St. Peter und Paul Hattingen: Nicht mehr überall Eucharistie, Bestattung ohne Pfarrer

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Wir berichteten bereits über den Rotstift, der in der Kirchengemeinde St. Peter und Paul Hattingen angesetzt werden muss. Dabei ist es den Verantwortlichen wichtig, den Gemeindemitgliedern nicht einfach ein Ergebnis vorzusetzen, sondern sie in die Gestaltung einzubinden. Deshalb hat es an allen sieben Kirchenstandorten von St. Peter und Paul in Hattingen Infoabende gegeben. Die Bürger haben davon zahlreich Gebrauch gemacht.

Gekommen sind sie zu allen Informationsveranstaltungen. Besonders gut besucht waren die Standorte, an denen eine Veränderung vermutet wurde. Konkret: Die Aufgabe kirchlicher Gebäude und aufgrund des Priestermangels auch personelle Konsequenzen. In Bredenscheid, Blankenstein und St. Engelbert in Niederbonsfeld waren die Veranstaltungen besonders gut besucht. „Grundsätzlich haben wir eine Atmosphäre des Zuhörens erlebt. Viele Gemeindemitglieder haben sich die Beweggründe angehört, die uns dazu veranlassen, entsprechend zu reagieren“, erklärt Pfarrer Mirco Quint.
Vor allem in St. Engelbert in Niederbonsfeld sei man aber auch auf eine Situation gestoßen, die weniger mit finanzieller Notlage zu tun habe, sondern eher mit dem Unverständnis für die inhaltlichen Veränderungen im allgemeinen. „Es gibt an vielen Standorten Kirchen und Gemeindehäuser. Hier stellt sich die Frage, ob man eben wirklich beides braucht und erhalten kann. In St. Engelbert haben wir die Situation, dass viele Ehrenamtliche Zeit und Geld investiert haben in Kirche und Gemeindehaus und uns die Frage stellen, wieviel Geld sie sammeln müssen, um alles zu erhalten. Es gibt ein aktives Gemeindeleben, es gibt Vermietungen der Räumlichkeiten. Doch beides hat nicht immer inhaltlich und strukturell mit den Aufgaben der Kirche zu tun“, so die Pfarrer Winfried Langendonk und Mirco Quint.

Wir müssen uns für die Zukunft aufstellen

Beide finden das Engagement gut, aber: „Wenn die Kirche Räumlichkeiten vorhält, die zum Beispiel für nicht-kirchliche Veranstaltungen vermietet werden, so deckt die Miete gewiss die Betriebskosten. Aber wenn in diese Gebäude bezüglich des Erhaltes dann irgendwann investiert werden muss, tauchen finanzielle Probleme auf.“ Ein aktiver Freizeittreff als Anlaufpunkt eines Stadtteils ist schön. „Aber wir müssen die Frage beantworten, was wir als Kirche in Zukunft finanzieren können.So denken wir beispielsweise darüber nach, ob man Gemeindehäuser oder Kirchen so umbauen kann, dass sowohl Gottesdienste als auch Geselligkeit bei Veranstaltungen möglich sind. Hier sind Fragen zu beantworten wie der Anbau sanitärer Anlagen oder abgetrennter Altarbereiche“, erläutert Mirco Quint.
Der anzusetzende Rotstift wirft auch viele Fragen auf. Ist es beispielsweise sinnvoll, in Welper in der St. Josef-Straße ein Gemeindezentrum im ersten Stock vorzuhalten? Nicht barrierefrei und wohl auch viel zu groß.
Neben der Aufgabe von Gebäuden ist der Personalmangel bei Priestern ein großes Problem. „Wir werden zwar an allen sieben Standorten von St. Peter und Paul noch Gottesdienste feiern, aber nicht überall Eucharistie. Denn dafür braucht man einen Pfarrer. Wir werden im kommenden Jahr mit der Ausbildung von Ehrenamtlichen zu Gottesdienstleitern und zum Bestattungsdienst beginnen. Die Beerdigung ist kein Sakrament, für das ein Pfarrer benötigt wird. Mit einer guten Ausbildung können das Ehrenamtliche, die beispielsweise durch ihre Verbindung zum Verstorbenen im Pflegeheim, im Hospizbereich oder sonstwo auch eine viel persönlichere Beerdigung durchführen können“, erläutert Winfried Langendonk.
Auch die Technik soll in Zukunft stärker genutzt werden. Gottesdienste, die ins Internet übertragen werden, geschlossene Gruppen zur Firmvorbereitung bei Facebook: Alles ist denkbar.
„Wir könnten beispielsweise nach dem ins Internet übertragenen Gottesdienst mit Kommunionshelfern die Menschen zuhause aufsuchen. Sie bringen die Hostie vorbei und vielleicht haben sich mehrere Menschen vor dem Fernseher versammelt, den Gottesdienst gesehen und nehmen dann die Kommunion entgegen“, so Langendonk.
Wichtig ist den Pfarrern, neue Wege zu gehen, Veränderungen als Chance zu begreifen. „Wir kommen nicht morgen mit dem Bagger, aber wir müssen heute etwas tun, um für die Zukunft gerüstet zu sein.“
Noch bis Anfang Dezember können Gemeindemitglieder Anregungen und Beschwerden loswerden. Dann werden die Ideen besprochen und schließlich entschieden.

Eine Podiumsdiskussion zum Thema Sterbebegleitung und Trauerarbeit gibt es am Donnerstag, 9. Oktober, 19.30 Uhr, im Pastor-Schoppmeier-Haus, Bahnhofstraße 21. Die Veranstaltung gehört zur Reihe "Bestatten und Gedenken".

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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