Rutscht Eissporthalle Unna aus? - Über 7.000 Unterschriften für Erhalt

Uwe Kuchnia vor der EissportHalle Unna Königsborn.     Bild: Reimet
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Konstant rund 120.000 Eisläufer betreten jedes Jahr die Eissporthalle Unna, was nicht auf schwächelnde Nachfrage hindeutet. Und vor „prognostizierten Investitionskosten“ sollten die Stadtbetriebe nicht zurück schrecken, empfiehlt Pächter Uwe Kuchnia. „Viel Geld stecken wir schon in den laufenden Betrieb.“ Die Halle schreibt schwarze Zahlen, aber Kuchnia braucht Planungssicherheit für die kommenden Jahre, weil die laufenden Kosten hoch sind.

Warum die Eissporthalle in die öffentliche Diskussion geriet ist kurz berichtet. Die Wirtschaftsbetriebe Unna, seit vier Jahren Eigentümer der Anlage, wollen die Sportarena modernisieren. Seit 2002 investiert jedoch bereits Kuchnias GmbH laufend in Technik, Elektrik und Gebäude. Zur Aufgabe des Pächters zählt auch die Pflege der Aussenanlagen inklusive Strauchschnitt und Unkrautvernichtung. Genau das wuchert im vergangenen Jahr, bedingt durch Wechsel aus Regen und Wärme, ganz extrem. Dennoch schickt eine Anwohnerin Bilder des vermeintlichen „Wildwuchs“ an die Politik. „ Den Strauchschnitt erledigen wir vor Saisonbeginn Anfang Juli“, so Kuchnia. Eine Anfrage der Freien Wähler lenkte kritische Blicke auf die Eissporthalle. „Dadurch kam der Stein ins Rollen und es hat sich aufgeschaukelt. Jeder wollte alles besser wissen.“ Bald stellte sich heraus, das Grundstück könnte auch zur Wohnbebauung umgerüstet werden. Worauf Unterstützer der Sporthalle zum Protest aufriefen. Bisher kamen über 7000 Unterschriften zum Erhalt zusammen, in sozialen Netzwerken tummeln sich über 2000 Anhänger und die Aktion läuft weiter.

„Daraufhin haben wir uns mit der Stadt unterhalten“, so Uwe Kuchnia. Das Gebäude seit alt, aber kein Sanierungsfall. „Viele Punkte sind bereits abgehakt.“ Als Pächter für Dach und Fach müsse er Reparaturen selbst bezahlen. Die Kälteanlage sei auf gutem Stand, werde jedes Jahr gewartet und erhalte die TÜV-Abnahme. „Eine Wartung kostet 25.000 Euro im Jahr.“ Gastronomie und Bürobereich wurden vor wenigen Jahren für rd. 700 Tsd. Euro saniert. Die Elektrik ist vor sieben Jahren erneuert worden. Kuchnia investiert, weil die Entwicklung der Besuchszahlen in seiner Regie nach oben ging. Zahlreiche Eissport treibende Vereine haben hier ihr Domizil. Hockeyteams, Curlingclub, Behinderten- und Seniorenmannschaften. „Wir sind restlos ausgebucht.“ Die Halle laufe so, dass man davon leben könne. Vom Königsbörner JEC Bulldogs über den KSV Eissport, Eistanz und Kunstlauf, die Kamen Babarians, fünf Hobbyvereine sowie zahlreiche Vereine wie die Iserlohn Roosters tragen hier Spiele aus. Die Eishockeyschule zählt zu den größten in Deutschland mit Kindern aus Singapur, USA, Finnland Schweden und Russland, die hier für drei Wochen Saisonvorbereitung machen.Bei den öffentlichen Laufzeiten setzt Kuchnia verstärkt auf junge Familien und Jugendliche. Muslimische Gruppen sind ebenso vertreten wie ambitionierte Eistänzer. Zu Spitzenzeiten von Mitte Dezember bis Ende Februar tummeln sich bis zu 1500 Schlittläufer. Auf dem Eis, auch weil ein DJ auflegt und mit frisch gebackenen Waffeln fürs leibliche Wohl gesorgt ist. Schulen steht die Fläche sogar kostenlos zur Verfügung.

Hintergrund

Seit 38 Jahren ist die Eissporthalle fester Bestandteil des Sportangebotes in Unna und Mittelstück im „Sportgürtel“ zwischen Multifunktions-Hellwegsporthallen und Schwimmsporthalle Am Bergenkamp. Als Familienbetrieb von Uwe und Silvia Kuchnia geführt sind die Besucherzahlen seit mehr als zehn Jahren stabil. Die Stadtbetriebe als Eigentümer rechnen lt. Gutachten mit Investitionskosten von rd. 1,8 Mio. Euro ab 2018. Jetzt stehen rd. 35 Tsd. Euro für die Überholung der Rückkühlanlage an, plus weitere 18 Tsd. für Fenster, die ebenfalls die Kuchnia GmbH übernimmt. Er investiere dann, wenn es erforderlich sei. Das Gutachten berücksichtigt die statistische Nutzungsdauer, nicht den tatsächlichen Zustand. Funktionstüchtigen Hallenboden möchte Kuchnia daher nicht ersetzen.

Drei Fragen an ...

Uwe Kuchnia, Geschäftsführer Kuchnia GmbH

Herr Kuchnia, was macht die Attraktivität der Eissporthalle Unna aus?

„Die Größe und das Komplettangebot für trainierende Vereine ebenso wie für Hobbyteams, Familien und Einzelläufer. Wir möchten jedem ein einladendes Freizeitangebot bieten, bis hin zur Gastronomie.“

Hat der Eissport eine Zukunft?

„Für den Standort hier in jedem Falle, dafür sprechen die sechsstelligen Besucherzahlen. Hallen in weiterer Umgebung haben Probleme und aus der Richtung kommen weitere Besucher.“

Worauf setzen Sie bei der Diskussion um den Erhalt der Eishalle?

„Auf den von Bürgermeister Werner Kolter einberufenen „Eisgipfel“, bei dem sich alle Beteiligten im Frühjahr zu Gesprächen treffen wollen. Eine Option ist ein Kauf auf Erbpacht. Aber falls 2020 hier abgeschlossen wird, kann ich jetzt nicht mehr investieren.“

Uwe Kuchnia vor der EissportHalle Unna Königsborn.     Bild: Reimet
Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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