Vortrag bei KuN Drüpplingsen zum Thema "Wirtschafts - und Klima Flüchtlinge"

23. Februar 2016
20:00 Uhr
Alte Grundschule, 58640 Iserlohn
Gerd Hiersemann

Am Dienstag, 23. Februar 2016 um 20 Uhr lädt die Initiative KULTUR UND NATUR DRÜPPLINGSEN zu einem aktuellen Vortrag in die Alte Grundschule Eichelberger Straße 65 im 1. OG (Eingang hintere Giebelseite) ein.

Der Referent Peter Donatus folgte gern der Einladung von KuN nach Drüpplingsen.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Bildungswerk Sauerland e.V.
statt.

Das Unwort „Wirtschaftsflüchtlinge!“: Flucht und Migration als Folge westlicher Rohstoffpolitik
- Eine afrikanische Perspektive auf Flucht und Migration -

Der Flüchtlingsexodus reißt nicht ab. 60 Millionen Menschen weltweit sind auf der Flucht. Nach dem Motto „kommt der Prophet nicht zum Berg …“ erlebt Europa einen noch nie dagewesenen Zustrom von Zuflucht-Suchenden. Deutschland und Europa sind aufgrund eines solchen Flüchtlingsstroms in einer existenziellen Krise. „Wenn Europa in der Flüchtlingsfrage versagt, dann ginge ein entscheidender Gründungsimpuls eines geeinten Europas verloren.”, so Bundeskanzlerin Angela Merkel am 9. Sept. 2015 bei einer Bundestagsgeneraldebatte.

Noch nie in der Geschichte der Menschheit war Flucht und Migration so teuer, bürokratisch, qualvoll und lebensgefährlich wie heute. Die meisten Menschen aus der sog. „Dritten Welt!“ haben kaum noch Chancen, legal nach Europa zu reisen. Die Bilanz jahrzehntelanger Abschottungspolitik der EU ist traurig: über 30.000 im Mittelmeer ertrunken in den letzten 20; allein für das letzte Jahr 3.695 Tote.

Warum flüchten so viele Menschen nach Europa? Oft werden Kriege, bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen, politische Instabilität, Diskriminierung und Armut genannt. Doch es gibt auch die Folgen der Klimaveränderung und des Ökozids - die Zerstörung von Lebensgrundlagen durch rücksichtlose Ausbeutung von Rohstoffen sowie die Subventionspolitik westlicher Industriestaaten. Kritikerinnen fordern daher die Internationale Staatengemeinschaft seit langem auf, den Ökozid als fünftes "Crime against Peace“ anzuerkennen.

In vielen Regionen Afrikas werden beispielweise Ökosysteme systematisch zerstört. Im Namen der Profitmaximierung und der Sicherung und Ausweitung des Wohlstands im Westen. Das Leben in den meisten rohstoffreichen Regionen Afrikas ist unerträglich geworden, so dass viele verzweifelt ihre Heimat verlassen. Diejenigen, die seinetwegen aus ihrer Heimat fliehen, werden jedoch vom Schutz der Genfer Flüchtlingskonvention ausgeklammert. Sie gelten meist als sog. „Wirtschaftsflüchtlinge“. Die Armut im erdölreichen Niger-Delta Nigerias z. B. ist die direkte Folge eines Ökozids. Dort geht die Verwüstung der Umwelt ungehindert fort. Man spricht bereits von einem beispiellosen Ökodesaster. Und, ein Ende ist nicht in Sicht.

Kann eine Politik scheinheiliger sein, die Menschen als „Wirtschaftsflüchtlinge“ klassifiziert ohne die verantwortlichen „Wirtschaftskriminellen“ zu benennen und strafrechtlich zu verfolgen? Und die Frage drängt sich auf: Wer sind eigentlich die Wirtschaftskriminellen, die die Lebensgrundlagen von Menschen in Afrika vernichten und diese zur Flucht zwingen? Die Wirtschaft?! Die Wirtschaft aber sind letztlich wir alle.

Mit beeindruckenden, aber auch bedrückenden Bildern verdeutlicht Peter Donatus die wahren Gründe für die Massenflucht insbesondere junger Menschen aus dem Niger-Delta in die nigerianischen Großstädte oder gleich ins Ausland. Der 49-jährige ist freier Journalist, Projekt- / Eventmanager und Menschenrechtsaktivist und als Umweltaktivist und langjähriger Kritiker des Shell-Konzerns kämpft er seit mehr als drei Jahrzehnte gegen die Umweltverwüstung und somit die Vernichtung von Lebensgrundlagen im Nigerdelta von Nigeria durch Ölmultis. Peter Donatus, selbst einst aus der Region geflüchtet, wirft den Ölmultis in Nigeria Ökozid und Rassismus vor.

„Der Klimawandel und der Ökozid sind für mich die größten und wichtigsten Fluchtursachen weltweit. Es ist unzutreffend, hier von „Wirtschaftsflüchtlingen“ zu sprechen. Der Begriff an sich ist ein Unwort. Ein Ablenkungsmanöver, das dazu dient, die betroffenen Opfer zu diffamieren und die Folgen der wirtschaftskriminellen Aktivitäten westlicher Konzerne zu vertuschen“, so Peter Donatus.

Peter Donatus ist vor 26 Jahren nach mehrmonatiger Incommunicado-Haft aus Nigeria geflüchtet. Seither lebt er in Deutschland. Seine anderen Arbeitsschwerpunkte sind: Migration und Flüchtlingspolitik, u. a.

Autor:

Gerd Hiersemann aus Iserlohn

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