Kaiserschießen: Das Spiel der Könige

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Eine Menge Monarchen: Um 17 Könige zusammen an einem Ort zu sehen, muss man normalerweise in eine Gemäldegalerie gehen oder ein paar Sätze Skatkarten öffnen. In Lippramsdorf kamen sie hingegen höchst lebendig zusammen. Ihr Ziel: Die Kaiserwürde. Auf dem Weg lagen widriges Wetter und zu früher Jubel.

Wer wird Kaiser von Haltern? Dieser Frage gingen Könige von acht Halterner Vereinen anlässlich des 150. Jubiläums der Lippramsdorfer Schützen nach. Jeder der Kandidaten hatte in seinem Vereinsleben schon einmal die Ehre von Kette und Krone gehabt - nun winkte die Krönung der Schützenkarriere. Um die Kaiserwürde zu erringen, musste der Vogel "Edler ut Ranstrop" bezwungen werden - eine Aufgabe, der die Monarchen mit vollem Einsatz nachkamen. Den ersten Schuss durfte dabei gegen 17 Uhr der scheidende Kaiser Axel Schmäing abgeben.

Noch vor dem Vogel reagierte der Himmel: Als hätte der erste Knall alle Wettergötter geweckt, begann es wie aus Kübeln zu regnen. Die Zuschauer brachten sich unter den Überdächern in Sicherheit, aber das Spiel der Könige konnte der Regen nicht stoppen. Regnen taten auch die Insignien, und zwar zu Boden: Gildekönig Rudolf Langen ließ das Zepter fallen, René Deppe aus Lavesum die Krone. Manuel Püthe von Haltern-West nahm dem Edlen die linke Schwinge, der Bossendorfer Altkönig Dietmar Schröder die rechte. Mit dem Apfel, den Helmut Strickling herunterschoss, ging auch eines der Ehrenzeichen nach Lippramsdorf.

Als immer mehr Holz von der Stange regnete, schien der Sieger nicht mehr fern zu sein. Jubel brandete auf, als der ehemalige Gildemonarch Alois Niehues den Rest des Vogels abzuschießen schien. Schon lag er sich mit seiner Ehefrau Brigitte in den Armen, als hinter den Kulissen die Diskussionen losgingen: Ein Stück baumelte noch an der Stange. Nach kurzer Pause, als sich Niehues schon als Kaiser wähnte, kam die Entscheidung: Weiterschießen!

So dauerte es bis viertel nach acht, bis endlich und endgültig alles abgeschossen war. Ein bitterer Tag für Alois Niehues: Nicht er, sondern der 26 Jahre junge Manuel Püthe von Haltern-West hatte den Siegerschuss abgegeben. Nach 400 Patronen stand er als neuer Kaiser fest. Der Kaiser-Krimi wurde dann rauschend gefeiert - so spannend sind schließlich nicht viele Entscheidungskämpfe.

Autor:

Oliver Borgwardt aus Dorsten

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