Gut, dass wir nicht in Hamburg wohnen

„Besucht uns doch mal, wenn ihr zufällig in der Nähe seid“ So oder ähnlich verabschiedet man sich traditionell von seinen Urlaubsbekanntschaften – egal, ob sie sympathisch oder letztendlich nur nervig gewesen waren. Diese Standard-Floskel birgt für uns Hertener keinerlei Gefahrenpotential, weil unsere attraktionsarme Heimatstadt verständlicherweise nicht gerade erste Wahl unter den Reisezielen ist.

Urlauber aus Hamburg oder München hingegen können sich der Anhänglichkeit der „neugewonnenen Freunde“ absolut sicher sein. Wer während eines Gardasee-Aufenthalts alle fünf Minuten großspurig von seinem in "Wiesn-Nähe“ gelegenen Haus erzählt, darf sich nicht wundern, wenn zu Zeiten des Oktoberfestes ständig irgendwelchen Schmarotzern freie Kost und Logis zu gewähren ist. Ganz ähnlich ergeht es den Hamburgern, denen die Urlaubsbekanntschaften geradezu klettengleich anhaften, weil die wunderschöne, eventverwöhnte Hansestadt nun mal eine magnetische Wirkung ausübt. Schnell für ein Wochenende nach Hamburg fahren und zum Nulltarif bei „Freunden“ übernachten – was will man da noch mehr?

Dem ansonsten schnorrersicheren Herten steht jedoch Mitte Juli eine echte Belastungsprobe bevor. Auf der Halde Hoheward findet dann das bundesweit beworbene „Red-Bull-Seifenkisten-Rennen" statt und der Veranstalter rechnet mit ca. 40000 Zuschauern aus nah und fern. Und wenn es nun in nächster Zeit am Telefon heißt „Jetzt rate mal, wer hier dran ist“, könnte das Gespräch schlimmstenfalls wie folgt enden: „Was, ihr wollt wirklich ein Hotel nehmen, kommt auf keinen Fall infrage, ihr könnt doch bei uns übernachten.“