d´Order van´t Gecken-Geselschap - Der Narrenorden zu Cleve (Teil 1)

Der Geck, Narr, Hanswurst von Thomas de Rouck´t Amsterdam by Jahn Janssen 1645
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  • Der Geck, Narr, Hanswurst von Thomas de Rouck´t Amsterdam by Jahn Janssen 1645
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Über den Narrenorden von Kleve, gegründet 1381 von Adolf, Graf von Kleve, haben bereits viele Historiker berichtet, z. B. Teschenmacher 1721, Buggenhagen 1795, van Spaen 1805, Petrasch und Brewer 1827, Cahr 1845, Lacomblet 1853. Alle Historiker kommen mehr oder weniger bei ihrer Beschreibung der Gründungsurkunde zum gleichen Ergebnis. Die Unterschiede liegen in der Hauptsache bei der Anordnung der Siegel und in der Schreibweise der Namen auf bzw. an der Urkunde und bei den zeichnerischen Darstellungen der Wappen und des sog. Hanswurst (Narren) den die Ordensmitglieder tragen mussten. Auch bei der Abschrift (Inhalt der Urkunde) gibt es nur wenige Unterschiede. Ich möchte hier in Folge die verschiedenen Beschreibungen und Abschriften auch mit den Unterschieden, vorstellen.
Bei meinen Recherchen bin ich auf einen Autor gestoßen, den ich hier noch nicht erwähnt habe, und der wohl auch noch nicht so bekannt sein dürfte. Es handelt sich um den Niederländer Thomas de Rouck (Bergen op den Zoom), der bereits 1644, meines Wissens der zeitnaheste am Geschehen von 1381, eine Beschreibung der Urkunde mit Abschrift und Zeichnungen publizierte. Das Buch befindet sich in der Österreichischen Nationalbibliothek, es wurde von Jahn Janssen 1645´t Amsterdam herausgegeben.

Wie ich zu den Recherchen zum Narrenorden gekommen bin möchte ich zuerst erläutern:
Vor einigen Jahren stieß ich bei meiner Ahnenforschung auch auf die Beschreibungen des Narrenordens denn dort tauchte auch mein Nachnahme auf. Meine Vorfahren stammen aus Brabant (heute niederländische Provinz Nordbrabant) aus dem Ort Megen an der Maas. Die „Megens“ in verschiedenen Schreibweisen wie, mit von und van und Megen, Meegen, Megeren, Mehgan, haben sich im Raum Geldern, Weeze, Goch ausgebreitet und von dort aus kamen meine direkten Vorfahren vor rd. 200 Jahren in das heutigen Gebiet von Bedburg-Hau (Bedburg, Moyland Till). Bin also sozusagen ein "Ureinwohner von Bedburg-Hau -obwohl in Kleve geboren.
Brabant, bzw. Megen an der Maas ist dann auch das Stichwort: denn die Grafen und späteren Herzöge von Cleve hatten immer innige Beziehungen zu der Grafschaft und Burg Megen, wo übrigens sich auch eine der Schwanenrittersagen abgespielt hat. Der Name „Megen“ stammt vom gallischen "magos" und dem lateinischen "magus" ab; später im 8. Jahrh. "meginus". Es war also nicht so sehr verwunderlich, dass an der Gründungsurkunde auch der Name Megen, Meegen, Heeren Meegen, die Here van Megen und Freiherr von Megen auftauchte. -Ja, ich gebe es zu... auch ich bin ein Geck...

Thomas de Rouck schreibt am 14. November 1644, auf Bergen op den Zoom, zum Inhalt und Aussehen der Urkunde folgendes:
(Übersetzt) Die Geckengesellschaft oder Compangions des Fols, wurde gegründet im Jahr 1381 auf St. Kunibertstag, von Adolf, Graf von Cleve und noch anderen fünfunddreißig Herren und Ritter. Das Blason (Anstecker) oder Symbol war ein Narr mit einer Kappe mit gelben Schellen, gelben Strümpfen, schwarzen Schuhen und einer vergoldeten Schüssel mit Früchten in der Hand. Die Mitglieder mussten dieses Abzeichen an ihrem Kleid tragen. Der Grund war, die besondere Liebe zueinander; der Tag ihrer Versammlung war der erste Sonntag nach St Michael; der Versammlungsplatz in der Stadt Cleve; niemand sollte sich fernhalten von der Versammlung, es sei denn, er ist krank oder mehr als sechs Tage von seinem Wohnsitz entfernt, nach dem besiegelten Brief in dem zu lesen ist:

(Original) Wy allen de ghene die onse zegelen aen desen Brief ghangen hebben/ maiken kondt allen lüden/ ende bekennen dat wy met gueden vorghehalden Rade ons selfs ende om sunderlinge gunst/ vrintschap, die mallich van ons tot den anderen heeft/ ende nu vort me die genqicken hebben sal onder ons eyne gheselschap ghemacken hebben/ ende der overkommen zyn diemen heyten sal die gheselschap van den Gecken/ in formen end manieren als hier na geschreven steyt. Dat ist te weten: Dat yder man van onsen Ghesellen draghen sal eynen Geck van silver gemaeckt/ of anter ghesticket op seyn cleidet/ soo wie oer des best ghenuget: Ende soo wie van ons des Geckes daghelijer niet en droegh/ den sall end mach der anderen van ons Ghesellen soe ducke als hie dat siet/ yeynden dor drie alde grote Tornaise, wilcht drie grote Tornaise/ hie darch Gott arme Lurden gheven sal. Ende vaert, soelen wie Ghesellen allegader jaerlir eyne geselschap/ end eynen Hoff hebben/ daer wie alle semenelijck solen komen ende vergaderen/ als tot Cleve; ende alle jaer den anderen Sondaghs naer Sente Michiels Daghe/ in der Herberghen scheyden noch uter stal ryden/ sie en hebbe den eysten ghegalden ende wael beraele syn andeel van der teringhe/ die een gheboert tue ghelden van den Hoeve. Ende niemand van ons en sal achter blyben/ hy en kenne op den voortz .Off om einges dinges, of saecken willen/ en beneme een rechte kenlycke lyfs noet/ sonder alleyne die giene/ die buten landes weren sese dachvaert van syne woninge daer hy dageliyr wonachtich were. Ende were diek saike dat imande van ons Gesellen die ander Gesellen vpand wete/ Die Gesellenvan ons aen heben zijden mit allen hoeren hulpern loelen ghebedet zijn van den Vredage voer den Hoeve als die Sonne opgeyt/ ende werende t´sheynt des Vrydags nae den Hove all die Sonne ondergeyt. Ende voert sollen wy alle jaer op den voortz. Hove kiesen onder ons Gesellen/ eynen Koninck van onsen geselschap met sese Raetlupden/ welcken Koninck mit den Raetlupden haten end ordeniren sal alle sarcken van den Geselschap/ ende sonderlinges den Hof des anderen jaers daer nae te versein/ bestellen/ end saeten sal/ ende alle saken die men tot den Hoeve behoudende is/ werven end begaderen zal/ end bescheydelicke rekeninge daer af doen sal; van wilcken Kost des voortz. Hoefs/ die Ridder en knechte gelyck gelden soelen/ end die Here een derdendeel meer dan die Ridder ende knechte/ end een Greve een derdendeel meer dan die Here. Ende des Dinxdages des morgens vroe binnen den Hoeve soelen wy Gesellen onder ons allen toe Cleve in onser Vrawen Kercken begaen om de helbst te bidden vur alle die ghene die van onsen Ghesellen gestorven weren/ ond daer sal mallich van ons syn offer brengen/etc. in orkonde onser zegele aen desen Brief ghehangen. Ghegeben in´t jaer onses Heren/ dusent drie hondert tachtentich/ end epnd op Sente Kumberts Dach.

Thomas de Rouck weiter:
(Übersetzt) Der Brief ist besiegelt mit 36 Siegel in grünem Wachs mit Ausnahme des Siegels vom Grafen von Cleve, dies ist in rotem Wachs. Der Graf von Cleve siegelte in der Mitte des Briefes und an der ersten Hand ein Graf von Meurs, an der linken Hand Dierick van Eyl und so fort. Alle Wappen sind ohne Cimier oder Timber (Verzierung?), in kleinen Schildern (Wappen) Das Original des Briefes wird aufbewahrt in „archiva Comitum Cliviae). Die Schilder in den Siegeln „op dese Manier“. (Hier folgt jetzt eine zeichnerische Darstellung von allen 36 Schildern (Siegeln) mit Namen. Siehe dazu Abbildung).

Übersetzung der Urkunde:
Wir, alle die wir unsere Siegel an diesen Brief gehängt haben, machen allen Leuten kund, und bekennen das wir nach guter Beratung uns aus besonderer Gunst, Freundschaft, die jeder von uns zum Anderen hat, eine Gesellschaft gegründet haben und wir zu dem Ergebnis kamen, die Gesellschaft von den Gecken heißen soll, in Form und Manier wie hiernach geschrieben steht. Es ist zu wissen: Das jeder von uns Gesellen tragen soll, einen Narren aus Silber gemacht, angeheftet auf seinem Kleid, so wie er es mag: Und wer den Narren von uns nicht täglich trägt und dies von den anderen Gesellen gesehen wird, der drei alte Groschen, durch Gott den armen Leuten geben soll. Und weiter sollen wir Gesellen alljährlich eine Gesellschaft und einen Hof abhalten, wo wir alle zusammen uns treffen zu einer Versammlung, in Kleve, am Ende aller Jahre am Sonntag nach Michaelistag, und keiner soll die Herberge verlassen noch aus dem Stall reiten, bevor er seinen schuldigen Anteil von dem was ihm zusteht bezahlt zu haben. Niemand von uns soll weg bleiben (usw.), es sei denn zu erkennende Dinge, oder Sachen die er angibt mit Lebensgefahr; sondern alleine diejenigen die außer Landes sind, sechs Tage weg von seiner Wohnung, wo er alltäglich wohnt, die Gesellen die mit allen ihren Helfern verfeindet sind sollen die Feindschaft ruhen lassen vom Freitag wenn die Sonne aufgeht vor der Versammlung bis zum Freitag nach der Versammlung wenn die Sonne untergeht. Und so sollen wir alle Jahre (usw:)wählen aus der Mitte unserer Gesellen, einen König von unserer Gesellschaft mit sechs Ratsleuten, welcher König mit den Ratsleuten bestimmen und ordnen soll alle Sachen von der Gesellschaft insbesondere den Hof für das kommende Jahr bestellen, und alle Sachen die dafür notwendig sind, und Rechenschaft über die Kosten des Treffens ablegen. (usw.) Die Ritter und Knechte sollen gleich viel gelten, die Herren ein Drittel mehr als die Ritter und Knechte und ein Graf ein Drittel mehr als die Herren. Am Dienstagmorgen während des Treffens sollen alle Gesellen zu Cleve in unsere Frauen-Kirche gehen und um Hilfe zu bitten für alle unsere Gesellen die Gestorben sind und jedermann soll sein Opfer bringen. (etc.) Mit unseren Siegel die an der Urkunde hängen. Im Jahr unseres Herren tausenddreihundertundachtzig auf St Kuniberts Tag.

Bemerkenswert ist, dass Thomas de Rouck offensichtlich nicht den ganzen Urkundentext wiedergegeben hat. An einigen Stellen bricht der Text ab und ist mit
"voortz." = (usw.) und mit "etc" versehen. So fehlt z. B. die Angabe, dass der Narrenorden nur 12 Jahre bestehen soll.

In Teil 2 möchte ich die Angaben von Simon van Leeuwen und Wouter van Gouthoeven 1685 vorstellen.

d´Order van´t Gecken-Geselschap - Der Narrenorden zu Cleve Teil 2

d´Order van´t Gecken-Geselschap - Der Narrenorden zu Cleve Teil 3

Autor:

Günter van Meegen aus Bedburg-Hau

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