Kriegerdenkmal vor achtzig Jahren eingeweiht

Das Kriegerdenkmal in Niedersprockhövel 1936, Redner: Pfarrer Paul Möller. | Foto: Stadtarchiv Sprockhövel
  • Das Kriegerdenkmal in Niedersprockhövel 1936, Redner: Pfarrer Paul Möller.
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Von Karin Hockamp: Vor achtzig Jahren wurden an den evangelischen Kirchen in Sprockhövel Kriegerdenkmäler eingeweiht. Eines stand vor der Apotheke in Niedersprockhövel.
Stadtarchivarin Karin Hockamp hat die damalige Zeit zusammengestellt. „Hier hatte man den Entwurf des Bildhauers Hans Dammann realisiert und ein Kriegerdenkmal der besonders groben Art eingeweiht: Auf hohem Sockel überragte eine 2,60 Meter hohe bronzene Statue die staunenden Zuschauer. Dargestellt war ein „Feldgrauer“, also ein einfacher Soldat des Ersten Weltkriegs, der eine Handgranate gen Osten wirft.
Auch hier das volle Programm: ein Festgottesdienst mit anschließender Einweihungsfeier am 17. November 1935, - diesmal mit Pfarrer Paul Möller - bei dem alle lokalen Repräsentanten von Kirche, Partei, SA und Kriegervereinen geschlossen und in Uniform angetreten waren.
Das Largo von Händel leitete die Feier ein, die von mehr als 1000 Menschen besucht gewesen sein soll. Die Heimatdichterin Luise Gräfer hatte extra zu diesem Ereignis ein anrührendes Gedicht mit dem Titel „Unseren gefallenen Brüdern“ verfasst, das von Erika Hausherr vorgetragen wurde. Und immer waren willfährige Zeitungsredakteure mit dabei, die den Festakt in wortreichen, mit schwülstigem Nazi-Vokabular gespickten Artikeln auch an diejenigen vermittelten, die nicht dabei sein konnten oder wollten. So berichtete die Sprockhöveler Zeitung, Pastor Möller habe seine Predigt unter das Motto des Johannes-Evangeliums gestellt: „Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben.“
Elegant schlug der Pfarrer den Bogen zur Kriegsrhetorik der Nazis: „… Diese Treue, die uns Christus vorlebte, hat dadurch ihre Gestalt gefunden, dass das Ehrenmal mit der Kirche verbunden ist. Die Kirche stützt den, der die Liebe zu Volk und Vaterland mit dem Tod bezahlt und der Feldgraue schützt die Kirche vor bolschewistischem Verrat. … “ (Sprockhövel-Haßlinghauser Zeitung 19.11.1935). Ziel dieser Aktion war auch hier die Integration der christlichen Botschaft in die Verherrlichung von Krieg und Gewalt, Opfertum und Heldentum. Das Denkmal in Niedersprockhövel wurde beim Einmarsch der Alliierten am 15. April 1945 zunächst von einem amerikanischen Panzer umgestoßen und im Sommer des Jahres von den britischen Besatzern gesprengt.
Sieben Jahre später und „auf Veranlassung privater Kreise“, wie in der Hattinger Zeitung zu lesen war, ließ 1952 der damalige Gemeindevertreter und spätere Bürgermeister Reinhard Bosselmann (FDP) auf dem Platz (er hieß nun Friedrich-Ebert-Platz) provisorisch ein einfaches Holzkreuz mit der Inschrift „Unseren toten Kameraden“ errichten.
Es blieb bei diesem Provisorium, bis auf dem Kommunalfriedhof 1959 ein „Ehrenhof“ für all diejenigen Toten eingeweiht wurde, „die nicht in heimatlicher Erde gebettet werden konnten.“ (Hattinger Zeitung 12.11.1959).

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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