Jeder Schuss ein Treffer? Bogenschießen im "Selbstversuch": Die Reportage

Foto: Schröter
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„Sind Sie rechtsäugig oder linksäugig?“ Das ist eine der ersten Fragen, die Wolfgang Heddram mir stellt. Ich bin zu Gast beim BSC Iserlohn und will einfach mal ausprobieren, wie das so funktioniert mit Pfeil und Bogen.

Meine eher romantische Vorstellung vom Bogenschießen à la Robin Hood wird schnell über den Haufen geworfen. Einfach mal anlegen und ein paar Pfeile schießen? Von wegen!
Als ich in den Fahrradkeller komme, staune ich erstmal nicht schlecht. Ich stehe in einer großen, langen Halle, die bis auf ein paar Schränke und Tische ziemlich leer ist. Die Zielscheiben am Ende der Halle fallen mir sofort auf - die sind ganz schön weit weg. „Keine Angst, wir tasten uns langsam ´ran. Du schießt nicht von hier“, beruhigt mich Jugendwartin Claudia Heddram. Und sofort sowieso nicht. Erstmal gibt´s nämlich eine theoretische Einführung und erste praktische Übungen mit dem Theraband, um ein Gefühl für die Bewegungsabläufe zu bekommen. Außerdem immer wieder Hinweise in Sachen Sicherheit. Die wird großgeschrieben beim BSC. Viele neue Informationen - aber ich brenne darauf, endlich loszulegen.
Dann ist es soweit. Ich bekomme einen Anfängerbogen. Auch der sieht schon ziemlich beeindruckend aus. Außerdem hilft mir Claudia Heddram, den Arm- und Fingerschutz anzulegen. Fühlt sich gleich viel professioneller an. Jetzt macht auch die Frage vom Anfang absolut Sinn: Denn je nachdem, ob man mit dem linken oder dem rechten Auge zielt, braucht man einen Links- oder Rechtsbogen. Mein „Sehauge“ ist das rechte - das war mir vorher auch nicht bewusst.
Ich lege den Pfeil an, wie die Jugendwartin es mir gezeigt hat. Zugegebenermaßen noch etwas unbeholfen. Und höre zu, wie sie mir noch einige Tipps gibt. Und plötzlich lächelnd sagt: „Du brauchst den Pfeil nicht festzuhalten.“ Stimmt, der „rastet“ nämlich ein an der Sehne. Oder, etwas fachmännischer ausgedrückt: Der Pfeil wird am sog. Aufnockpunkt auf die Sehne genockt. Das kannte ich von dem „Flitzebogen“ meiner Kindheit auch anders. Dann hagelt es Ansagen: „Gerader Stand! Ellbogen hoch! Höher! Arm durchstrecken!“ Ich lasse los, der Pfeil schießt mit einem Sirren Richtung Zielscheibe und - trifft! Anfängerglück? Egal - ich freue mich über mein erstes Erfolgserlebnis. Und auch die nächsten Pfeile sind gar nicht mal so schlecht. Es ist halt eine Kopfsache.
„Wenn der Pfeil erstmal fliegt, fliegt er. Entscheidend ist es, im richtigen Moment loszulassen“, erklärt mir die Bogenschützin. Hört sich einfach an, ist es aber nicht. So vieles muss gleichzeitig beachtet werden. Dass die Halle sich nach und nach füllt, bekomme ich nicht wirklich mit. Wie durch Watte nehme ich eher unbewusst das Treiben um mich herum wahr, bin voll darauf konzentriert, alles - oder zumindest möglichst viel - richtig zu machen.
„Bogenschießen ist ein Drittel Kraft, ein Drittel Technik, ein Drittel Kopf“, erklärt Wolfgang Heddram, 1. Vorsitzender des BSC. Dass Kraft eine Rolle spielt, merke ich ziemlich schnell: Schon nach einigen Pfeilen spüre ich meinen Arm. Wider Erwarten ist es nicht der rechte, mit dem ich die Sehne spanne, sondern der linke Arm, der den Bogen hält. Ist halt einfach ungewohnt, ein Gewicht am ausgestreckten Arm hochzuhalten - und zwar so ruhig, dass das Zielen auch einen Sinn macht. Auf jeden Fall ist es ein tolles Gefühl, die Kraft zu spüren, wenn man die gespannte Sehne loslässt und den Pfeil abschießt.
Die Technik muss man einfach üben.„Das größte Problem ist der Kopf - den muss man freimachen“, erklärt Heddram. Das merke ich schnell, denn sobald man sich nicht hundertprozentig konzentriert, nimmt der Pfeil nicht den gewünschten Weg.
Spaß macht es trotzdem. Schon nach den ersten Versuchen kann ich die Faszination spüren, die von diesem Sport ausgeht und kann nachvollziehen, dass er manche nicht mehr loslässt.
Übrigens: Der BSC, der zurzeit 80 Mitglieder hat, trainiert dienstags und donnerstags (Kinder und Erwachsene). Mehr Infos unter www.bsc-iserlohn.de.

Autor:

Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim

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