Marienhospital: "Wäscheklammer" repariert das Herz

Zeigen Herz fürs Herz (von links): Theo Freitag (Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe), Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe (Direktor der Medizinischen Klinik II für Kardiologie und Angiologie am Marienhospital) und Dr. Thomas Butz (Oberarzt an der Klinik). Rechts ein Bild des neuen Mitralclips. WB-Foto: Detlef Erler
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  • Zeigen Herz fürs Herz (von links): Theo Freitag (Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe), Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe (Direktor der Medizinischen Klinik II für Kardiologie und Angiologie am Marienhospital) und Dr. Thomas Butz (Oberarzt an der Klinik). Rechts ein Bild des neuen Mitralclips. WB-Foto: Detlef Erler
  • hochgeladen von Bernhard W. Pleuser

Er ist nur 1,5 Zentimeter lang, besteht aus von Polyester überzogenem Kobalt-Chrom und ähnelt einer Wäscheklammer. Doch der neue Mitralclip vermag trotz seiner Winzigkeit große Dinge bei Herzmuskelschwäche zu vollbringen. Eingesetzt wird er minimal-invasiv im Marienhospital.

„Bei Herzerkrankungen entsteht häufiger eine Herzmuskelschwäche mit Erweiterung der Herzhöhlen“, erklärt Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe, Direktor der Medizinischen Klinik II am Herner Marienhospital.

„Dadurch wird der Ansatz der Mitralklappe gedehnt, was zu einer Undichtigkeit führen kann. Die Folge: eine deutliche Zunahme der Herzschwäche mit Symptomen wie Luftnot und verminderter Belastbarkeit bis hin zu lebensbedrohlichen Wasser-Ansammlungen in der Lunge. Patienten geraten schon beim Treppensteigen völlig außer Atem.“

Alternative: Ersatz der Herzklappe

Bislang konnte den Kranken nur in einer aufwändigen Operation mit einer Rekonstruktion oder einem kompletten Ersatz der Herzklappe geholfen werden. Nach dem Eingriff muss der Operierte etwa zwei Wochen in der Klinik bleiben, danach folgen drei Wochen Reha. „Stark geschwächte Patienten würden diese OP allerdings nicht überstehen“, betonte Trappe.

Ganz anders beim „Mitralclipping“, der minimal-invasiven Alternative. Dabei wird ein Katheter über eine Vene in der Leiste in den linken Herzvorhof geschoben. Über eine Schleuse wird ein weiterer Katheter eingebracht, an dessen Ende der Mitralclip sitzt. „Es handelt sich um eine Klammer, die die beiden undichten Segel der Mitralklappe fasst und aneinander heftet – wie eine winzige Wäschklammer“, erläutert Prof. Trappe.

Der gesamte Eingriff dauert ein bis zwei Stunden und wird in Vollnarkose vorgenommen. Nach vier bis fünf Tagen darf der Patient das Krankenhaus verlassen. „Und das Metall des Clips hält lebenslänglich.“

Nur sehr erfahrene Kardiologen können den Eingriff durchführen. Modernste technische Ausstattung der Klinik ist ebenfalls ein Muss. Etwa 40 bis 50 Krankenhäuser in Deutschland bietet derzeit das neue Therapieverfahren an. Trappe rechnet in der St. Elisabeth Gruppe mit etwa 50 Patienten pro Jahr.

Winziger Clip kostet 22.000 Euro

Der Mitralclip, der von der US-Firma Abbott in Wetzlar hergestellt wird, ist kein preiswertes Teil: Er kostet 22.000 Euro, der gesamte Eingriff schlägt samt Krankenhaus-Aufenthalt mit etwa 30.000 Euro zu Buche. Die traditionelle Operation ist allerdings ähnlich teuer. Sie wird am stehenden Herzen ausgeführt, die minimal-invasive Variante, jedoch am schlagenden Herzen. Auch das spricht für sie.

Die neue Methode ist in Europa bereits seit einiger Zeit zugelassen, in den Vereinigten Staaten, dem Hauptsitz der Hersteller-Firma, aber erst seit kurzem. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
www.marien-herne.de

Zeigen Herz fürs Herz (von links): Theo Freitag (Geschäftsführer der St. Elisabeth Gruppe), Prof. Dr. Hans-Joachim Trappe (Direktor der Medizinischen Klinik II für Kardiologie und Angiologie am Marienhospital) und Dr. Thomas Butz (Oberarzt an der Klinik). Rechts ein Bild des neuen Mitralclips. WB-Foto: Detlef Erler
Und so sieht das Mitralclipping in der OP-Praxis aus. | Foto: St. Elisabeth Gruppe
Autor:

Bernhard W. Pleuser aus Essen-Kettwig

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