Sensationsfund: In hujus domus loco...

Pastor Mirco Quint vor der Stelle an St. Mauritius, wo die Grundsteinlegungsurkunde gefunden wurde und auch zurück soll. Foto: Pielorz
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  • Pastor Mirco Quint vor der Stelle an St. Mauritius, wo die Grundsteinlegungsurkunde gefunden wurde und auch zurück soll. Foto: Pielorz
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„An der Stelle dieses Doms“ – beginnt der zweite Absatz der Grundsteinlegungsurkunde von St. Mauritius, die am 1. April diesen Jahres (kein Aprilscherz!) bei Bauarbeiten in der Außenmauer entdeckt wurde. Die Grundsteinlegung fand am 24. Juni 1858 statt. Der Vorgänger von Pastor Mirco Quint, Werner Bering, hatte viele Jahre vergeblich nach dem Papier gesucht

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„Bauarbeiter haben im Zusammenhang mit der aufwendigen Sanierung von St. Mauritius das Dokument gefunden. Beim Entfernen eines großen Steines rutschte das Dokument von oben nach unten. Es befand sich zwar an der Stelle im Mauerwerk, wo man es vorher auch vermutet hat, aber an viel höherer Position wie erwartet. Ursprünglich dürfte es in einer Glasrolle gesteckt haben, die aber war kaputt. Vermutet wird, dass sie durch einen Querschläger während des Krieges zu Bruch ging, als viele Fenster der Kirche zerbrachen. Deshalb war das Papier in keinem guten Zustand“, erzählt Pastor Mirco Quint, der sofort nach dem Fund zum Telefonhörer griff und seinen Vorgänger über den Sensationsfund informierte.
Die ersten Monate im Tageslicht verbrachte das Dokument in einer speziellen Klimakammer. Es war durch die Feuchtigkeit völlig versteift. Im Atelier für Papierrestaurierung Dirk Ferlmann in Köln wurde das Papier behutsam in einen lesbaren Zustand versetzt – soweit dies noch möglich war. Die Feuchtigkeit und die Schimmelpilzbildung haben vor allem im ursprünglichen Siegelbereich große Zerstörungen angerichtet, teilweise irreversibel. Doch der Rest ist erstaunlich gut lesbar – für einen Lateinkundigen. Denn das Dokument wurde natürlich nicht in deutscher Sprache verfasst: „Wir haben durch die Grundsteinlegungsurkunde erfahren, dass St. Mauritius neu gebaut wurde, weil das alte Gotteshaus an dieser Stelle für die 5000 bis 6000 Gemeindemitglieder zu klein geworden war. 1847 wurde der Neubau beschlossen und 11 Jahre später fand die Grundsteinlegung statt. Neben den Kirchenmitteln wurden viele Spenden gesammelt. Wir wissen auch, dass es der 24. Juni 1858 war, an dem der Grundstein gelegt wurde. Und es war nicht, wie dort angegeben, der Weihbischof von Paderborn, der das Schreiben in die Kirchenmauer einfügte. Der war nämlich gar nicht da, es war der Bischof, der gekommen war. Zwei Tippfehler haben wir in dem lateinischen Text auch entdeckt“, erklärt Mirco Quint den Inhalt. Gemeinsam mit Denkmalpfleger Jürgen Uphues und Stadtarchivar Thomas Weiß sowie vielen weiteren Menschen hat man monatelang recherchiert.

Original kommt zurück in die Mauern - mit zweitem Dokument

Wie geht es jetzt weiter? „Von dem Dokument selbst haben wir ein Faksimile erstellen lassen. Es ist wunderbar lesbar und wird seinen Platz im Nikolaus-Groß-Museum finden. Das Original kommt auf jeden Fall wieder in die Mauern von St. Mauritius zurück. Wir haben zwei Glasbehälter fertigen lassen, einen davon aus dem stabileren Plexiglas. Zu dem Dokument im Mauerwerk werden wir ein zweites Dokument legen über die umfangreichen Sanierungsarbeiten und wie wir die Grundsteinlegungsurkunde gefunden haben. Ein Kalligraph setzt einen dazu geschriebenen Text in Schönschrift um – allerdings in deutscher Sprache. Dann kommt das Dokument in die Mauer zurück hinter einen besonders großen Stein. Jetzt aktuell kann man an der Apsis von St. Mauritius die leere Stelle sehen, wo dies geschehen wird. Das wird aber wohl erst 2018 sein.“
Ob Pastor Mirco Quint dann noch seinen Dienst in St. Mauritius versehen wird, ist offen. Sicher ist aber, dass der sehr beliebte Pastor dafür auch zurückkommt, um an der Zeremonie teilzunehmen. Und sicher ist auch, dass er den neuen Text für das zweite Dokument geschrieben hat und so für immer in St. Mauritius bleiben wird.

Pastor Mirco Quint vor der Stelle an St. Mauritius, wo die Grundsteinlegungsurkunde gefunden wurde und auch zurück soll. Foto: Pielorz
So sieht das Dokument aus - ist natürlich das Faksimile. Foto: Pielorz
Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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