Serie "Die Stadt macht's" (11): Spielplatzpaten

Aus vergangenen Zeiten: Martina Rehbein (3.v.l.) wurde für ihr Engagement gedankt. Foto: Privat
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  • Aus vergangenen Zeiten: Martina Rehbein (3.v.l.) wurde für ihr Engagement gedankt. Foto: Privat
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Überall im Hattinger Stadtgebiet gibt es Spielplätze. Um die öffentlichen Spielplätze kümmert sich die Stadt Hattingen, sorgt für deren Sicherheit. Doch die städtischen Mitarbeiter können ihre Augen nicht überall haben. Spielplatzpaten unterstützen ehrenamtlich und kümmern sich um den Spielplatz vor der Haustür. Sie gehören zu den Bürgern, die die Arbeit der Stadt unterstützen. Martina Rehbein war mit Gisela Kiesel die erste Spielplatzpatin in Hattingen und erinnert sich im vorletzten Teil der Serie "Die Stadt macht's" zurück.

„Begonnen hat alles 1990. In der Voßnacke in Niederwenigern sollte im Zusammenhang mit einem Neubaugebiet ein Spielplatz gebaut werden. Wir waren hier gerade eingezogen, ich war hochschwanger. Gisela hatte schon einen Sohn, später bekam sie noch ein zweites Kind. Sie war auch gerade eingezogen. Die Anwohner hatten mit der Idee des Spielplatzes zunächst Probleme. Sie befürchteten Lärm und Vandalismus und hatten Sorge, der Sand könnte die überall parkenden Autos durch Werfen beschädigen. Wir als Mütter waren natürlich für den Spielplatz und wollten ihn haben. Wir haben dann versprochen, uns um den Platz zu kümmern, ihn zu betreuen. Das hat dann alle zufrieden gestellt. Obwohl mein Kind längst erwachsen ist, kümmere ich mich bis heute um den Spielplatz“, berichtet Martina Rehbein. Ihre Freundin Gisela ist leider verstorben.
Federführend bei der Idee der Spielplatzpaten war damals Berthold Schlange von der Stadt Hattingen. Er hatte von dem Projekt am Beispiel der Stadt Köln gehört und war begeistert. Und so nahm die Sache ihren Lauf. „Ich mähe bis heute das kleine Rasenstück auf dem Spielplatz. Wir haben damals auch ein Schild gebastelt, welches Autofahrer auf den Spielplatz hinweist, aber nur dann auf dem Gehweg steht, wenn der Spielplatz genutzt wird. Ich kümmere mich um die Kinder und Jugendlichen und spreche sie auch an, wenn etwas nicht in Ordnung ist oder sie leiser sein sollen“, so Martina Rehbein. Einmal, so berichtet sie, habe sie Jugendliche beim Beschmieren der Holzspielgeräte auf frischer Tat ertappt. „Ich habe ihnen Waschzeug geholt und ihnen gesagt, wenn sie das wieder wegschrubben, dann sage ich den Eltern nichts und hole auch keine Polizei. Sie haben drei Stunden geschrubbt, ich habe ihnen noch Getränke und Kuchen gebracht und danach war alles in schönster Ordnung. Die haben das bestimmt nie wieder gemacht“, lacht sie.

Man muss mit den Menschen reden

Überhaupt müsse man mit den Menschen reden, ihnen Dinge erklären. „Ich habe auch bei kleinen Kindern die Erfahrung gemacht, wenn man ihnen erklärt, warum ältere Menschen sich gerne mittags hinlegen und das sie dann leise sein sollen, es funktioniert dann auch.“
Mittlerweile ist der Spielplatz eher ein Mehrgenerationen-Platz und ein Treffpunkt für die ganze Siedlung geworden. „Wir haben eine Boule-Bahn für die Erwachsenen angelegt und die ist sogar mit Beleuchtung versehen. Wir tragen kleine Turniere aus und alle haben viel Spaß. Es gibt auf dem Spielplatz auch eine Kiste mit Kinderspielzeug. Wenn die eigenen Kinder größer werden, gibt es viele, die die nicht mehr benötigten Spielsachen hierher bringen und der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Wir passen auch alle gegenseitig auf den Spielplatz auf, der wirklich ein toller Treffpunkt geworden ist.“
Auch Jugendliche sitzen hier gern. „Es gibt bisher keine Probleme mit Glasscherben oder anderen Dingen. Wie gesagt, ich spreche die Menschen freundlich an und erkläre und dann klappt das auch.“
1992 gab es in Hattingen 19 Spielplatzpaten. „Das Ziel war damals, für jeden Spielplatz einen Paten zu bekommen, der sich kümmert. Und wenn man aufhören wollte, so sollte der Spielplatzpate selbst für Nachwuchs sorgen. Leider hat das nicht funktioniert“, zieht Martina Rehbein eine etwas traurige Bilanz. „Heute gibt es nur noch zwei oder drei Spielplatzpaten. Den meisten ist das Ehrenamt zu aufwändig. Früher arbeiteten viele Frauen höchstens halbe Tage oder gar nicht, da hatte man mehr Möglichkeiten. Zumal man die kleinen Kinder ja mitnehmen konnte. Das hat sich geändert und vielleicht wollen deshalb die Menschen diese Aufgabe nicht mehr übernehmen. Ich mache sie immer noch gern und genieße es auch, dabei mit den Menschen aus der Nachbarschaft ins Gespräch zu kommen.“ Damals, so sagt, sie, sei man sogar mal mit einer größeren Gruppe zu einem Spielgerätehersteller gefahren und habe sich über Spielgeräte informiert. „Wir haben auch Spenden gesammelt“.
Der Spielplatz ist mit Zaun und Tor versehen. Aber nicht abgeschlossen. „Jeder soll freien Zugang haben. Zaun und Tor dienen eher dem Fernhalten der freilaufenden Tiere, wie zum Beispiel Katzen. Damit der Sand eben nicht verschmutzt wird.“
Martina Rehbein möchte ihre Arbeit gern weitermachen. „Ich bin Tanzleiterin für Seniorentanz, habe fünf Tanzgruppen. Ich arbeite ehrenamtlich mit Kindern und alles macht mir Freude. Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, die Kommunikation zwischen Senioren, Kindern und Jugendlichen zu fördern und dafür zu sorgen, dass die Generationen sich wieder mehr begegnen. Wenn ich dazu einen kleinen Beitrag leisten kann, dann ist das schön.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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