„Wir werden gebraucht!“

Das Schicksal der siebenjährigen Rana, die vor drei Jahren von ihrem eigenen Vater mit Batteriesäure überschüttet wurde, ging Babak J. Esfahani besonders nah.
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Babak J. Esfahani, in Hattingen praktizierender Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie, war kürzlich für die Sektion Rhein/Main von INTERPLAST-Germany im Einsatz. Der Arzt, der sonst in der Klinik für Plastische/Ästhetische Chirurgie und Handchirurgie von Dr. Karl Schuhmann am Evangelischen Krankenhaus in Hattingen tätig ist, machte sich gemeinsam mit vier weiteren engagierten Fachkräften auf den Weg in den Iran, um dort kostenlos Bürger zu operieren, denen diese Leistungen wohl sonst verwährt geblieben wären.

„Zu unseren Patienten zählten Kriegs- und Unfallopfer aus sozial benachteiligten Familien“, so Esfahani. „Es ist nicht so, dass es dort nicht das geeignete Fachpersonal für Plastische Chirurgie gibt, ganz im Gegenteil: Teheran ist sogar die Welthauptstadt der Nasenchirurgie. Aber viele Menschen können sich die Behandlungen schlichtweg nicht leisten.“ Und für genau diese Menschen sind die Ärzte der Organisation im Einsatz, nicht nur im Iran, sondern in zahlreichen Entwicklungsländern weltweit (Kamerun, Gambia, Tansania, Eritrea, Angola, Ecuador, Brasilien, Haiti, Guatemala sowie Kirgisien, Kambodscha, Myanmar, Süd-Vietnam, Jemen etc.).
Babak J. Esfahani engagierte sich das erste Mal im Ausland, den Ort wählte er ganz bewusst: „Ich habe persische Wurzeln, daher habe ich einen besonderen Bezug zu dem Land.“ Nicht nur in der Hauptstadt Teheran, sonder auch in Isfahan habe er Operationen durchgeführt. Außerdem brachten die Mitglieder der Sektion Rhein/Main kiloweise Materialspenden mit in die Krankenhäuser, mit denen sie zusammenarbeiteten.

„Schon im Vorfeld musste viel organisiert und verschiedene Genehmigungen eingeholt werden.“ Unter anderem auch, damit die Nachsorge der Patienten gewährleistet werden kann.„Durch die Kontaktpersonen und Organisationen vor Ort wurde außerdem eine Patienten-Vorauswahl getroffen.“
Viele der Patienten hätten auch nicht nur mit Verbrennungen und Fehlbildungen zu kämpfen, sondern seien auch psychisch labil. Jüngste Patientin in diesen zehn Tagen war die siebenjährige Rana. „Ihr Schicksal ging mir auch besonders nah“, so der Facharzt, der mit seinen Kollegen in der Hattinger Klinik täglich plastisch-ästhetische Eingriffe und Behandlungen durchführt. „Sie wurde vor rund drei Jahren von ihrem eigenen Vater bei einem Streit mit Batteriesäure überschüttet. Auch ihre Mutter war in diesen Streit involviert, sie überlebte ihn nicht.“ Nun würde das Mädchen von ihrem Großvater aufgezogen werden und hat bereits zahlreiche Eingriffe hinter sich. „Der Großvater musste sein ganzes Hab und Gut verkaufen, um die bisherigen Operationen seiner Enkelin finanzieren zu können“, weiß Esfahani. Durch den humanitären Hilfseinsatz von INTERPLAST sowie einer Hilfsorganisation vor Ort, ist nun aber sichergestellt, dass Rana weiterbehandelt wird.

Die Eindrücke, Erlebnisse und Einzelschicksale machen einen sehr betroffen, so der Facharzt. Dennoch: „Die große Dankbarkeit der Patienten und ihrer Angehörigen hat mir gezeigt, dass es gut und richtig ist, was ich mache. Wir werden gebraucht, auch wen das der eine oder andere Kollege aus dem Iran vielleicht nicht so gern gesehen hat.“ Skepsis sei teilweise zu spüren gewesen. „Die anderen Umstände dort, haben auch für einige Hindernisse gesorgt“, berichtet er.
Das halte ihn aber nicht davon ab, weitere Einsätze für die Sektion durchzuführen. Auch sein Chef Dr. Schuhmann fährt im Januar erst wieder mit INTERPLAST nach Indien. „Unser Ziel ist es, regelmäßig in solche Länder zu fliegen und zu helfen.“ Das sei ihm eine Herzensangelegenheit. „Solange mir meine Familie und das Team der Hattinger Klinik den Rücken stärken und ich die Energie dafür habe, möchte ich mich weiterhin weltweit engagieren.“

Infos zu INTERPLAST-Germany:
-Die Mitglieder von INTERPLAST-Germany führen unentgeltlich plastisch-chirurgische Operationen in Entwicklungsländern durch.
-Die Patienten leiden unter Gesichtsfehlbildungen, Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten, Handfehlbildungen, Verbrennungsnarben, Defekten durch Unfälle oder Kriegsfolgen.
-Die Operationsteams fahren in ihrem Urlaub in das jeweilige Gastgeberland.
-Weitere Informationen zu INTERPLAST finden Interessierte im Internet unter www.interplast-germany.de.
-Bürger können die humanitäre Arbeit von INTERPLAST-Germany mit Spenden unterstützen: Sektion Rhein/Main (Dr. Ruth Alamuti), Kto: 0017 061 888; BLZ: 560 501 80, Sparkasse Rhein-Nahe, IBAN: DE 78 56050 1800017061888

Autor:

Maren Menke aus Velbert

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