Neue Ausstellung: Körper, Technik, Zukunft

"Körper 2.0 - Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen": Die neue Ausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum wurde eröfffnet. Das Foto zeigt Kunsthistorikerin Dr. Sandra Abend, Künstler Volker Wessendorf und Museumschef Dr. Wolfgang Antweiler (r.) vor dem Werk "Verwandlung". | Foto: Michael de Clerque
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  • "Körper 2.0 - Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen": Die neue Ausstellung im Wilhelm-Fabry-Museum wurde eröfffnet. Das Foto zeigt Kunsthistorikerin Dr. Sandra Abend, Künstler Volker Wessendorf und Museumschef Dr. Wolfgang Antweiler (r.) vor dem Werk "Verwandlung".
  • Foto: Michael de Clerque
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Technik gehört zur Evolution. Aber: Was ist gesund? Was normal? Und was noch akzeptabel? Haben wir mit der technischen Erweiterbarkeit schon die Grenze unseres Seins überschritten? Im Wilhelm-Fabry-Museum hat jetzt die 9. Themenausstellung Einzug gehalten. Traditionell ist auch sie nicht nur Kunst, sondern möchte Anreiz zum Denken geben und den Besucher zu philosophischer Betrachtung anregen.

"Körper 2.0": Visionen und Denkanstöße im Fabry-Museum

Die Elektropop-Klänge der Gruppe Kraftwerk katapultierten die Besucher des Wilhelm-Fabry-Museums mit dem von der Musikschule Hilden interpretierten Stück „Die Mensch-Maschine“ mitten ins Thema der neu eröffneten Ausstellung.
„Körper 2.0 – Über die technische Erweiterbarkeit des Menschen“ heißt es seit vergangenem Sonntag in den Ausstellungsräumen an der Benrather Straße 32a.
„Die technischen Möglichkeiten des Menschen sind Fluch und Segen zugleich“, sagt Kunsthistorikerin Dr. Sandra Abend über das neue Lebensgefühl mit seinen Möglichkeiten. Die Frage: Wie verändert sich die Gesellschaft?

Visionen für die Zukunft

In den 34 Werken, in der sich die ausstellenden Künstler mit der kontrovers geführten Debatte über den Umgang mit den medizinischen und technischen Errungenschaften des 20. und besonders des 21. Jahrhunderts auseinandersetzten, gibt es viele Zukunftvisionen und Anspielungen.

Die Künstler der 9. Themenausstellung greifen in ihrer medialen Vielfalt die medizinische Revolution auf und beschäftigen sich mit dem neuen Lebensgefühl in einer Gesellschaft, die sich rapide wandelt.

Technik rückt immer näher

Es geht um die Frage nach der Perfektion und dem Ideal sowie der Planbarkeit unseres Lebens, also der In-vitro-Fertilisation, der Erbgutanalyse. Neben dem Social Freezing, etwa in der halbplastischen Arbeit Alexia Petersils, in der Mutter und Kind wie in einer Kokonmembran erstarrt wirken, findet sich ausgefeilte Wissenschaft, die sich mit der Entwicklung von Prothesen beschäftigt und den Menschen bisweilen zum Roboter mutieren lässt. Johannes Jensens Tuschezeichnungen „Extension I und II“ sehen aus wie Konstruktionsskizzen, die mechanische Erweiterungen preisgeben. Abgeleitet sind sie vom menschlichen Bewegungsapparat, der im Gehäuseinneren noch vom Menschen gelenkt wird.

Das wandelt sich dank der technischen Revolution, und die Zukunft hat bereits begonnen. Die Technik ist immer näher an uns herangerückt, die Geräte sind verschwindend klein und beherrschen und strukturieren unseren Alltag, menschliche Fähigkeiten werden ausgelagert. Die ersten Mischwesen aus lebendigem Organismus und Maschine werden bereits geschaffen, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, ab wann gesunde Menschen Implantat-Fusion wagen, um ihr Bewusstsein und ihre Fähigkeiten zu erweitern...

Anregung zum Denken

Dietmar Paetzhold veranschaulicht mit „Redhead 2.0“ diese erweiterte Dimension und gibt mit seiner Fotografie einen neuen Menschen preis. An Stelle von Augen hat er Objektive, die Haut ist transparent, auf ihr erscheinen Zahlen- und Buchstabencodes. Durch die Unschärfe scheint sich dieses Wesen nahezu mit dem Digitalen zu verschmelzen. Sind wir bald nur noch Roboter oder schon auf dem Weg uns im digitalen Raum aufzulösen? Den Anspruch, erschöpfende Antworten zu finden hat die Ausstellung „Körper 2.0“ sicherlich nicht – Anregungen zum Denken bieten die noch bis zum 12. Februar 2017 ausgestellten Werke allemal.

Konzept schreibt Erfolgsgeschichte

Seit 1995 findet alle zwei Jahre eine Ausstellung zu medizinischen Themen im Wilhelm-Fabry-Museum statt. Und: Das Ausstellungsformat schreibt seitdem Erfolgsgeschichte. „Das Konzept passt zum Haus“, weiß Museumsleiter Dr. Wolfgang Antweiler. Zur Ausschreibung der aktuellen Themenausstellung hatten sich 147 Künstler mit 257 Arbeiten beworben. Von den im Vorfeld ausgewählten und jetzt ausgestellten Werken erhalten am Ende der Ausstellung drei ein Preisgeld. Ein Werk wird zudem mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Wilhelm Fabry
Wilhelm Fabry wurde 1560 in Hilden geboren. Er war der größte deutsche Wundarzt seiner Zeit und gilt als Begründer der modernen Chirurgie in Deutschland. Seine Heilerfolge, medizinischen Schriften mit 600 Krankheitsbeobachtungen und die Beschreibung der Behandlungsmethoden verschafften ihm höchste Anerkennung und Bedeutung für den Fortschritt der Medizin. Zu seinen Leistungen zählen auch Verbesserungen chirurgischer Instrumente. 1634 starb Wilhelm Fabry in Bern.

Autor:

Corinna Rath aus Hilden

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