Polizeiauto, Sirene, Blaulicht und ein Daumenabdruck

Ganz begeistert waren die Ferienspaß-Kinder während ihres Besuchs bei der Hattinger Polizei vom Erkennungsdienst. Während Polizei-Chef Markus Faßbender (hinten), der die Kinder zwei Stunden lang herumführte und geduldig jede Frage beantwortete, hier ausnahmsweise einmal Verschnaufpause hatte, leistete Wilfried Stoeck (rechts) Schwerstarbeit: Von jedem der elf Kinder nahm er einen Daumenabdruck und Tyler (vorne mitte) durfte sogar auf den „Verbrecherstuhl“.  Foto: Römer
  • Ganz begeistert waren die Ferienspaß-Kinder während ihres Besuchs bei der Hattinger Polizei vom Erkennungsdienst. Während Polizei-Chef Markus Faßbender (hinten), der die Kinder zwei Stunden lang herumführte und geduldig jede Frage beantwortete, hier ausnahmsweise einmal Verschnaufpause hatte, leistete Wilfried Stoeck (rechts) Schwerstarbeit: Von jedem der elf Kinder nahm er einen Daumenabdruck und Tyler (vorne mitte) durfte sogar auf den „Verbrecherstuhl“. Foto: Römer
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Wer hat die Polizei erfunden? Woher stammt der Spruch: die Polizei, Dein Freund und Helfer? Wann gucken wir uns endlich das ganze Polizeihaus an? Gehen wir auch ins Gefängnis? Darf ich am Polizeiauto das Blaulicht anschalten? Machen wir auch mal die Sirene an?

Fragen über Fragen prasselten auf den Hattinger Polizei-Chef Markus Faßbender ein. Gestellt wurden diese und noch viel mehr von elf aufgeweckten Kindern, die im Rahmen des Ferienspaßes zu Gast waren in der Polizei-Inspektion Nord, so der offizielle Titel.
Daher wurden aus den geplanten knapp anderthalb Stunden glatte zwei und Zeit für die Zentrale mit dem Funk- und Telefon-Verkehr im Erdgeschoss blieb dabei noch nicht einmal. Das Polizeiauto draußen, das war halt viel spannender. Und bis alle einmal „am Steuer“ gesessen hatten, das dauerte halt – zumal Markus Faßbender als hauptsächlich „Schreibtischtäter“ nicht sofort den Knopf für Martinshorn und Blaulicht am Armaturenbrett fand. Da mussten sich einige Eltern halt noch ein wenig gedulden, die zum Abholen ihrer Sprösslinge eigentlich pünktlich aufgetaucht waren.
Markus Faßbender jedenfalls bewies eine Engelsgeduld mit den Kindern. Er konnte ihnen beantworten, dass „die alten Griechen“ die Polizei erfunden hatten. In diesem Wort steckt noch das altgriechische „polis“, das „Stadt“ bedeutet. Oder dass der Begriff „Freund und Helfer“ aus dem Berlin von 1926 stammt und bis heute gebraucht wird.
Manchen der mindestens sechsjährigen Kinder, vor allem den jüngeren darunter, wurde bei der Wissbegierde der älteren schnell langweilig. Sie konnten den Rundgang kaum abwarten.
Erster großer Höhepunkt waren die Zellen, die einige klein und ein wenig gruselig fanden. Der überall weiß gekachelte Raum besteht in der Tat nur aus einer Unterlage, die stark an die Turnmatten der Schulzeit erinnert und direkt auf den Boden gelegt werden kann, sowie aus einem „Loch“ zum Hinhocken im Fußboden, wie es auch heute noch in manchen südeuropäischen Ländern für die Notdurft benutzt wird. Mehr nicht. Da kann einem die Zeit ganz schön lang werden.
Spannend waren außerdem der Raum mit den Schließfächern für die Waffen und das Büro des Polizei-Chefs. Denn dort zeigte Markus Faßbender seine unterschiedlichen Uniformen und vor allem seine schusssichere Weste. Da staunten die Kinder, wie schwer (etwa zwei Kilo) das Teil ist.
Beeindruckt waren sie ebenfalls vom „Blutprobenraum“. Sie erfuhren, dass hier nicht nur Alkoholsünder durch einen Arzt „angezapft“ werden, sondern beispielsweise auch Einbrecher. „Der soll hinterher nicht sagen können, er sei bei dem Einbruch so betrunken gewesen, dass er nicht wusste, was er da tat und daher schuldunfähig“, erläuterte der Polizist.
Höhepunkt des Rundgangs – zumindest bis es nach draußen ans Polizeiauto ging – war aber der Besuch bei der Kripo und dort bei Wilfried Stoeck. Als Beamter des Erkennungsdienstes ist er zuständig für die Spurensuche und die Spurensicherung an Tatorten.
Bei ihm durften sich einige Kinder auf den Stuhl setzen, auf dem sonst die „Verbrecherfotos“ gemacht werden. Er führte mit einem Rußpinsel vor, wie Fingerabdrücke – in diesem Fall von Markus Faßbender – sichtbar gemacht werden. Und dann durfte jeder einen Abdruck seines Daumens machen lassen und diesen stolz mit nach Hause nehmen.
Wen interessierten da angesichts dieser Trophäe und dem draußen wartenden Polizeiwagen noch solche Fakten wie: dass rund 60 Polizisten in Hattingen arbeiten, aber keiner dienstlich über eine Ausbildung fürs Polizei-Motorrad verfügt; dass 30 bis 40 Einsätze am Tag gefahren werden, an den Wochenenden und im Sommer oft sogar bis zu 50; dass die Polizisten in drei Schichten arbeiten; dass sie von ihren acht Arbeitsstunden rund drei am Computer verbringen, um Einsatzberichte oder Strafanzeigen aufzunehmen, die bis zu drei eng beschriebene Seiten stark sein können; dass Markus Faßbender als Chef unzählige E-Mails pro Tag lesen und auch die von den Kollegen geschriebenen Berichte prüfen muss; dass zur Hattinger Belegschaft auch zwei Polizei-Schäferhunde gehören?
Es war halt auch ohne diese Zahlen ein ganz spannender und lehrreicher Ferienspaß-Tag für Kinder und Betreuer – Polizeiauto und Fingerabdrücke inklusive.

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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