Evangelischer Besuchsdienst im katholischen Gertrudis-Hospital: Hör auf dein Herz

Pastorin Anke Demmig (3.v.r.) mit den Mitgliedern des evangelischen Krankenhausbesuchsdienstes im katholischen Gertrudis-Hospital Westerholt: Ruth Wagner-Boßeler, Gitte Hedderich, Ingrid Kirchhoff, Anita Hohmannn (inzwischen ausgeschieden), Ingrid Tokarzewski und Johanna (Hanni) Maaß (von links nach rechts). | Foto: privat
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  • Pastorin Anke Demmig (3.v.r.) mit den Mitgliedern des evangelischen Krankenhausbesuchsdienstes im katholischen Gertrudis-Hospital Westerholt: Ruth Wagner-Boßeler, Gitte Hedderich, Ingrid Kirchhoff, Anita Hohmannn (inzwischen ausgeschieden), Ingrid Tokarzewski und Johanna (Hanni) Maaß (von links nach rechts).
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Das Gertrudis-Hospital Westerholt ist ein katholisches Krankenhaus. Hier leisten aber nicht nur katholische Ehrenamtliche Besuchsdienst, sondern auch seit über 20 Jahren evangelische Menschen, die nur eines wollen: Kranken helfen.

„Sie helfen, indem sie Kranken zuhören und sich Zeit für sie nehmen. Die Frauen, die Patienten besuchen, sind hier willkommen und völlig anerkannt, denn sie unterstützen und entlasten das Pflegepersonal“, sagt Pastorin Anke Demmig. Die Seelsorgerin am Gertrudis-Hospital ist seit der Gründung der Besuchsdienst-Gruppe (mit Eltern-Auszeit) 1992 auch für die Ehrenamtlichen Ansprechpartnerin und Coach.

Umzug ins Heim: Schock für ältere Patienten

Gitte Hedderich, die zum Team gehört, bekennt: „Anfangs hatte ich Angst, etwas Verkehrtes zu sagen. Eine Frau, die lange dabei war, gab mir einen guten Rat: Hör auf dein Herz.“ Sie nennt ein Beispiel, wie hart mancher Besuchstag sein kann. „Wenn ältere Patienten erfahren, dass sie aus dem Hospital heraus nicht mehr nach Hause kommen, sondern in ein Seniorenheim, sind die meistens total am Boden zerstört.“ Sie erinnert sich, mit ihrer Freundin Ruth einmal auf ein Drei-Bett-Zimmer gleich alle drei Patienten weinend angetroffen zu haben, denen das bevorstand. „Wir haben versucht, sie zu trösten und sie wieder aufzubauen, das Seniorenheim als Chance für einen Neubeginn zu sehen.“

Besuchsteam braucht Verstärkung

Gesprächsführung lernen die Mitglieder des Besuchsdienstes, und sie erhalten regelmäßig Schulungen, auch zu Krankheitsbildern und Behandlungen. „Besonders die Schulung im Umgang mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind, war sehr wichtig“, findet Ruth Wagner-Boßeler, „mit ihnen muss man anders umgehen und über die Krankheit Bescheid wissen.“
Wie ihre Freundin Gitte Hedderich handelt es sich auch bei der Westerholterin sowie den weiteren aktiven Damen um gestandene, um lebenserfahrene Frauen. Sie schenken den Patientien ihre Zeit und hören zu. Sie trösten und beruhigen, sie bringen Erkrankte - wenn möglich - zum Lachen.
Gitte Hedderich, die Puppen sammelt, Gedichte liebt und gerne fotografiert, verschenkt selbstgemachte Fotokarten mit Genesungswünschen und schönen Motiven: Landschaften, Tiere, Stadtansichten - den Jahreszeiten angepasst. „Wir bekommen aber auch viel zurück. Ich fühle mich selbst beschenkt nach einem guten Gespräch, dem menschlichen Austausch.“
Einmal im Monat besuchen die Damen zwischen 9 und 12 Uhr Patienten, aus praktischen Gründen: In dieser Zeit ist es ruhiger innerhalb eines Krankenhaus-Tages. „Es werden aber nur die Patienten aufgesucht, die es wollen“, erläutert Pastorin Anke Demmig.

Besuch ist erwünscht

Das funktioniert so: Werden Erkrankte aufgenommen, können sie angeben, ob sie evangelisch sind und Besuch haben möchten. Danach wird eine Liste erstellt und den Besuchdienstleisterinnen übergeben. Gar nicht selten: Zimmernachbarn, die selbst nicht evangelisch sind, suchen spontan auch das Gespräch mit den freundlichen Besucherinnen.
Es geht nicht nur um fröhliche Themen wie Kinder und Enkel, Hobbys oder TV-Sendungen. Anke Demmig: „Die meisten Patienten sind traurig, vor allem, wenn sie eine schlimme Diagnose erfahren.“ Darum sei es sehr wichtig, das Menschen, die den Besuchsdienst leisten, geschult werden und sich auch untereinander austauschen, um Erlebtes selbst zu verarbeiten. Es gibt monatliche Gruppensitzungen, die Ehrenamtlichen tauschen sich aus, planen.

Männer, traut euch

Der evangelische Besuchsdienst wird von Angehörigen der Kirchengemeinde Westerholt-Bertlich geleistet und versteht sich ausdrücklich nicht als Missionierung.
Ganz wichtig: Liebend gerne würde das Team sich verstärken, da aus Altergründen oder Umzug die Gruppe schmilzt. Gitte Hedderich wirbt: „Es wäre besonders toll, wenn bei Mann bei uns mit machen würde. Männer haben doch andere Themen, um locker miteinander ins Gespräch zu kommen. Ich kann schlecht über Autos oder Fußball sprechen.“

Mitmachen
- Wer den evangelischen Krankenhausbesuchsdienst im Gertrudis-Hospital Westerholt beitreten möchte, wende sich an Pastorin Anke-Demmig: 0209/ 61 91 336 (mit AB)
- Gesucht werden erwachsene Menschen, die gut zuhören können und Zeit verschenken möchten
- Interessierte erhalten Schulungen für diese ehrenamtliche Arbeit


Evangelische Gottesdienste:

- jeden 3. Samstag im Monat mit Abendmahl in der Kapelle, 10.30 Uhr (auf Anfrage auch am Krankenbett mit Abendmahl)

Katholische Eucharistiefeier:
- sonntags 9 Uhr, werktags 18 Uhr (außer mittwochs), samstags 17 Uhr (Vorabendmesse)

Katholische Seelsorge:
- Pfarrer Carlo Berrand, Eucharistiefeier, Krankensalbung, Beichte: 0209/ 61 91 665
- Krankenhaus-Pastoralreferentin Hildegard Richartz, Funk: 0209/ 61 91 4857

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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