Wasser: Wo nimmt die Feuerwehr das Wasser her?

Tomás Stanke zeigt einen Tanklöschwagen. Fotos: Pielorz
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Zum Wasser gehört auch ein Thema über die Beziehung zwischen Wasser und Feuerwehr. Was wären unsere roten Retter ohne Wasser? Doch wo nehmen sie das eigentlich her?

Damit ein Feuer brennen kann, müssen drei Faktoren im richtigen Mischungsverhältnis zueinander stehen, nämlich Brennstoff, Sauerstoff und Wärme. Ein Brand erlischt, wenn der brennende Stoff unter seine Zündtemperatur abgekühlt wird. Die beste Kühlwirkung wird durch Wasser erzielt. Und woher die Feuerwehr das bekommt, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Viele der heutigen Löschfahrzeuge führen einen Wasservorrat in einem fest eingebauten Tank mit sich. Dieser kann zwischen 600 und 5000 Liter variieren, je nach Ausführung des Fahrzeuges. Dass die Feuerwehr einen Teil ihres Wassers gleich mitbringt, ist deshalb von Vorteil, weil bei einer Brandbekämpfung sehr schnell Löschwasser zur Verfügung steht und die Zeit bis zum Aufbau einer Löschwasserversorgung überbrückt wird. „Schon in der Ausbildung werden die angehenden Feuerwehrleute mit ihrem hauptschlichen Löschelement vertraut gemacht. Sie lernen seine Eigenschaften kennen, die Wärmekapazitäten, die Anomalien und Aggregatszustände von Wasser. Sie erfahren, dass es bei vier Grad Celsius seine größte Dichte hat. Wird es erwärmt oder gekühlt, dehnt es sich aus. Alle anderen Stoffe verhalten sich anders und ziehen sich bei Kälte zusammen. Wasser nicht. Mit diesem Wissen ausgerüstet, erleben Feuerwehrleute das Element Wasser anders als der Bürger“, erzählt Tomás Stanke, Leiter der Hattinger Feuerwehr. „Wir haben in Hattingen verschiedene große Tanklöschfahrzeuge an unterschiedlichen Standorten mit einem Fassungsvermögen bis zu 3000 Litern Wasser.“

Wasser in Tanklöschfahrzeugen

Bei Brandeinsätzen wird zunächst einmal das Wasser in den Tanklöschfahrzeugen genutzt, denn schließlich muss es schnell gehen. Befindet man sich innerhalb der Ortsgrenzen hat die Feuerwehr die Möglichkeit, auf Wasser aus dem öffentlichen Netz zuzugreifen und die Hydranten zu nutzen. Um Wasser daraus zu entnehmen, ist ein Standrohr notwendig, dass die Feuerwehr auf ihren Fahrzeugen mit sich führt. „Ein Feuerwehrtank darf nie leer gefahren werden. Deshalb arbeiten wir parallel: Wird das Wasser aus dem Fahrzeug zum Löschen genutzt, arbeiten Kollegen daran, den Vorrat am Hydranten wieder aufzufüllen. Der Gesetzgeber hat nun eine neue Verordnung erlassen, wonach die Abstände der Hydranten größer werden sollen. Das kann zu einem Überdenken des Fahrzeugkonzeptes im Einsatz führen“, so Stanke.
Es geht ziemlich schnell, bis so ein Fahrzeug leer ist. „1000 Liter Wasserverbrauch pro Minute aus einem Rohr ist ein Regelwert. Sind bei einem großen Brand mehrere Rohre im Einsatz, so ist der Tanklöschwagen in drei, vier Minuten leer“, erklärt der Experte. Es muss also möglichst schnell für Nachschub gesorgt werden. Die heutigen Rohre und Pumpen haben Rückschlagklappen, damit keine Bakterien in die Hydranten geraten, denn schließlich arbeitet man bei den Löschvorgängen mit Trinkwasser. „Was aber nicht unbedingt sein muss. Außer mit Abwasser können wir mit offenen Gewässern und sogar der See arbeiten. Und offene Gewässer sind die Möglichkeit für Löschwasser außerhalb der Städte.“
Bäche, Weiher und Seen bezeichnen die Feuerwehrleute als sogenannte offene Gewässer. Aus ihnen kann mittels einer Löschwasserförderpumpe Wasser entnommen werden und über eine Druckleitung zum Löschfahrzeug befördert werden. „In der Regel gibt es ein Einsatzfahrzeug. Dessen Wasservorrat wird entnommen und die anderen Löschfahrzeuge gehen in einen Pendelverkehr, kuppeln sich immer der Reihe nach an das Einsatzfahrzeug an und sorgen so für einen dauerhaften Wasservorgang. Parallel dazu wird zur vorhandenen Wasserstelle eine Doppelleitung gelegt, um Wasser zur Einsatzstelle pumpen zu können. Wir haben ein Fahrzeug mit zwei Meter langen Schläuchen. Die Devise der Feuerwehr muss immer sein, möglichst viele Menschen und Fahrzeuge am Anfang am Einsatzort zu haben, denn wir wissen meistens nicht, ob sie gebraucht werden. Ist das nicht der Fall, ziehen wir Einsatzkräfte wieder ab“.
Man kann Wasser auch aus Zisternen entnehmen. Löschteiche (der Begriff darf nur bei bestimmten DIN-Normen geführt werden) und im Notfall sogar ein privater Swimming-Pool können leergepumpt werden.
Übrigens kann man nicht jeden Brand mit Wasser bekämpfen. Es gibt unterschiedliche Löschmittel wie Löschpulver oder Löschschaum. Die unterschiedlichen Löschmittel haben meist nicht nur eine, sondern auch mehrere Wirkungen beim Löschen. Die Hauptlöschwirkung ist die, welche den größten Einfluss auf die Verbrennung hat. Bei Wasser ist es die kühlende Wirkung, bei Löschschaum hingegen das Ersticken.
Beim Fettbrand wird durch Verseifung die brennende Flüssigkeit gelöscht, indem das Löschmittel eine Sperrschicht über dem Öl oder Fett bildet, dadurch wird die Aufnahme von Sauerstoff unterbunden, zugleich kühlt das Löschmittel die brennende Flüssigkeit unter die Selbstzündungstemperatur herunter und verhindert somit ein erneutes Aufflammen des Brandes.
„Metallbrände oder bestimmte Chemikalien können nicht mit Wasser bekämpft werden“, so Stanke. „Wasser würde sich bei sehr hohen Temperaturen in seine Einzelteile, Wasserstoff und Sauerstoff, zersetzen. Wasserstoff ist brennbar und Sauerstoff unterstützt den Brandherd – da hätte man das Gegenteil des gewünschten Löscheffektes.“
Wasser kommt bei der Feuerwehr auch noch im anderen Zusammenhang vor. Es gibt nämlich auch Einsätze auf dem Wasser. Dazu gehören das Bergen von Personen, Tieren oder Gegenständen, aber auch das Auslegen von Ölsperren, Eisrettungseinsätze und Unterstützung von anderen Hilfsorganisationen. „Wir haben noch im letzten Jahr gemeinsam mit dem DLRG eine Übung gemacht. Wir sind heute so gut aufgestellt, dass die Feuerwehr schon im Taucheranzug und mit entsprechendem Sicherungs- und Atemgerät am Einsatzort eintrifft. Wir können sofort reagieren. Notarzt und der Feuerwehrwagen mit dem Boot begleiten den Einsatz.“ Und noch während wir sprechen, kommt genau dieser Einsatzbefehl: Peron im Wasser. „Die Feuerwehr ist die Gefahrenabwehr – zu Wasser und zu Lande. Doch wir nutzen gern die Hilfe von anderen Organisationen, zum Beispiel der DLRG. Alle zusammen haben wir das Interesse, schnell und effektiv zu helfen und zu retten.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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