Wenn das Zeugnis Ärger macht: Hertener Nachhilfe-Lehrer gefragt

Das Zeugnis ist für Schüler und Eltern immer wieder spannend und oft Gegenstand heftiger Diskussionen in der Familie. | Foto: Studienkreis Nachhilfe
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  • Das Zeugnis ist für Schüler und Eltern immer wieder spannend und oft Gegenstand heftiger Diskussionen in der Familie.
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Wenn Kinder und Jugendliche schlechte Schulnoten bedrücken, hilft meist nur eines: Nachhilfe. Der Stadtspiegel hat sich bei Hertener Nachhilfe-Lehrern erkundigt, welche Erfahrungen sie mit Schülern machen, die mehr "Coaching" brauchen.

Ab Freitag summt es bei Taiga Schlee wie im Bienenkorb. "Wenn die Halbjahres-Zeugnisse vergeben werden, steht das Telefon nicht mehr still und die Leute rennen uns die Bude ein." Wenn "Versetzung gefährdet" oder andere Warnungen Eltern von Schülern mit schlechten Noten erreichen, brauchen und suchen sie Hilfe.

"Kinder muss man ansprechen und ihnen zuhören."

Die bietet beispielsweise Horst Marr. "Ich habe seit rund 50 Jahren Erfahrungen als Nachhilfe-Lehrer, und zwar in allen Fächern." Mathematik und Sport hat er an Schulen unterrichtet. Seit drei Jahren ist er pensioniert, hat aber keine Lust, sich zu langweilen. "Meine Frau muss ja noch arbeiten. Was soll ich zuhause an die Decke starren..."
Lieber gibt er in Herten Nachhilfe, und auch das ist kein Zufall: Mit seiner Frau, die in Recklinghausen arbeitet, zog Marr vor sieben Jahren von Bochum nach Herten. "Hier ist es schön gemütlich und beschaulich. Ich mag keinen Trubel."
Ruhe ist auch das oberste Gebot, wenn Kinder Nachhilfe erhalten. Paul Marr kümmert sich 14 Stunden pro Woche um Kinder und Jugendliche, die Unterstützung brauchen. Es gilt absolutes Handyverbot. Das beweist Taiga Schlee sofort und kassiert das Smartphone eines Mädchens ein, das "mal eben" seine Freundin nach einer WhatsApp-Nachricht zurückrufen wollte. Der Teenager rückt das mit Glitzersteinchen geschmückte Teil ohne zu murren raus.
Taiga Schlee hat auch viel Erfahrung mit Nachhilfe. "Ich habe in den letzten 15 Jahren bestimmt 1200 Kinder betreut." Heute ließen sich im Vergleich zu früher Jungen und Mädchen leichter ablenken. "Das ist der Preis der vielen technischen Medien, denen sie ausgesetzt sind."

Nachhilfe ist kein Privileg

Auch die familiäre Situation sei entscheidend. "Manche Kinder haben kein eigenes Zimmer und können nie ungestört lernen." Üblich sei es auch, dass viele kleine Menschen über Tische und Bänke gehen. "Aber bei Horst Marr sind sie alle wie die Lämmchen. Er kann zaubern", schmunzelt Taiga Schlee. Der so Gelobte winkt ab. Ein Geheimnis für seinen Erfolg habe er nicht und erklärt: "Man muss die Kinder ansprechen und ihnen zuhören, dann klappt es auch."
Ähnlich sieht es seine junge Kollegin. Annika Meyer (29) ist Biologin. "Ich erlebe meine Nachhilfe-Schüler als hoch motiviert. Wir haben ständig Erfolgserlebnisse." Weil nämlich die Noten besser werden, die Versetzung klappt oder der Schnitt sich steigere, was einige Nachhilfe-Schüler, die zu ihr kommen, auch anstreben. Ihr schönstes Erlebnis? "Eine Mutter rief an und erklärte, wie begeistert ihr Sohn von der Nachhilfe sei. Dabei hatte wir erst gerade angefangen."
Wenn Nachhilfe etwas bringen soll, ist ein Gespräch mit den Schülern und deren Eltern Grundvoraussetzung. Da werden Probleme konkretisiert und Maßnahmen besprochen. Für einige Kinder ist Einzel-Unterricht maßgeschneidert, andere lernen besser in einer kleinen Gruppe. Schüler aller Schulformen und Stufen kommen, das Fächerspektrum ist breit. Deutsch, Mathe und Englisch sind am meistern gefragt.
Die Nachhilfe-Geber halten auch Kontakt zu Lehrern, sie geben ihren Schützlingen Schreiben an die Lehrer mit und bitten diese um Stellungnahmen. Nur weinige Schullehrer ignorieren das.

Tipps:

Mit dem Bildungs- und Teilhabepaket der Bundesregierung werden Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen gefördert und unterstützt. Das scgließt die Kostenübernahme für Nachhilfe ein. Infos im Netz unter: www.bmas.de

Auch beim Jugend- oder Sozialamt der Stadt Herten gibt es dazu Informationen.

Schulpsychologische Beratungsstelle im Kreis Recklinghausen: 02361 / 926 783 20

Zeugnistelefon Bezirksregierung Münster: 0251 / 411 444 4

Telefonseelsorge: 0800 / 111 011 1

Kinderschutzbund Recklinghausen: 02361 / 109 494

Autor:

Kerstin Halstenbach aus Herten

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