Mit der Sprache kommt die Arbeit

Nourad Sayed Suliman möchte gern in Deutschland leben und arbeiten. Foto: Pielorz
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  • hochgeladen von Dr. Anja Pielorz

Fast täglich gibt es neue Erkenntnisse zum fünfjährigen Bürgerkrieg in Syrien. Und fast täglich gibt es Berichtete zu geflüchteten Syrern. Auch Nourad Sayed Suliman ist aus Homs in Syrien geflohen. Das war im Sommer letzten Jahres. Heute lebt er in Hattingen.

Vor einem Jahr und zwei Monaten kam der Syrer nach Deutschland. Allerdings nicht als Ergebnis einer monatelangen beschwerlichen Flucht, sondern mit dem Flugzeug aus dem Libanon nach München. Dort lebt ein Onkel seiner Frau und arbeitet als Arzt. „Ich bin Apotheker und Labortechniker und habe in Ungarn studiert. Ich hatte in Homs ein Labor und ein Haus. Dann kam der Krieg und meine Lebensgrundlage wurde zerstört. Mein Labor ist kaputt. Nach einiger Zeit habe ich beschlossen, zu fliehen. Meine Frau und mein kleiner Sohn, knapp zwei Jahre alt, leben in einer Wohnung im Libanon. Ich habe sie seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen. Meine Mutter, 60 Jahre, lebt noch in Homs. Ich habe Kontakt über Telefon und Skype. Mein Bruder wurde verhaftet und niemand von unserer Familie weiß, ob er noch lebt. Ich möchte meine Familie gern nach Deutschland holen, wenn ich Arbeit gefunden habe“, erzählt er.
Eingereist ist Nouras Sayed Suliman mit einem Visum von der deutschen Botschaft im Libanon für Arbeitsplatzsuchende. Weil er in Ungarn, einem EU-Land, studiert hat, wird seine Ausbildung anerkannt. Doch für die Approbation als Apotheker benötigt er einen Sprachnachweis der deutschen Sprache. Die Kurse dazu hat er bereits alle besucht, doch die Abschlußprüfung steht noch aus. „Ich habe sie bisher nicht bestanden“, seufzt er. „Ich muss mehr üben und mich mit Deutschen unterhalten.“ Das Interview führen wir übrigens ohne Probleme in deutscher Sprache...
Das Visum ist längst abgelaufen. Es war ein halbes Jahr gültig. Danach erhielt Suliman eine Fiktionsbescheinigung, deren Gültigkeit im November diesen Jahres ausläuft. Damit weist er das Bestehen eines vorläufigen Aufenthaltsrechts nach, das mit dem bei der Ausländerbehörde gestellten Antrag auf Erteilung oder Verlängerung einer Aufenthaltserlaubnis häufig entsteht und ebenfalls verlängert werden kann.
Derzeit lebt Suliman vom Ersparten. „Ich habe Wertsachen verkauft, als ich Syrien verlassen habe. Aber ich zahle hier die Miete und den Lebensunterhalt und für meine Frau und meinen Sohn im Libanon auch. Auf Dauer wird das zu teuer“, sagt er.
Einen Antrag auf Asyl muss er noch stellen. „Das ist auch wichtig, um meine Familie zu holen. Auch meine Mutter will nicht mehr in Syrien leben.“
Schwer sei das alles aber schon, denn man verlasse schließlich die Heimat. „Aber ich kann ja noch nicht einmal sagen, ob ich jemals wieder dort leben werde. Ich weiß nicht, was kommt, wenn der Krieg zu Ende ist. Und es ist doch alles kaputt dort.“
Hier fühle er sich wohl und eines ist ihm besonders wichtig: „Danke Deutschland. Wenn ich die Sprachprüfung geschafft habe, dann kann ich arbeiten.“

Autor:

Dr. Anja Pielorz aus Hattingen

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