Vermittlungsskandal 2.0 oder eher ein Führungsskandal? - Eine Einschätzung des Personalrats der Arbeitsagentur Hannover

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Nach der Bekanntgabe des Prüfbericht des Bundesrechnungshofes zu den Statistikmanipulationen der Bundesagentur für Arbeit vom 07.11.2012 durch den Spiegelartikel „Bundesrechnungshof wirft Arbeitsagenturen Manipulation der Vermittlungsstatistik vor“ und der Stellungnahme des Bezirkspersonalrats NRW der Bundesagentur zu Vermittlungsstatistiken hat nun auch der Personalrat der Arbeitsagentur Hannover eine Presseinformation herausgegeben, die es in sich hat.

Darin heißt es:
„Wir haben seit Jahren einen Steuerungsprozess, der vollkommen überzogen und falsch ausgerichtet ist und dazu führt, dass Führungskräfte und Mitarbeiter fachlich entmündigt, demotiviert und einseitig an grünen Ampeln ausgerichtet (sinnbildlich) ihre Arbeit verrichten. Das nennt man wohl Führungsskandal.“

eine seelenlose Zahlenmaschine

Und weiter heißt es:
„Die BA ist nach einem guten Neustart 2005, mit Einrichtung des Kundenzentrums, orientiert an den Bedürfnissen der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerkunden und im Einklang mit volkswirtschaftlichen Interessen, mehr und mehr zu einer seelenlose Zahlenmaschine mutiert, die schwerpunktmäßig nur auf fiskalische Effekte und Verringerung von Arbeitslosenzahlen ausgerichtet ist. Das soziale Wirken ist auf dem Altar der Betriebswirtschaft geopfert worden. Originalaussage von Herrn Weise (wir erinnern an die letzte Personalversammlung mit den Filmberichten): „Die BA hat keinen sozialen Auftrag.“

Wahrscheinlich ist es wohltuend aber auch zugleich irritierend für die Betroffenen zu lesen, dass auch die Jobcentermitarbeiter unter den seelenlosen Vorgaben der Chefetagen zu leiden haben.

Dialoge sind zur Befehlsausgabe nach Rankingtabellen verkommen

Und dann, als wollten sie ein Lanze für Inge Hannemann brechen heißt es erfrischend klar:
„Personalräte auf allen Ebenen haben immer und immer wieder die falsche Steuerung kritisiert. Wir waren und sind auch die Einzigen, die das offen können.
Führungskräfte und Mitarbeiter/innen die offen kommunizieren wollen, wurden und werden gedeckelt.
Der Vorstand und die Beratungsfirmen haben immer Recht. Zielnachhaltungs- und Performance Dialoge sind zur Befehlsausgabe nach Rankingtabellen verkommen. Eine Agentur wird gegen die andere ausgespielt.“

Der Personalrat der Arbeitsagentur Hannover auch stellt klar heraus, dass die Führung der BA sich hartnäckig gegen eine langjährige und damit dauerhafte Mitarbeiterkritik gesperrt hat.

Nicht die Mitarbeiter, sondern die Geschäftsführung liegt falsch:

„Die Beschäftigten der BA stehen seit Jahrzehnten zu 130% zu ihrem Arbeitgeber, zu ihrer Dienstleistungserbringung für die Kunden, zu ihrer gesetzlichen Aufgabe – sie stehen aber gefühlt nur zu 0,13% hinter der jetzigen Vorstandspolitik. Das gab es seit Stingl, Franke, Jagoda, selbst Gerster noch nie.“

Inge Hannemann ist nicht die einzige Kritikerin

„Was wir als Personalrat bedauern und nicht verstehen, ist der Realitätsverlust in der Zentrale und der Regionaldirektion NSB.“

Wuchtiger geht es kaum noch.
Eigentlich umfasst die Pressemitteilung nur acht Seiten. Aber mit viel Input war gerade in der Wahlkampfphase nirgends zu rechnen.

Autor:

Ulrich Wockelmann aus Iserlohn

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