Wir sind Hattinger: Carl Hundt (1815-1860)

Carl Hundt. Foto: Stadtarchiv Hattingen

Carl Wilhelm Hundt ist mit der Presse der Stadt Hattingen eng verbunden, legte er doch mit seiner Druckerei und der Herausgabe der „Märkischen Blätter“ wahre Meilensteine der Stadtgeschichte. Geboren wurde der Unternehmer nicht in Hattingen. Seine Eltern waren Johann Henrich Hundt und Elisabeth Gertrud Hundt, geborene Höfken. Sein Vater erblickte in Hamm, seine Mutter in Hattingen das Licht der Welt. Hundt selbst soll 1814/15 das Licht der Welt erblickt haben. Das sagt jedenfalls das Personenstandsregister von 1849, wohl aber nicht in Hattingen. Die Stadtschule (vormals Lateinschule) soll er aber in Hattingen besucht haben

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Seine Ausbildung als als Buchbinder erhielt er in Mülheim an der Ruhr, danach ging er auf Wanderschaft in seinem Vaterland. Nach seiner Soldatenzeit kehrte er in die Hattinger Heimat zurück. Der Buchbindermeister Carl Hundt eröffnete im Jahr 1837 in Hattingen am Obermarkt 57 der Stadt eine Buchhandlung und Buchbinderei. 1841, im Alter von 25 Jahren, heiratete er Friederike, sie war Putzmacherin und Zeitungsverlegerin und fünf Jahre jünger als er. Verzeichnet sind die Kinder Emilie (1841), Heinrich (1845) und Rudolph (1848). Im Haushalt der Familie lebte noch seine Schwiegermutter, zwei Mägde, ein Schriftsetzer und die frühere Besitzerin des Hauses am Obermarkt. Es dürfte nicht leicht gewesen sein, in jenen Zeiten alle diese Menschen mit Brot zu versorgen.
Carl Hundt gab dann unter dem Namen „Märkische Blätter“ für die Stadt Hattingen und die benachbarten Gemeinden im Umland ab dem 1. März 1849 eine Zeitung heraus, die zwei- bis dreimal pro Woche erschien. Die Druckerei war der Buchhandlung angegliedert und wurde bis zu seinem frühen Tod 186o von ihm geführt. Damals musste Hundt an den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen in Münster einen Antrag stellen, diese Zeitung herausgeben zu dürfen. Am 29. Januar 1849 wurde der Antrag gestellt und nur kurze Zeit später konnte die erste Ausgabe in Druck gehen. Allerdings war es nicht die erste Zeitung in der Stadt und einige kleine Druckereien gab es auch schon - so steht es in dem Werk „Die Geschichte eines Bürgerhauses 1848 bis 1938. Von der Gründung und dem Werden der Firma C. Hundt“ im Hattinger Stadtarchiv.

Antrag stellen für Herausgabe einer Zeitung

Im Antrag auf Herausgabe der „Märkischen Blätter“ schreibt Carl Hundt zur Grundhaltung der Blätter: „Märkische Blätter, Mitteilungen über Politik, Gewerbe, Landwirtschaft, Gemeindeverhältnisse – Unter obigem Titel wird im unterzeichneten Verlag eine Zeitschrift vom 15. Februar des Jahres an erscheinen, und regelmäßig jeden Mittwoch und Sonnabend in einer Nummer ausgegeben werden. Die Märkischen Blätter werden zunächst 1.Besprechungen über städtische und Gemeinde-Verhältnisse des Kreises liefern, 2. Durch Aufnahme von Novellen, Erzählungen, Anekdoten und Gedichten usw. für eine angenehme Unterhaltung sorgen, 3. In möglichster Kürze das Wichtigste der politischen Tagesereignisse liefern, 4. Aus dem Gebiete der Gewerbe und der Landwirtschaft gemeinnützige Mitteilungen machen; 5. Anzeigen aller Art unter der Rubrik ,Öffentliche Anzeigen‘ in seinen Spalten aufnehmen. Hinsichtlich ihrer engeren politischen Tendenz stellen sich die Märkischen Blätter auf den Boden der konstitutionellen Monarchie und werden in diesem Sinne von Zeit zu Zeit leitende Artikel liefern. Sie werden stets für Gesetz, Ordnung und Sittlichkeit in die Schranken treten, überhaupt, dass nur auf diesem Wege das Heil des Vaterlandes erblühen kann.“ Carl Hundt zeichnet verantwortlich als Redakteur, Drucker und Verleger.
Im Gefolge der Revolution 1848 war zwar die Pressefreiheit festgeschrieben, aber die Regierung wusste mit verschiedenen Mitteln die Zugeständnisse zu beeinflussen. Wer, wie Hundt, eine Zeitung mit politischen Artikeln herausbringen wollte, war kautionspflichtig und diese Summen, die sich nach der Größe der Städte richteten, waren nicht gering. Steuerabgaben und noch geringe Abonnentenzahlen taten das Übrige, um Hundt und Mitstreitern das Leben schwer zu machen.
Nach seinem Tod führte seine Frau Friederike Hundt Verlag und Druckerei weiter, die fortan unter dem Namen „C. Hundt sel. Wwe.“ firmierte. Mit der Ernennung Hattingens zur Kreisstadt im Jahr 1885 wurde der Name in „Hattinger Zeitung“ geändert, zusätzlich erhielt sie den Titel Amtliches Kreisblatt. Während des Ersten Weltkrieges erlangt ein Fenster des Verlagshauses Berühmtheit. Aus dem so genannten „historischen Eckfenster“ am Obermarkt im ersten Stock verkündete ein Redakteur täglich die aktuellsten Meldungen von der Front. Die Geschäftsstelle war durch einen Eingang in der Kleinen Weilstraße zu erreichen.
Zum 1. Januar 1936 wurde auf Befehl der Gauleitung der Name erneut gewechselt – sie hieß nun „Heimat am Mittag“. Im Jahr 1966 wurde sie umbenannt in „Ruhr-Anzeiger“ und ging 1972 in den Besitz der WAZ-Mediengruppe über. Seitdem erscheint sie mit dem Untertitel „WAZ“. Seit 2006 befindet sich in dem Gebäude eine Buchhandlung.

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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