„Hattingen solidarisch“ braucht jetzt selbst Hilfe

Der am 21. April 2010 gegründete Verein „Hattingen solidarisch“ ist bei den Bedürftigen dieser Stadt ein Begriff, leider aber nicht bei den dringend benötigten Sponsoren. Die spenden lieber für Kinder, klagen Ulrike Dieckmann (stellvertretende Vorsitzende) und Vorsitzender Bernd Loewe (beide im Foto). Dabei hat Hattingen rund 5.500 arme Menschen in der Stadt, die dringend auf Sachleistungen auch durch den Verein angewiesen sind. Foto: Römer
  • Der am 21. April 2010 gegründete Verein „Hattingen solidarisch“ ist bei den Bedürftigen dieser Stadt ein Begriff, leider aber nicht bei den dringend benötigten Sponsoren. Die spenden lieber für Kinder, klagen Ulrike Dieckmann (stellvertretende Vorsitzende) und Vorsitzender Bernd Loewe (beide im Foto). Dabei hat Hattingen rund 5.500 arme Menschen in der Stadt, die dringend auf Sachleistungen auch durch den Verein angewiesen sind. Foto: Römer
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Eigentlich ist es ganz einfach, was „Hattingen solidarisch“ als Vereinsziel hat: Hattingern, die in eine Notlage geraten sind, die sie aus eigener Kraft nicht bewältigen können, unbürokratisch helfen. Alles andere als einfach ist es für den gemeinnützigen Verein allerdings, dafür selbst Unterstützung zu erhalten.

Momentan ist die Lage von „Hattingen solidarisch“ sogar so angespannt, dass sich der Verein mit einer Art „Hilferuf“ an die Öffentlichkeit wendet.
Vorsitzender Bernd Loewe: „Anfang des Jahres sind wir von 39 Anträgen auf Unterstützung regelrecht überrollt worden. Daran sieht man, wie wichtig unsere Vereinsarbeit für Hattingen ist. Andererseits übersteigt eine solche Flut aber auch das, was unser Verein ohne Unterstützung zu leisten imstande ist.“
Nur rund 20 Mitglieder zählt „Hattingen solidarisch“. Vier Euro beträgt der monatliche Mitgliedsbeitrag – mindestens. Fast alle Vereinsmitglieder zahlen freiwillig mehr. Seit der Vereinsgründung konnten sie immerhin rund 33.000 Euro an Bedürftige in Form von Sachleistungen übergeben. Hauptsächlich sind dies Waschmaschinen für kinderreiche Familien oder auch Kühlschränke.
Was sich der Verein wünschen würde, das wäre mehr verlässliche Unterstützung durch Sponsoren. Dadurch käme mehr Geld in die Kasse und dadurch wäre mehr Unterstützung bedürftiger Hattinger möglich. Immerhin gelten in unserer Stadt knapp 5.500 Menschen als arm, weil sie weniger als 700 Euro im Monat zum Leben haben.
„Familien, die Hartz IV beziehen, kommen mit zwei bis drei Kindern trotz Kindergeld kaum über die Runden“, weiß Bernd Loewe. „Auch wenn die Unterstützung weitreichend ist, so müssen diese Familien doch Energiekosten selbst übernehmen. Aber gerade solche Familien haben wegen des höheren Anschaffungspreises eben keine Energieeffizienzgeräte.“
Seine Stellvertreterin Ulrike Dieckmann ergänzt: „Natürlich hat der Gesetzgeber das seinerzeit mit im Hartz-IV-Satz berücksichtigt. Aber in der Realität ist es doch nirgendwo so, dass jeden Monat ein bestimmter Betrag vom Hartz IV beiseite gelegt wird oder werden kann, falls mal irgendwann ein Gerät kaputt geht. So kommt es eben schnell zu einem finanziellen Engpass in der Haushaltskasse. Wir helfen dann, fragen aber immer nach, ob jemand wenigstens einen kleinen Teilbeitrag von sagen wir mal 50 Euro mittragen kann oder zumindest bei einer Wohnungsrenovierung als Eigenleistung das Streichen der Wände übernimmt.“
Was die beiden Vertreter von „Hattingen solidarisch“ – der Verein arbeitet seit der Gründung eng zusammen mit beispielsweise, Diakonie, Sprungbrett, Donum Vitae, Frauenberatung und der Stadt Hattingen – ein wenig betrübt: „Bei unserer Suche nach Sponsoren haben wir leider erfahren müssen, das Kinder scheinbar mehr ,ziehen‘ als arme Menschen. Dabei sind es ja auch viele Kinder, die unser Verein unterstützt. Wir kooperieren da mit Hattinger Schulen, unterstützen Kinder und ihre Familien durch Zuschüsse zu Klassenfahrten, Essen in der Schule, bei Tornistern, Brillen, Fahrrädern, Kleidung oder Schuhen.“
Doch jetzt ist der Verein an seine Grenzen gestoßen. Bernd Loewe: „Wenn finanziell nichts passiert, müssen wir unsere Arbeit für die armen Menschen in Hattingen, für die wir oft die allerletzte Hilfs­instanz sind, zumindest einschränken. Bis letztes Jahr sah es bei uns finanziell noch ganz gut aus, doch durch die Antragsflut Anfang des Jahres sind wir vollkommen überrollt worden. Zum weiteren Helfenkönnen brauchen wir jetzt selbst Hilfe. Denn bei den Bedürftigen ist ,Hattingen solidarisch‘ ein Begriff, aber leider nicht bei den Hattingern, die Geld spenden könnten, um den Armen dieser Stadt zu helfen.“

Was sagen unsere Lokalkompass-User: Hat "Hattingen solidarisch" recht mit der Meinung, dass Sponsoren lieber für Kinder spenden denn für andere gemeinnützige und ebenfalls wichtige Vereine oder Einrichtungen?

Autor:

Roland Römer aus Hattingen

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