Stephan Thome lässt seinen Roman „Gegenspiel“ teilweise in Overberge spielen

Stephan Thome | Foto: Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag
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„Es muss im Frühjahr 89 gewesen sein, fast zwei Jahre nach Philippas Geburt. In der Erlentiefenstraße in Bergkamen …“: „Gegenspiel“ heißt der aktuelle Roman von Stephan Thome. Einen Teil davon lässt er in Obverberge spielen.

Der Vorgängerroman „Fliehkräfte“ wird aus der Sicht des Ehemannes, des Bonner Professors Hartmut Hainbach, geschildert. Als seine portugiesische Frau Maria beschließt, Bonn zu verlassen und in Berlin zu arbeiten, führen beide eine Wochenendbeziehung. Die Handlung entwickelt sich schließlich zu der Geschichte einer Reise: Hartmut fährt nach Frankreich, um alte Freunde und ehemalige Kollegen zu treffen. Von Frankreich geht es nach Spanien und Portugal, wohin ihm schließlich seine Frau per Flugzeug nachreist.
Im aktuellen Roman „Gegenspiel“, der die Ereignisse aus Marias Sicht schildert, kommt es zu vielen Überschneidungen. Aber auch Neues kommt vor; so gibt es etwa einen Rückblick auf Marias Studienzeit in Berlin.

Handlung macht Halt in Bergkamen

Zwei Kapitel des Romans „Gegenspiel“ handeln von Marias und Hartmuts Zeit in Bergkamen. In Overberge mieten sie ein Haus in der Erlentiefenstraße, „ein merkwürdig verwunschen klingender Name, unheimlich wie deutsche Märchen“, so Marias Gedanken. „Der Ort bestand aus einer verstreuten Ansammlung von Wohngebieten ohne Zen­trum“, beschreibt Thome im Roman. „Einfamilienhäuser, deren Gärten in freie Landschaft übergingen. Bei Ostwind roch es nach der nahe gelegenen Schweinefarm, ansonsten trieb der Rauch aus Fabrikschornsteinen und Hochöfen über die Dächer. Sechs Jahre hatte sie in West-Berlin gelebt, nun war sie in Deutschland angekommen, in einem Land so fremd wie der Mond.“

Eine Schwester von Thome lebte Anfang der 2000er-Jahre in Overberge. „So bot sich der Ort zur Recherche an“, erklärt Thome. Gemeinsam mit seiner Schwester, die jetzt in Dortmund lebt, hat mit Freunden gesprochen, die bereits in den 1980er-Jahren in Overberge gelebt haben. Diese konnten ihm viele Einzelheiten schildern. „Da Maria aber ein sehr häusliches Leben führt und so keinen tieferen Einblick in den Ort erhält, gestaltete sich die Recherche als nicht besonders schwierig“, so Thome. So hat Maria beispielsweise Schwierigkeiten, eine Einkaufsmöglichkeit zu finden.

Lokalkolorit in „Gegenspiel“

Thome bemüht sich um Lokalkolorit. So lässt er die Bergkamener mit Dialekt sprechen: „Is vielet zu machen, wenn et draußen schattich wird“ lässt er einen Nachbarn sagen. Auch der Bergbau spielt eine Rolle. „Zechen wurden geschlossen, Stahlöfen abgeschaltet, Arbeiter entlassen.“
Ein wesentlicher Unterschied zur heutigen Zeit sei die Luft, schilderten Thomes Freunde und Bekannte. „Damals gab es noch viel mehr Kohlekraftwerke und Hochöfen. Viele haben gesagt, dass sie an manchen Tagen die Wäsche nicht raushängen konnten. Es lag viel mehr Rußgeruch in der Luft.“
Eine weitere Fortsetzung soll es nicht geben. „Die Geschichte ist abgeschlossen“, bekräftigt Thome. Der nächste Roman sei aber schon in Planung. Spielen soll er in Taipeh (China), wo Thome lange Jahre gelebt hat.

Stephan Thome | Foto: Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag
Foto: Suhrkamp Verlag
Autor:

Tobias Weskamp aus Kamen

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