"Enkeltrick": Wachsamkeit zahlt sich aus

Das Blümchen war klein, das Lob aber umso dicker: Elke Sinngrün von der Märkischen Bank verhinderte, dass einer Seniorin erheblicher Schaden entstand. Polizeisprecher Marcel Dilling (l.) und Kriminaldirektor Achim Spröde dankten.
  • Das Blümchen war klein, das Lob aber umso dicker: Elke Sinngrün von der Märkischen Bank verhinderte, dass einer Seniorin erheblicher Schaden entstand. Polizeisprecher Marcel Dilling (l.) und Kriminaldirektor Achim Spröde dankten.
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Es vergeht wohl kein Tag, an dem nicht mindestens ein älterer Mensch von einem Fremden um Geld angegangen wird. Natürlich nicht plump, sondern mit Raffinesse und hoher krimineller Energie. Der Schaden ist beträchtlich, aber es gibt Mittel und Wege, nicht Opfer des so genannten Enkeltricks zu werden.

Elke Sinngrün hat gezeigt, wie es geht. Als die Angestellte der Märkischen Bank hörte, dass eine 93-jährige Kundin einen fünfstelligen Betrag abheben wollte, wurde sie hellhörig. „Ich kannte die Dame seit ungefähr fünf Jahren. Sich soviel Geld auf einmal auszahlen zu lassen, entsprach nun überhaupt nicht ihren Gewohnheiten.“
Elke Sinngrün suchte das Gespräch. Was herauskam erschreckte sie. Ein wildfremder Mensch hatte die Seniorin am Telefon so geschickt manipuliert, dass sie dachte, einem nahen Verwandten aus der Patsche helfen zu müssen.
Wer jetzt abwinkt, weil er denkt, derart leichtgläubig sei er nicht, wird von Kriminalhauptkommissar Jürgen eines Besseren belehrt. „Die Täter sind ausgesprochen findig“, weiß er. „Zwar kennen sie die Familienverhältnisse ihrer Opfer nicht, fragen aber so geschickt, dass das Gegenüber viel mehr von sich preisgibt, als man vermuten möchten.“ Die oft bandenmäßig organisierten Täter machen sich auch altersbedingte Handicaps zunutze. Mit den Jahren fällt es schwerer, vertraute und fremde Stimmen zu unterscheiden. Und sicher trifft man zufällig auch hier und da auf einen dementen Menschen.
Iserlohns Kriminaldirektor Achim Spröde schätzt, dass auf 100 Betrugsversuche eine vollendete Tat kommt. Die allermeisten scheinen den Braten doch zu riechen. Leider zu wenige informieren dann die Polizei. Und auch wenn der Schaden da und das Konto geplündert ist, zeigt längst nicht jeder Geschädigte seinen Fall an. „Der Schamfaktor ist hoch“, erklärt Spröde. „Man gibt vor sich und vor allem vor anderen nicht gern zu, dass man so übers Ohr gehauen wurde.“ 170 Fälle wurden der Polizei im Märkischen Kreis 2014 gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte gigantisch sein.
Wenn sich ein falscher Enkel, der ebenso gut eine falsche Nichte sein kann, erst einmal Vertrauen erschlichen hat, geht es nicht um Kleckerbeträge.
„In der Regel werden Summen ab 10.000 Euro verlangt“, sagt Ermittler Tremmel, der sich mit der Masche beschäftigt, seit sie um die Jahrtausendwende erstmals hierzulande auffiel. Die Strafverfolgung ist ein hartes Brot: Selten kommen Anrufe aus Deutschland. Der Organisationsgrad auf Täterseite ist hoch. Die „Bosse“ im Ausland verfügen über Komplizen, die die Beute einsammeln.
Gegen die Abzocker helfen eine gesunde Portion Misstrauen und Menschen wie Elke Sinngrün, die nicht weg sieht, wenn etwas merkwürdig erscheint.

Der erfahrene Ermittler Jürgen Tremmel hat einige einfache Tipps parat:
Niemand sollte größere Mengen Bargeld in der Wohnung aufbewahren.
Bei größeren Abhebungen sollten Geldinstitute Rücksprache mit nahen Angehörigen halten.
Für diesen Zweck kann eine zweite Vollmacht hinterlegt werden.
Oft genügt aber auch eine Telefonnummer, die selbstverständlich vor dem Betrugsfall mitgeteilt werden muss.

Autor:

Henrik Stan aus Hagen

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