Menschenkette aus Hüttenleben

Vor den Arbeiterportraits und dem Hochofen: v.l. Dirk Zache, Direktor LWL-Museum, Helmut Helling und Udo Böhm vom Förderverein, Fotografin Astrid Kirschey und Museumsleiter Robert Laube. Foto: Pielorz
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  • Vor den Arbeiterportraits und dem Hochofen: v.l. Dirk Zache, Direktor LWL-Museum, Helmut Helling und Udo Böhm vom Förderverein, Fotografin Astrid Kirschey und Museumsleiter Robert Laube. Foto: Pielorz
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Am 23. April 1987 bildeten 500 Hattinger eine Menschenkette, um gegen die Schließung der Henrichshütte zu demonstrieren. Heute, dreißig Jahre später, hat der Förderverein des LWL-Industriemuseums einhundert Hüttenwerker befragt und von der Fotografin Astrid Kirschey portraitieren lassen. Diese einhundert großformatigen Bilder sind in einer open-air Ausstellung am Hochofen zu sehen. Eröffnung ist am Sonntag, 23. April, 11 Uhr.

Von der Idee bis zur heutigen Präsentation der fotografischen Menschenkette um Hochofen 3 vergingen vier Jahre. Portraits, Fotografien, Videofilme und Interviews mit Ehemaligen entstanden als einzigartige Dokumentation der damaligen Ereignisse, der Auswirkungen auf die Betroffenen und vor dem Hintergrund tiefer Emotionen. Die Arbeiter berichten von Gemeinschaftsgefühlen, von Arbeitsunfällen, vom Kampf um die Hütte und den Ereignissen danach. Neben der fotografischen Menschenkette gibt es ein Buch und einen Film. Zur Eröffnung am Sonntag um 11 Uhr sprechen Michael Pavlicic, stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung, Bürgermeister Dirk Glaser und Fördervereins-Vorsitzender Udo Böhm. Es spielen „Duo Taktlos“. Gegen 13 Uhr wird auf der Leinwand in der Gebläsehalle der WDR-Film „Hattingen – eine Stadt will leben“ von 1987 gezeigt.

Vor dreißig Jahren Menschenkette gegen Hüttenschließung

Die fotografische Menschenkette zum Gedenken an den Hüttenkampf vor dreißig Jahren ist nur ein Teil aus dem gesamten Projekt. Zu den „Hüttenwerker-Treffen“, die Udo Böhm und Helmut Helling vom Förderverein aus anbieten, kommen heute regelmäßig etwa einhundert Ehemalige der Hütte. Eines dieser Treffen inspirierte die Solinger Fotografin Astrid Kirschey 2013 zu dieser Menschenkette. Die Interviews mit den früheren Beschäftigten der Hütte wurden 2015 und 2016 geführt. Noch heute hört man in ihnen den Stolz, Arbeiter der Hütte gewesen zu sein.
„Wenn man sich die Schlagzeilen von 1987 ansieht, so war die Rede von einem stählernen Herzen Hattingens, welches nicht mehr schlägt“, so Dirk Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums. Man befürchtete damals eine Arbeitslosigkeit von rund 25 Prozent. „Zum Glück ist es anders gekommen. Heute arbeiten hier wieder über 2000 Menschen. Wir haben einen Museumsstandort und ein Freizeit- und Industriegebiet. Hattingen ist keine Geisterstadt geworden, sondern hat sich aufgemacht zu neuen Ufern“, so Zache.
Dazu gehört auch, ein Veranstaltungsort geworden zu sein. Konzerte und Partys finden auf dem Museumsgelände statt. Die Gäste werden in nächster Zeit vorbeilaufen und fahren an den lebensgroßen Portraits der einhundert Hüttenleben. Astrid Kirschey, 2012 mit ihren „Generationenportraits“ im Gespräch, übernahm in diesem Jahr die künstlerische Leitung des Projektes „100 Hüttenleben“. „Während junge Menschen oft sofort für die Kamera eine Pose einnehmen, sind die Hüttenleben einfach nur echt. Man stellt sich vor die Kamera wie man eben ist. Das hat die Arbeit auch so faszinierend gemacht.“
Und das Thema bleibt in diesem Jahr Bestandteil weiterer Ausstellungen: Am 12. Mai startet eine Fotoausstellung „Ende der Schonzeit“ mit Horst Dieter Zinn. Er erstellte 1987 eine Fotoreportage über den Hüttenkampf und ist nun, dreißig Jahre später, erneut in Hattingen unterwegs. Am 24. Mai startet eine Ausstellung über Fotografien von Arbeitskämpfen von Michael Kerstgens. Das nächste Hüttenwerker-Treffen für Ehemalige findet statt am Montag, 8. Mai, 15 bis 18 Uhr. Anmeldung unter Telefon 02324/9247151.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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