Alice Petersen: Mit Singen durch das fünfte Abi-Fach

Am Sonntag singt Alice Petersen beim Oberstufenkonzert der Gesamtschule Hattingen in der Aula an der Marxstraße.   Foto: privat
  • Am Sonntag singt Alice Petersen beim Oberstufenkonzert der Gesamtschule Hattingen in der Aula an der Marxstraße. Foto: privat
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Alice Petersen macht zurzeit das, was viele Schüler in ihrem Alter gerade erleben: Sie steckt mitten in ihren Vor-Abitur-Klausuren. Dennoch unterscheidet sich ihr Abitur sicher von dem anderer in Hattingen.

Die 19jährige besucht die Gesamtschule Hattingen. Und sie hat nicht vier, nein fünf Abi-Fächer. Wie es dazu kam, das erzählt Alice Petersen so: „Mir wurde diese Zusatzleistung durch unsere Schulleitung angeboten. Es geht nämlich um die Leitung unseres Oberstufenchores. Das wird mein fünftes Abi-Fach.“
Die hochmusikalische Holthauserin leitet bereits seit vier Jahren den Unterstufen-Chor an ihrer Schule. Jetzt ist die Oberstufe hinzugekommen. Durch das Singen im Chor können die Elf-und Zwölfklässler ihre Noten verbessern und gleichzeitig ist er Ersatz für den ausgefallenen Musik-Unterricht an der Gesamtschule.
Bei Alice Petersen sind die Schüler musikalisch bestens aufgehoben, denn schon seit zwei Jahren ist sie ausgebildete Chorleiterin. Auch ihr Vater Gerd Siebert ist ein in Hattingen bekannter Chorleiter. Er leitet die „Music Factory“ und hat ein Musical über Ron Williams geschrieben, das am 30. Mai zur Aufführung kommen wird. Auch darin wird Alice Petersen eine Gesangsrolle übernehmen.
Aber haben Gleichaltrige vor ihr überhaupt das gewisse Maß an „Respekt“, das für einen effektiven „Unterricht“ vonnöten ist?

"So schön kannSingen sein"

Alice Petersen: „In dem Oberstufen-Chor singen rund 40 Schüler. Die Hälfte von ihnen war anfangs echt unmotiviert, 90 Prozent von ihnen hatte noch nie gesungen. Da musste man irgendwie anders rangehen, um eine Gesangsausbildung zu schaffen. Wichtig war es, zunächst etwas Autorität einzubringen und dann zu vermitteln, wie schön Singen sein kann. Das habe ich gut hinbekommen, glaube ich, denn die Schüler haben durchweg eine gute Entwicklung genommen. Inzwischen kommen sie sehr motiviert zu den Proben und gehen danach wieder mit einem riesigen Lachen im Gesicht. Und manche möchten inzwischen sogar Gesangsunterricht von mir erhalten. Überhaupt hat es im Laufe der Zeit enorme Fortschritte bei der Stimmbildung gegeben.“
Wie gut diese sind, davon kann sich die Öffentlichkeit beim nächsten Konzert des Oberstufenchores der Gesamtschule Hattingen in Welper überzeugen am Sonntag, 15. März, ab 17 Uhr in der Aula der Gesamtschule an der Marxstraße. Auf dem Programm steht dann ein breites musikalisches Spektrum von Kinderliedern über „Atemlos“ von Helene Fischer bis hin zu Oper und Klassik. Für den letzten Teil ist Alice Petersen selbst zuständig. Seit über fünf Jahren macht sie bei Julia Nikolajczyk in Dorsten eine Ausbildung zur Opernsängerin. „Ich mache das mit meinem gesamten Herzblut“, sagt sie und strahlt dabei über das ganze Gesicht.
„Mir geht es nicht darum, ob ich damit einmal Geld verdienen werde. Mir macht das Singen einfach Spaß, unbeschreiblichen sogar. Eigentlich bin ich für alle Musikrichtungen offen, aber mein Herz schlägt für Mozart, Verdi, Bizet und Puccini. Ich liebe Opern und Arien und besuche mindestens einmal im Monat eine Opernaufführung.“

Opern und Arien sind "ihr Ding"

Sie lacht: „Das ist zwar nichts für eine Busfahrt mal eben nach Hattingen oder zur Schule. Dann höre ich unterwegs Soul oder Gospel. Musik mit Gesang muss für mich durch die Texte eine Aussage haben, das ist mir ganz wichtig.“
Sie selbst ist von ihrer Stimmlage her ein „lyrischer Sopran“, also weniger dramatisch und eher leicht und weich in der Stimme. „Ich kenne natürlich die Vorurteile, klassische Musik sei alt und überholt. Aber wenn ich auf der Bühne stehe, dann tun sich das meine Freunde und Mitschüler an, mir zuzuhören, und sind dann total begeistert. So war es beispielsweise bei unserem Schuljubiläum, als ich die bekannte Arie ,Habanera‘ aus ,Carmen‘ von Georges Bizet gesungen habe. Da bekam ich sogar standing ovations.“
Gesangswettbewerbe wie „Jugend musiziert“ sind eher nicht das Ding von Alice Petersen: „Ich möchte mich nicht in einem Wettbewerb messen, das ist mir zu oberflächlich. Musik muss vom Herzen kommen. Ich denke, dass ich es auch ohne Wettbewerbserfolge schaffen kann.“
Denn der Traum der jungen Hattingerin ist natürlich: „Zu singen und davon leben zu können. Und ich möchte mein Wissen weitergeben, denn Singen ist mir einfach eine große Freude.“

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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