen mit Abschiebehindernis (weil sie etwa aus gefährdeten Gebieten des Landes stammen) in diese nicht zurückgeführt werden und Anspruch auf Duldung erhalten. Eine Duldung ist nicht mit einer Anerkennung gleichzusetzen.

Menschen in Bearbeitungsstraßen

Schon in den Ankunftszentren werden die Geflüchteten je nach ihrer Herkunft in sogenannte Bearbeitungsstraßen sortiert, so Lillig. In Gruppe A fallen Menschen aus den genannten unsicheren Herkunftsgebieten. Zur Gruppe B zählen die sicheren Herkunftsländer wie der Balkan, Albanien und der Senegal mit einer geringen Annerkennungsquote. Die "komplexen Fälle" (Afrikanische Staaten, Bangladesch, Afghanistan und andere) gehören in die Gruppe C. Gruppe D schließlich definiert das Dublin-Abkommen, wonach Flüchtlinge von dem europäischen Land aufgenommen werden müssen, in das sie als erstes eingereist sind. Für die meisten betrifft dies Italien und Griechenland. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat die Möglichkeit, die Eurodac-Datei (European Dactyloscopy) zu befragen und erhält so mit einiger Sicherheit Informationen über die Einreisewege von Flüchtlingen in die EU. Ist ein solcher Fingerabdruck in einem anderen Land zu finden, nennt man dies den "Eurodac-Treffer", der der Bundesregierung sechs Monate Zeit verschafft, den oder die Betreffende außer Landes zu bringen. Dass Italien und Griechenland wenig Ambitionen haben, zu den noch immer in Strömen ankommenden Menschen die Weitergereisten wieder zurück zu nehmen, ist verständlich. Erfolgt eine Antwort auf eine solche Anfrage des BaMF nicht innerhalb dieser sechs Monate, wird der Asylantrag hier durchgeführt.

Integration in den deutschen Arbeitsmarkt

Nur Menschen mit Bleiberecht erhalten Zugang zu Integrationskursen - alle anderen kommen in Ehrenamtskurse. Andere Instrumente der Beschulung stehen derzeit nicht zur Verfügung. Ein Berufsorientierungskurs (deutsch +) steht zusätzlich denjenigen offen, die einen Abschluss des Kurses A1 nachweisen können. Die Frage, wie dieser Abschluss nachgewiesen werden kann, wenn man selbst nicht beschult wird, bliebt jedoch offen. Überwiegend Menschen aus den fünf priorisierten Ländern werden in den deutschen Arbeitsmarkt integriert. Auch hierbei gibt es wieder jede Menge Schwierigkeiten zu bewältigen, die einerseits aus bürokratischen Umständen bestehen, andererseits aus der persönlichen Situation des Asylsuchenden herrühren.

Kompetente Antworten auf dringende Fragen

Der Abend bot eine gute Gelegenheit, zumindest einige, dringende Fragen (sowohl von Deutschen als auch von den Asylsuchenden selbst) von kompetenten Ansprechpartnern klären zu lassen. Die guten Besucherzahlen zeigten, wie sehr Einheimischen und Neubürgern die Themen Integration, Toleranz und gegenseitige Akzeptanz am Herzen liegen.

Als weitere Gesprächspartner waren Mechthild Gruner-Neurohr (Pädagogin und Sprachlehrerin mit Intergrations-und Sprachkursen) und Anna Haverkamp vom Asylkreis Haltern am See vor Ort. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Ulrich Brack vom Präsidium des iWiPo-Institutes Haltern und Vorsitzender der Freunde der Stadtbücherei.

Autor:

Antje Clara Bücker aus Haltern

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