Horst Schüssler kreiert Sudokus

Ein wahrlich zahlenfreudiger Geist steckt in Horst Schüssler. Foto: ST
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  • hochgeladen von Stephanie Klinkenbuß

Graf Zahl aus Herten hat wieder zugeschlagen, und wenn er das tut, dann rauft sich die Redaktion die Haare. Dem Wort verpflichtet, fehlt den meisten jeder Sinn, sich in Horst Schüsslers Zahlensalat hineinzudenken.

Seit Jahrzehnten rätselt, tüftelt und kreiert der 78-Jährige "Magische Quadrate", die ausgesprochen anspruchsvoll sind und die er allein mit eigener Denkleistung ersinnt. X-Sudoku nennt er sie, denn die Eins-bis-neun-Zahlenreihe muss auch diagonal stimmen. Ausgestattet mit Sudoku-Grundkenntnissen mache ich den Selbstversuch.

Bevor ich mich seinem neuen Werk, ein aus 32 mal 32 Quadraten bestehendes Feld, zuwende, übe ich mich zunächst in seinen "überschaubareren" Zahlenspielen: ich verteile die Zahlen eins bis fünf in 25 Kästchen derart, dass in elf Reihen keine Zahl doppelt erscheint. Elf Reihen, weil die Diagonale eben auch berücksichtigt wird. Bald fange ich an zu schwitzen ...

Magische Quadrate

Im Herbst 1950, Horst Schüssler drückte als Zwölfjähriger in Schleswig-Holstein die Schulbank, erteilte der Lehrer den Jungen in der Klasse eine Sonderaufgabe, die wie eine Initialzündung für sein späteres Tun wirkte: drei mal drei so genannte lateinische Quadrate sollten mit Zahlen gefüllt werden. Bereits da erdachte er weiter eigene Zahlenspiele und zeigte sein Ergebnis später seiner Oma. "Das hat dein Großonkel schon vor 50 Jahren gemacht", entgegnete sie. Ein Talent, das dem Wahlhertener vielleicht in die Wiege gelegt wurde.

Indes, seine Leidenschaft stieß und stößt nicht bei jedem auf Interesse. Als er die Berufsschule besuchte und einen Schulkollegen für seine "Magischen Quadrate" zu begeistern versuchte, erwiderte dieser: "Hau ab mit deiner brotlosen Kunst". "Immerhin hat er das schon 'Kunst' genannt", kommentiert der Zahlenakrobat trocken.

Dass ein wahrlich zahlenverrückter Geist in Horst Schüssler steckt, zeigt die Konstruktion seiner X-Sudokus, die er alle aus dem Kopf - nicht mit einem Computerprogramm - komponiert. Drei verschiedene Konzepte, die mindestens 17 Zahlen in die Kästchen zu verteilen, hat er entwickelt. Sein jüngstes Werk besteht aus 1024 Quadraten, die mit Zahlen von eins bis 1024 so angeordnet werden müssen, dass jede wagerechte, senkrechte und diagonale Reihe zusammenaddiert jeweils 16.400 ergibt. Er selbst löst übrigens auch Sudokus, die nur über 16 vorgegebene Zahlen verfügen.

Satz des Pythagoras als Zahlenspiel

"Lange Zeit habe ich mich nicht mit den Quadraten beschäftigt. Erst als ich ins Krankenhaus kam und mich ablenken wollte, erinnerte ich mich dieser Leidenschaft", erzählt Horst Schüssler. Seither ist er ausgesprochen rührig, kreiert immer wieder neue Zahlenspiele, bei denen Mal der Satz des Pythagoras - a zum Quadrat plus b Quadrat gleich c Quadrat - berücksichtigt werden muss, dann wieder können es auch Buchstaben sein, die aber kein Wort ergeben, sondern ebenfalls als abstrakte, mathematische Objekte fungieren.

Er hat noch viel vor mit seinen "Magischen Quadraten", freut sich, wenn die Apotheken-Zeitung eines seiner Zahlenspiele abdruckt. "Ich möchte gerne noch mal groß 'rauskommen mit meinen Denkaufgaben. Sie trainieren das Gehirn und machen Spaß", hofft Horst Schüssler auf einen großen Durchbruch, auch auf einen Sponsor.

In seiner Familie konnte er bislang weder ein weiteres Zahlentalent wie ihn ausmachen, noch stößt er auf viel Interesse. Jetzt setzt er auf sein Enkelkind ...
Ich selbst hab' inzwischen auch geraufte Haare, ein unvollendetes X-Sudoku und trotz Spaß an der Sache eine Ahnung, dass auch ich eher wortverrückt bin.

Autor:

Stephanie Klinkenbuß aus Herten

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