Beerdigungshelfer im Ehrenamt: Die richtigen Worte finden

Die ehrenamtlichen Beerdigungshelfer Reinhold Schulte-Eickholt und Barbara Bludau vor St. Mauritius. Foto: Pielorz
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Sie sind Laien und dürfen Trauergottesdienste halten und Verstorbene beerdigen: Das Bistum Essen bildet Ehrenamtliche zu Beerdigungshelfern aus und betraut sie mit einer sehr verantwortungsvollen und hochemotionalen Aufgabe. Die Hattinger Reinhold Schulte-Eickholt und Barbara Bludau haben die Beauftragung dazu erhalten. Die gelernte Krankenschwester ist schon seit einem Jahr dabei und hat zehn Beerdigungen durchgeführt. Reinhold Schulte-Eickholt, Lehrer für Pflegeberufe, gehört seit kurzem dazu und hat bisher zwei Beerdigungen begleitet. Für beide eine sehr intensive Erfahrung, die sie mit der Dritten im Bunde, Karin Klemt, teilen.

Barbara Bludau kennt die Pfarrei St. Peter und Paul gut: Groß geworden in St. Joseph Welper, wohnhaft in Blankenstein, engagiert in St. Peter und Paul an der Bahnhofstraße und Besucher in St. Mauritius. Reinhold Schulte-Eickholt hingegen ist ein echter „Wennischer“ und hat vom Messdiener an die Arbeit in der Gemeinde begleitet.
„Das Ehrenamt hat sich sehr verändert“, sagen beide. Machte man früher einfach irgendwie bei einem Fest mit, so ist heute im Vorfeld Qualifikation gefragt. Auch die Aufgaben haben sich verändert, denn noch vor wenigen Jahren wäre es unvorstellbar gewesen, eine Beerdigung als Ehrenamtlicher zu begleiten. Wie führt man ein Trauergespräch? Was ist auf dem Friedhof zu beachten und wie hält man eine Traueransprache? Das alles haben sie bei einem Kurs des Bistums erlernt – wie 21 andere Ehrenamtliche für den Beerdigungsdienst. Neben einer Urkunde haben sie auch eine Albe bekommen, ein liturgisches Gewand, in dem sie ihre Aufgabe erfüllen. Im September beginnt ein neuer Kurs, dann werden es noch mehr werden.

Immer noch eine besondere Situation

„Ich habe damals von dieser Aufgabe gehört. Durch meinen Beruf habe ich eine Berührung zu Krankheit, Pflege, Sterben und ich habe mir gedacht, ich könnte so etwas tun“ erzählt Barbara Bludau, die im Palliativbereich arbeitet. „Zuerst dachte ich, das Angebot richte sich an Menschen, die zu Lebzeiten mit der Kirche und den Amtsträgern keine enge Verbindung hatten, aber im Sterbeprozess begleitet werden möchten. Doch das stimmt nicht. Wir begleiten alle. Bisher ist es so, dass die Meldung eines Sterbefalles im Gemeindebüro angezeigt und unsere Begleitung nach Verfügbarkeit angefordert wird. Ich kenne also bei Zusage nicht den Namen des Verstorbenen. Ich suche dann die Angehörigen zu einem Trauergespräch auf, bespreche mit Ihnen Details zur Beerdigung und zur Traueransprache. Wenn ich den Verstorbenen gekannt habe oder auch die Angehörigen kenne, dann muss ich schon schlucken – es ist sehr emotional, aber ich habe alle Beerdigungen bisher begleitet, die an mich herangetragen wurden.“
Wünschen sich die Angehörigen die Heilige Messe, so ist der Priester natürlich derjenige, der sie durchführt. „Aber wir sind als ehrenamtliche Beerdigungshelfer dabei, sprechen Worte und begleiten dann die Bestattung.“ Hier verstehen sie sich als Brücke zwischen Tradition und Moderne. In einem Wortgottesdienst versehen sie ihre Aufgabe allein.
Nervös und zugleich hochkonzentriert sind sie in ihrer Aufgabe. „Ich frage mich immer, ob ich die richtigen Worte finde. Ich bin mir dessen bewusst, dass es kein zweites Mal gibt. Denn jeder Angehörige nimmt nur einmal von diesem Menschen Abschied. Das ist schon eine sehr besondere Situation. Man kommt den Angehörigen sehr nah, erlebt sie in einem sehr intensiven und hochemotionalen Moment.“

Brücke zwischen Tradition und Moderne

Trotzdem habe es sie Überwindung gekostet, auf die Frage, wer die Beerdigung denn leite, schlicht mit dem Satz „Ich leite sie“ zu antworten und nicht „Es ist geplant, dass ich sie leite, wenn sie keine Einwände haben.“ Es ist eben immer noch für alle eine besondere Situation.
Vieles, was man sagen wolle, schreibe man sich auf, so Schulte-Eickholt. „Es ist wichtig, sich an etwas Geschriebenem orientieren zu können. Damit man sich nicht verliert“.
„Ich merke aber auch, dass ich mich zunehmend von den aufgeschriebenen Worten löse“, findet Barbara Bludau. Das Vertrauen zu den Angehörigen ist ihnen wichtig, auch der Blickkontakt während der Beerdigung.
Beide sehen in der noch jungen Entwicklung eine Chance und freuen sich durchaus über die auftauchende Frage „Kann man euch buchen?“ Beide sehen bei derzeit drei aktiven Priestern in der Pfarrei St. Peter und Paul eine gewünschte und bereits vollzogene engere Verbindung zwischen hauptamtlicher Tätigkeit und Ehrenamt. Das ist auch im Pfarrentwicklungsprozess ausdrücklich gewünscht – wir haben mehrfach über die damit verbundenen neuen inhaltlichen Ausrichtungen pastoraler Arbeit und Orte berichtet. „Für die Beerdigungshelfer würde ich mir in Zukunft wünschen, dass wir stärker auf die Frage eingehen, wer der Richtige für die jeweilige Beerdigung ist. Nicht die Verfügbarkeit der jeweiligen Kräfte sollte die zentrale Frage sein, sondern es sollte um die richtige Person für den Verstorbenen und die Angehörigen gehen. Und es sollte für uns Ehrenamtliche gerade bei diesem Thema eine Supervision geben in Form einer Person, die die Gabe hat, zuzuhören, mit diesem Thema umzugehen und den Ehrenamtlichen ein besonderes Gefühl zu geben – wie Pastor Mirco Quint aus St. Mauritius es kann.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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