Mit Lachen und Weinen vier Monate nach Toronto

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(von Lisa Römer)

Der Countdown läuft: Nur noch morgen. Dann startet die frisch gebackene Abiturientin Franziska Ranft in ihr Abenteuer „Kanada“. Die 18-jährige Hattingerin wird die nächsten vier Monate in Toronto/Kanada verbringen.

„Im Moment bin ich unglaublich aufgeregt“, gibt Franziska Ranft zu. Denn noch weiß sie recht wenig darüber, was sie erwarten wird. „Ich weiß nur, dass ich in einem Frauenhaus arbeiten werde. Mit welchen Aufgaben ich dort genau beauftragt werde, kann ich nur mutmaßen. Aber ich denke, es wird etwas mit der Kinderbetreuung zu tun haben.“
Auch über die Gastfamilie, in der die junge Frau die nächsten Monate leben wird, weiß sie noch nichts: „In meiner Wunschvorstellung ist meine ,Familie auf Zeit‘ sehr offen, nett und verständnisvoll. Geschwister, die im selben Alter sind wie ich, wären auch klasse. Am liebsten wäre mir eine Gastschwester. Auf sehr große Hunde als Haustiere würde ich gerne verzichten. Vor denen habe ich ganz schön Respekt.“ Aber generell sei auch sie diesbezüglich sehr offen.
Aufmerksam auf Kanada ist die Abiturientin durch die Organisation Carl Duisberg Centren geworden. „Eigentlich wollte ich als Au-pair in die USA reisen. Dort habe ich aber kein passendes Projekt für mich gefunden. Geplant hatte ich nämlich einen Aufenthalt bis zu maximal sechs Monaten, gefunden habe ich aber nur Angebote, die über ein Jahr gegangen wären. Also habe ich angefangen im Internet zu recherchieren und bin so auf die Carl Duisberg Centren gestoßen“, berichtet Franziska Ranft, „Denn für mich ist es das wichtigste, mich während meines Auslandsaufenthalts sozial zu engagieren. So bin ich schließlich zu der Erkenntnis gelangt, dass die bevorstehenden vier Monate im Frauenhaus doch noch etwas mehr bewegen können als vier Monate Au-pair in einer Gastfamilie.“

Arbeit im Frauenhaus

Die Carl Duisberg Centren unterstützen Franziska Ranft insofern, dass sie die Hattingerin in das Projekt im Frauenhaus und die Gastfamilie vermitteln. Finanziell wird sie hingegen nicht von der Organisation unterstützt. Sie bezahlt ihren Aufenthalt selbst – größtenteils durch Ersparnisse und durch ihre Familie. Für Flug und Unterbringung in der Gastfamilie, durch die Franziska Ranft dann auch verpflegt wird, muss sie rund 4.500 Euro aufbringen.
Generell kann sich jeder, der mindestens 18 Jahre alt ist bei der Organisation melden, da diese nur als Vermittler tätig ist, werden auch sehr selten Teilnehmer abgelehnt. „Ganz im Gegenteil, die Carl Duisberg Centren sind über jeden Teilnehmer froh, außerdem hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl gut betreut worden zu sein. Die Organisation hat auch einen Ansprechpartner vor Ort in Toronto, an den ich mich jederzeit wenden kann, wenn ich Probleme habe oder es wider Erwarten nicht mit meiner Gastfamilie klappen sollte“, betont die junge Frau.
Kanada ist auch nicht das einzige Ziel, das die Stiftung anbietet. Reisen nach beispielsweise Indien, Südafrika oder Australien sind ebenso möglich. Man muss mit den Carl Duisberg Centren auch nicht im Rahmen eines Freiwilligendienstes ins Ausland gehen, sondern kann auch einfach eine Sprachreise machen oder ein Praktikum absolvieren. „Richtige Teilnahmevoraussetzungen gibt es eigentlich nicht, ich musste nur einen Englisch-Sprachtest bestehen“, so Franziska Ranft.

Acht Stunden Flug bis NYC, dann zwei Stunden bis Toronto

„Probleme hatte ich bisher nur mit dem kanadischen Visum. Dabei war ich so ziemlich auf mich alleine gestellt“, klagt die Abiturientin. „Das Problem war nämlich, dass ich mein so genanntes ,working holiday‘-Visum nur übers Internet beantragen konnte. Nirgends gab es einen echten Ansprechpartner, an den ich mich hätte wenden können. Aber letzten Endes hat ja doch noch alles geklappt und ich kann am 27. Juli beruhigt vom Düsseldorfer Flughafen aus starten.“
Die Hattingerin hat eine lange Reise vor sich: „Erst fliege ich acht Stunden nach New York, habe dort einen Zwischenstopp und fliege dann nochmal zwei Stunden weiter bis Toronto.“
Direkt am nächsten Tag beginnt dann auch schon die Arbeit im Frauenhaus. „Das schöne ist aber, dass ich in der Woche nur 20 Stunden arbeiten muss. Somit habe ich noch genügend Zeit für die Gegend und die Kultur“, freut sich Franziska Ranft.
Am 14. November ist ihre Arbeit im Frauenhaus beendet. „Ich bleibe danach zehn Tage in Kanada und mache ein bisschen Urlaub, will auf jeden Fall die Niagarafälle besuchen, bis es dann weiter nach Florida geht. Dort besuche ich drei Wochen meine ehemalige amerikanische Gastfamilie, bei der ich zuvor schon mal zwei Monate gelebt habe.“
Am 16. Dezember endet dann das Abenteuer Ausland. „Theoretisch wäre es auch möglich die Dauer meines Projektes in Toronto noch zu verlängern, aber ich freue mich sicher, Weihnachten dann wieder daheim bei meiner Familie und meinen Freunden zu verbringen.“
Alle freuen sich natürlich mit Franziska Ranft, dass sie diese große Chance wahrnimmt, neue Erfahrungen zu sammeln. „Aber klar, besonders meine beste Freundin und mein Freund sind schon traurig, mich so lange nicht zu sehen. Man kann also sagen, ich werde mit einem weinenden und einem lachenden Auge verabschiedet. Aber das weinende Auge wird sozusagen versteckt, da sie mir den Abschied nicht noch schwerer machen wollen“, weiß Franziska Ranft, „Ich habe noch eine Abschiedsparty mit Freunden geplant und einige davon werden mich zum Flughafen bringen.“
Und die Hattingerin fasst zusammen: „Alles in allem ist meine Reise nach Kanada so ziemlich aus dem Zufall entstanden. In meinem Kopf hatte ich ein riesiges Wirrwar aus Vorstellungen, aber keine so richtig konkrete. Doch jetzt bin ich einfach nur glücklich und freue mich auf die bevorstehende Zeit.“

Franziska Ranft und das Anmeldeformular für ihren Kanada-Aufenthalt. Fotos (2): Lisa Römer
Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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