Skandal um Hühnerhaltung

Die Zustände, so ekelig und unwürdig sie auch sind, verstoßen dennoch nicht gegen geltendes Tierschutzgesetz. Foto: "obs/tierretter.de e.V."
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  • Die Zustände, so ekelig und unwürdig sie auch sind, verstoßen dennoch nicht gegen geltendes Tierschutzgesetz. Foto: "obs/tierretter.de e.V."
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Halterner Geflügelzüchter wegen Verwahrlosung seiner Tiere angezeigt.

Hullern. Dass Obst und Gemüse aus heimischem Anbau nicht zwangsläufig der Bio-Qualität entsprechen und Fleisch aus der Region kein Garant für mehr Tierwohl ist, dürfte mittlerweile auch dem gutgläubigsten Verbraucher bekannt sein. Auch in Haltern, dem grünen Herzen des Ruhrgebiets, sieht man immer weniger Vieh auf den Weiden.

Die Bauernhof-Idylle mit glücklichen Kühen, Schweinen und Hühnern gehört auch bei uns längst der Vergangenheit an. Die Weidehaltung ist für die meisten Landwirte schlichtweg nicht mehr rentabel. Zu Nutztieren degradierte Mitgeschöpfe fristen daher in oft viel zu engen Ställen ohne Tageslicht ein jämmerliches Dasein. Selbst unter Einhaltung der gesetzlichen Richtlinien ist ein solches Leben mit den natürlichen Bedürfnissen der Tiere nicht einmal ansatzweise zu vereinbaren. Es geht aber noch schlimmer, wie der jüngste Skandal um einen Halterner Hühnerzüchter zeigt: Bei routinemäßigen, unangemeldeten Besuchen durch das Vetrerinäramt seien bisher zwar keine Hinweise auf Vernachlässigung festgestellt worden. Videomaterial von Tierschützern förderte hingegen unlängst erschreckende Zustände in den Stallungen zu Tage. So waren zwischen den rund 4500 zum Teil kranken, verdreckten und verstümmelten Legehennen des Betriebes, unverhältnismäßig viele tote Tiere zu finden.

Verluste gehören zum Normalfall in Stallungen und sind einkalkuliert

Verluste gehören zum Normalfall in Stallungen und sind einkalkuliert. Die Zustände, so ekelig und unwürdig sie auch sind, verstoßen dennoch nicht gegen geltendes Tierschutzgesetz. Die Richtlinien schreiben lediglich vor, Kadaver täglich zu entsorgen. Der Betreiber begründete sein Versäumnis mit dem krankheitsbedingten Ausfall von Arbeitskräften. Die Menge der toten Hühner und der stark verschmutzte Zustand des Stalls aber ließ darauf schließen, dass hier über längere Zeit schon nicht mehr gesäubert worden war.  Die Tierschützer, die das Veterinäramt nach ihrer Entdeckung informiert hatten, haben Strafanzeige gegen den Betrieb gestellt. Das Veterinäramt hat ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Ob tatsächlich ein Straftatbestand vorliegt, soll geprüft werden. Der Landwirt versprach Besserung.
Solange Endverbraucher Billigfleisch bevorzugen, dürfte allerdings das Tierleid selbst in ordnungsgemäß geführten Ställen kein Ende finden. Die Tiere werden letztlich immer den Preis zahlen, den Konsumenten durch ihr Kaufverhalten einsparen.

Autor:

Antje Clara Bücker aus Haltern

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