Rätselhafte Rezepturen: Tafelfreuden in der Frühen Neuzeit

Dieses Küchenstück schuf ein unbekannter Meister im 17. Jahrhundert. 
Foto: Jörg Andrees Grenter (Museen Burg Altena)
  • Dieses Küchenstück schuf ein unbekannter Meister im 17. Jahrhundert.
    Foto: Jörg Andrees Grenter (Museen Burg Altena)
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Zum Jahresende vergeht eigentlich kein Tag ohne kulinarische Versuchungen. Welchen Gaumenfreuden sich der Adel an Festtagen in der Frühen Neuzeit hingab, während große Teile der Bevölkerung Hunger litt, ist Thema der Sonderausstellung im Deutschen Drahtmuseum.

Insbesondere die Kochbücher der Frühen Neuzeit verraten viel über das Leben bei Hofe und die opulenten Genüsse bei den führenden Bevölkerungsschichten. Schon damals gab es regelrechte Starköche. Zu ihnen gehörte auch der Mundkoch des Mainzer Kurfürsten, Marx Rumpolt, in dessen Werk „Ein new Kochbuch“ von 1581 es sich zu blättern lohnt. Reich illustriert finden sich hier zahlreiche Rezepte: Exquisites für die Hohen Herren und Damen ebenso wie einfache Mahlzeiten fürs Gesinde. Erstaunlicher Weise wartet es aber auch mit Benimmregeln, Aufgabenbeschreibungen fürs Personal, Anleitungen für die Konservierung von Lebensmitteln und für die Verfeinerung von Bier und Wein.
Einen großen Raum nehmen aber die Speisefolgen für Bankette und Serviervorschläge ein. Wild, exotische Obstsorten und Zucker spielten dabei als Statussymbole eine große Rolle. Zucker durfte selbst bei Fleischgerichten oftmals nicht fehlen. Aus ihm wurden herrliche Kunstwerke gezaubert. En vogue waren auch allerlei Pasteten, die auch gerne mit Wild gefüllt waren. Zur allgemeinen Kurzweil wurden in ihnen gerne mal lebende Hundewelpen, Kaninchen oder Vögel versteckt und bei Tisch unter großem Hallo befreit. Auch kandierte Früchte waren sehr gefragt.
Wer über ein eigenes Gewächshaus für seine exotischen Früchte verfügte, galt als sehr reich. „Eine Ananaspflanze, die nur einmal trug und drei Jahre bis zur Fruchtreife brauchte, kostete ungefähr so viel wie eine ganze Kutsche“, erzählt Dr. Agnes Zelck, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Museen des Märkischen Kreises. In viel Kleinarbeit hat sie die Ausstellung im Deutschen Drahtmuseum und in den Museen der Burg Altena konzipiert und passende Leihgaben aus ganz Deutschland organisiert. Rund ein Viertel der Ausstellungsstücke fand sie anhand von Karteikarten im Fundus des Märkischen Kreises. Dank des Restaurators Holger Lüders konnten Gemälde wie das „Küchenstillleben“ oder das „Küchenstück“ passend zur Ausstellung noch „aufgehübscht“ werden.
Ein besonderes Augenmerk lenkt die Kunsthistorikerin im Deutschen Drahtmuseum auf die Einführung und Verwendung neuer Lebens- und Genussmittel wie Kartoffel, Kakao, Tee oder Kaffee. Dass die Kartoffel aus Südamerika im 18. Jahrhundert als Grundnahrungsmittel für breite Bevölkerungsschichten Einzug in die deutsche Küche halten konnte, verdankt sie unter anderem Friedrich II. von Preußen. Er förderte ihren Anbau intensiv, um den Hunger der Landbevölkerung zu mindern. Denn Kriege und die „kleine Eiszeit“ mit langen Wintern, nass-kalten Sommern und zahlreichen Unwettern führten zu zahlreichen Getreide-Missernten und Hungersnöten. Tee und Kaffee setzte sich als neues Heißgetränk zunächst beim Adel, bald aber auch in bürgerlichen Haushalten durch. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert genossen aber auch einfache Leute den Tee zum Teil stark verdünnt oder Kaffee mit Getreidekaffee gestreckt.
Kakao blieb bis ins 19. Jahrhundert weitgehend den wohlhabenden Kreisen vorbehalten. Für das Aufschäumen des Kakaos gab es am Hof extra Schokoladenkannen mit Quirl. Für das Frühstück im Bett kamen sogenannte Zittertassen zum Einsatz. Ein erhöhter Ring in der Mitte der Untertasse verhinderte dabei das Rutschen der Tasse. Dem Thema Schokolade ist im Rahmenprogramm der Sonderausstellung ein eigener Thementag am 26. März von 11 bis 18 Uhr gewidmet.

Die Museen auf der Burg Altena bieten am 11. Februar ab 11 Uhr einen Kochkurs nach Rezepten aus der Frühen Neuzeit an. süße sünde Das Deutsche Drahtmuseum und die Museen der Burg Altena sind am 31. Dezember und 1. Januar geschlossen.
Zwischen den Feiertagen gelten die normalen Öffnungszeiten.
Interessante Hintergrundinformationen zum Thema liefert der reich illustrierte Ausstellungskatalog, der für zehn Euro erhältlich ist.
Weitere Informationen unter www.maerkischer-kreis.de.
Dem Thema Schokolade ist im Rahmenprogramm der Sonderausstellung ein eigener Thementag am 26. März von 11 bis 18 Uhr gewidmet.
Am 11. Februar beginnt um 11 Uhr ein Kochkurs nach alten Rezepten.

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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