Der 2014-Treff am Dom" machte in Afrika Station

Rund 100 Gäste verfolgten den "2014 Treff am Dom". | Foto: Sandra Krupke
  • Rund 100 Gäste verfolgten den "2014 Treff am Dom".
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Den nachstehenden, ausführlichen Text über den "2014-Treff am Dom" hat unsere Mitarbeiterin Sandra finster verfasst.

Zur Letmather Traditionsveranstaltung „Treff am Dom“ kamen über 100 Gäste ins Kolpinghaus nach Letmathe. Thema des Abends war „Warum gerade Afrika?“. Vor 30 Jahren gab es schon einmal einen Treff am Dom zu Afrika. Haupt-Organisator Alfons Kersten hatte auch dieses Mal eine überaus sympathische und spannende Runde von Interviewpartnern zusammengestellt. Für die gelungene musikalische Begleitung des Abends sorgte das Trio "querbeet".

13 Jahre in Liberia gelebt

Erste Gäste in der Talkrunde waren Brigitte und Wilhelm Höver. Das Ehepaar wurde von Herbert Müller interviewt. Von 1977 bis 1990 lebten sie im afrikanischen Staat Liberia in Westafrika. Aus beruflichen Gründen verschlug es das Paar nach Afrika, wo der Elektroingenieur Wilhelm Höver bei der Bong Mining Company in einer Eisenerzmine für den Erhalt des Kraftwerkes verantwortlich war: „Ging das Licht aus, dann war es meine Schuld.“ Das Kraftwerk konnte 95 Megawatt pro Stunde erzeugen und versorgte eine ganze Stadt, denn so konnte man das Territorium um die Mine bezeichnen. Hier lebten 2700 Mitarbeiter aller Nationen zusammen und es fehlte an nichts. Es gab ein Schwimmbad, jeder hatte sein kleines Häuschen, Tennis- und Golfanlagen, ein Flugplatz, auf dem man sogar Flug-Stunden nehmen konnte, und ein Krankenhaus schufen ein kleines Idyll. Das Krankenhaus hatte 120 Betten und acht Ärzte arbeiten dort. „Wir verzeichneten 94.000 ambulante Behandlungen pro Jahr, davon 1500 Geburten“, sagt Wilhelm Höver. Auch eine Kirche und Schule fehlten nicht. Zur Schule gingen 54 Kinder aus aller Welt und 3500 aus Liberia. Sechs Lehrer waren für den internationalen und 54 für den einheimischen Unterricht, der sogar zum Unibesuch befähigte,zuständig. „Wir hatten auch einen Gartenboy, viele auch einen Houseboy. Die wurden aber gut bezahlt. Die Liberier kümmern sich nicht um ihre Gärten, weil sie das Geld für wichtigere Dinge brauchten“, sagt Brigitte Höver, die diese wunderbare Zeit nicht vergessen kann. „Liberia hat alles übertroffen, was ich kannte“, schwärmt Brigitte Höver, die anfangs nur der Liebe wegen mit ihrem Mann mitging, „Es war eine traumhafte Zeit. Der spätere Bürgerkrieg und die Ausrottung der Oberschicht haben mich mitgenommen, man konnte diese Grausamkeit einfach nicht begreifen, so friedlich wie die Afrikaner eigentlich waren“, schildert Brigtte Höver traurig. Die Preissteigerung für Reis löste 1979 landesweite Demonstrationen und Unruhen in Liberia aus.Am 12. April 1980 übernahm Samuel K. Doe nach einem Militärputsch die Macht und es folgten 20 Jahre der politischen Instabilität. Samuel K. Doe wurde 1989 abgesetzt und getötet. Danach herrschten 14 Jahre Bürgerkrieg, die das ganze Land zerstörten. Aufgrund der politischen gefährlichen Lage mussten die HövelsLamibia 1990 mit Hilfe der Amerikaner verlassen. Die Mine ist heutzutage komplett zerstört genau wie die Stadt, nur das Krankenhaus steht noch.

Ein Jahr in Sambia

Danach wurde Gemeindereferentin Svenja Kulp von Carmen Jokisch über Sambia befragt. Nach der 13. Klasse entschloss sich die Hemeranerin für ein Jahr nach Sambia zu gehen und für einen Orden tätig zu sein, bevor sie das Studium der Religionspädagogik in Paderborn aufnahm. In Sambia beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung 32 Jahre, die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre, was vor allem auf die HIV-Problematik zurückzuführen ist. „In Sambia gibt es nur wenige Autos, alle Straßen haben Löcher, aber ich habe gefühlt noch nie einen so blauen Himmel gesehen“, beschreibt Svenja Kulp ihre ersten Eindrücke des Landes. Sie arbeite an unterschiedlichen Orten. In einem Krankenhaus/ Hospiz in einem Armenviertel sowie in einem Waisenhaus. „Anfangs verrichtete ich noch handwerkliche Arbeiten wie Streichen, später verband ich Wunden und begleitete die Schwestern bei Hausbesuchen.“ Sie lebte auch in einem Dorf, was im tiefsten Buschland lag – ohne Strom und Wasser. Immer wieder wurde die junge Frau bei ihrer Arbeit mit dem Tod konfrontiert. „Wir wurden zu Sterbenden gerufen, auch Kinder waren darunter. Entweder starben sie an Mangelernährung oder Aids. Das wussten wir nicht.“ In dem abgelegenen Dorf gab es quasi keine Medikamente. Als Svenja Kulp an Magen-Darm-Grippe erkrankte, musste ein Mitarbeiter 16 km mit dem Rad zurücklegen und brachte ihr nur Magnesium und Aspirin. Doch den Sterbenden schenkte sie Hoffnung: „Ich war die Weiße, die Menschen dachten deshalb, ich kann etwas machen. Vielleicht hat es ihnen einfach geholfen, wenn ich nur da war.“ In Sambia kommen eher die Jungen in den Genuss von Schulbildung, die wie auch in anderen Ländern Afrikas viel zu kurz kommt. Svenja Kulp beteiligte sich an einer Kampagne die Schulunterricht für Mädchen fördern sollte. Weiter konnte sie eine Spendenaktion für Fahrräder für ins Leben rufen, die einige Katechisten dringend für ihre Arbeit brauchten. „Ich hatte das ganze Jahr kein Heimweh. Beim Abschied heulte ich Rotz und Wasser und zurück in Deutschland hatte ich einen richtigen Kulturschock“, sagt Svenja Kulp, die sich zunächst nicht mehr gut im engen und geregelten Deutschland einfand. Die Zeit hat sie stark geprägt und sie möchte sie niemals missen.

Namibische Missionsstation

Durch die dritte Talkrunde mit Barbara Müller und Kati Seidel, die in einigen Namibischen Missionsstationen waren, führte Alfons Kersten. Barbara Müller kam durch ihr Hobby Trommeln auf Afrika und Kati Seidel hatte Verwandtschaft auf dem Kontinent. Kati Seidel unterrichtete in einer Schule. Als Barbara Müller eintraf, waren gerade Ferien: „Ich musste Geduld lernen, als ich ankam, war die Schule zwei Wochen geschlossen.“ Auch Barbara Müller unterrichtete Kinder und gründete zwei Mädchenfußball-Mannschaften. Schnell merkten die beiden jungen Frauen, dass Bildung in Afrika Mangelware ist und die Lehrer sehr demotiviert aufgrund eines geringen Gehaltes oder schlechter Vorbildung. Beide fanden die Auslandserfahrung sehr bereichernd. „Ich habe eine Menge über mich selber und die fremde Kultur gelernt“, sagt Barbara Müller, „Dabei muss man immer unterscheiden, was man für sich selber lernt und was man für das Land bewirkt.“ Die Kommunikation mit Afrikanern sei oft schwer. „Wenn die Schüler keine Lust hatten, veranstalteten sie in der Pause eine Essensschlacht und alle konnten nach Hause gehen“, sagt Kati Seidel, „In Deutschland wäre so etwas undenkbar. Und wir müssen nicht davon ausgehen, dass die Kinder dort lernen wollen, denn sie haben auch das Internet und Facebook und andere Interessen scheinen ihnen manchmal wichtiger.“

Kamerun als letztes Afrika-Land

Hubert Schmalorberichtete im Interview mit Fabian Tigges über die Erfahrungen seines Sohnes Henning, der aktuell im Kamerun ist. In der Stadt Dschang arbeitet er in einer Schule. Sie war nur halb fertig gestellt und der Vater bekam ganz plötzlich einen Anruf seines Sohnes: „Papa, du musst helfen.“Hubert Schmalor organisierte mit dem befreundeten Sänger Jan Zimmer von Luxuslärm und dem Gospelchor der Friedenskirche zwei Benefizkonzerte. „Wir haben 10.000 Euro eingenommen und die Schule konnte endlich fertig gestellt werden“, sagt Hubert Schmalor, der seinen Sohn auch schon im Kamerun besucht hat, „ich habe noch nie so fröhliche und freundliche Kinder wie dort gesehen.“

Tourismus in Namibia

Barbara Herzig beantworte zum Schluss Klaus Bergmann alle Fragen zum Tourismus in Namibia.Durch ihr Unternehmen „Wein und Reisen“ kennt sie die schönsten Ecken des Landes. „Namibia ist eine Reise wert, weil es endlose Horizonte, wunderschöne Landschaften, hörbare Stille, afrikanische Teewelten und die höchsten Dünen der Welt gibt“, so Barbara Herzig über die schönsten Seiten Namibias. Der Treff im Dom hätte nicht besser gelingen können, die Talkrunden begeisterten die Gäste und beeindruckende Bilder umrundeten die landestypischen sehr persönlichen Geschichten.

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Autor:

Rainer Tüttelmann aus Iserlohn

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