Die SPD Letmathe auf ein Wort

Verehrte Bürgerinnen und Bürger,

als ich vor kurzem einen Termin bei meinem Zahnarzt hatte, empfing mich dieser mit den Worten: Hallo, Herr Wagner, mein Doktortitel ist übrigens selbst erarbeitet! Sie können sich meine Irritiertheit vorstellen, denn daran habe ich nie gezweifelt! Wir unterhielten uns dann noch eine geraume Zeit vor der Behandlung über den Zeitaufwand einer validen wissenschaftlichen Dissertation.
Nun, ich merkte, die Begeisterung meines Zahnarztes bezüglich einiger prominenter Persönlichkeiten hielt sich in relativ engen Grenzen.
Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Erklärungen eines smarten Zeitgenossen aus der südlichen Hemisphäre unserer Republik, einst Verteidigungsminister Deutschlands, später in eigener Sache, dessen Namen ich mir einfach nicht merken kann oder will, alternativ an eine noch junge, ehemals aufstrebende Dame mit nun eventuell bald ehemaligem Dienstsitz in Brüssel, bei deren Namen mich ebenfalls perpetuierend ein Anfall temporärer Demenz streift! Da fragt man sich doch, warum für manche Menschen der Doktortitel so wichtig ist?
….Das ist ein Namensbestandteil und klingt kompetent, werden Sie sagen! Es besteht ein Anrecht darauf, mit diesem akademischen Grad angesprochen zu werden!
Falsch! Der Doktortitel ist kein Namensbestandteil, und keiner kann nach deutschem Recht auf dieser Anrede bestehen! Es handelt sich lediglich um einen akademischen Grad, den man natürlich in der Anrede nicht nennen muß. Mir war es nie eingängig, warum der Doktorgrad anders bewertet werden sollte als der Betriebswirt oder beispielsweise der Diplomingenieur. Jeder muß etwas für seine Ziele leisten!

Und da sind wir offensichtlich genau bei dem Problem! Der Doktortitel öffnet Türen und bedeutet in vielen Positionen schnellere Karriereschritte sowie ein höheres Gehalt. Nur, und diese Frage sei schon gestattet, wie soll beispielsweise ein Spitzenpolitiker neben all seinen Verpflichtungen noch eine vernünftige und selbsterstellte wissenschaftliche Arbeit abliefern? Woher die Zeit nehmen? Eine Dissertation muß den Anspruch haben, der Fakultät, in der man promoviert , einen weiterführenden Erkenntnisgewinn zu geben. Alternativ könnte man natürlich auch mit einem Elaborat von Querverweisen kokettieren. Nur, man sollte die Inhaber des Urheberrechts benennen und die Intentionen etwaiger Dritter nicht als seine eigenen darstellen, sonst wird es kritisch. Natürlich kenne ich schlaue Köpfe, die aufgrund intellektueller Brillanz ihre Doktorarbeit mit der Bestnote -summa cum laude- geschrieben haben. Zeitgenossen, die mehrere Anläufe benötigt haben und dann auch nur durchschnittlich waren, also mit -rite- promoviert haben, sind mir durchaus auch bekannt. (Schlechter als -rite- ist lediglich -non probatum-, also -nicht genügend-, dann muß man halt nochmal ran, also an den Titel in Spe!) Aber, egal wie benotet, wichtig erscheint mir die eigene Leistung, die Erlangung aufgrund eigener Anstrengung. Gesellschaftlich zumindest zählt der akademische Grad, nicht die Qualität der Dissertation. Na, ja. Heute kann man, so mancher mag durchaus nicht glücklich darüber sein, alles querlesen und prüfen. Jeder von uns kann eine für ihn interessante Dissertation anfordern. Da ist das Risiko, ein partiell abgekupfertes und teilkopiertes Elaborat zu entdecken, natürlich größer, als zu Zeiten, wo man das Internet noch nicht kannte!

Ich jedenfalls kann den Ärger und die Sorgen vieler Studenten bezüglich des vielleicht jetzt sinkenden gesellschaftlichen Ansehens akademischer Titel gut nachvollziehen. Leistung muß gewürdigt werden! Auch verfestigt sich bei mir der Eindruck, daß Benotungen mitunter, nun, ähem, sagen wir, erstaunliche Hintergründe aufweisen! Zwischen Doktor und Doktor selbst in derselben Fakultät gibt es offensichtlich mitunter feine Differenzen.....fast wie beim Waschmittel! Sie erinnern sich an den Unterschied zwischen -sauber- und -rein-. Clementine sei es gedankt!

Übrigens, es soll sogar promovierte Akademiker in leitenden Positionen geben, die keine promovierten Akademiker unter oder neben sich dulden! Es könnte etwas mit eigener Absicherung zu tun haben, also der Angst vor Konkurrenz! Andererseits, so etwas gibt es doch nicht wirklich, oder??? Schließlich erinnern wir uns doch gerne an Herrn Dr. Klöbner, und der war m.W. vergleichsweise schmerzfrei, allein schon wegen der Ente, die er stets zu Wasser lassen wollte! Oder war es Herr Müller-Lüdenscheid? Dem fehlte aber irgend etwas....... ach ja, der akademische Grad, und in der Badewanne war der bei dem einen der beiden im Adamskostüm überhaupt nicht zu erkennen....

Vielleicht denken Sie mal darüber nach......mit oder ohne Titel.....

Ihnen eine ereignisreiche Woche

Autor:

Christian Pühl aus Iserlohn

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