Klever Bildhauer bleibt unvergessen- Jetzt sollen Werke Matthäis in einem Museum ausgestellt werden

Auf dem Familiengrab steht eindrucksvoll die Pieta. Fotos (3): Tim Tripp
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  • Auf dem Familiengrab steht eindrucksvoll die Pieta. Fotos (3): Tim Tripp
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Wer die alte Werkstatt von Wilhelm Matthäi betritt, der kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dem Besucher ist es fast so, als würde der Bildhauer pfeifend um die Ecke kommen, um an einem seiner neuen Werke weiter zu arbeiten.

Kleve. In der Werkstatt ist die Zeit stehen geblieben. So scheint es zumindest.
Der Arbeitsraum wirkt gewaltig mit den vielen Utensilien, dem Holz, den Werkzeugen. Neben der Werkstatt befindet sich ein großer Raum für die Modelle. Sie zeugen von harter, aber dennoch leidenschaftlicher Arbeit eines Mannes, dessen Werke schon längst nicht mehr nur den Klevern ein Begriff sind.
Jetzt soll der Nachlass des im Oktober 2003 verstorbenen Bildhauers in einem Museum im Rheinland ausgestellt werden. Wilhelm Matthäi würde im nächsten Jahr die 100 Jahre vollenden.
Aber eigentlich fing alles mit seinem Vater an. Gerd Matthäi müsste den meisten Klevern ebenfalls bekannt sein, weil er die Pallas Athene fertigte (Modell: Schenkung Museum Koekkoek). Auch die Kriegerdenkmale, in Griethausen und Schenkenschanz, sowie die zwei Klever Wappen im Forstgarten, sind von Gerd Matthäi. Noch heute zeugt von der hohen Kunst die Pieta, die sich auf dem Familiengrab des Klever Friedhofs befindet.
Da das Künstlerische in den Genen der Familie fließt, hat der Vater dem Sohn auch früh viel von seiner Handwerkskunst beigebracht. Deswegen war es kaum verwunderlich, dass Wilhelm als sein Vater Gerd im Jahre 1952 starb, ohne zu zögern die Werkstatt übernahm. Dabei hatten es dem Sohn gerade die Materialien Stein und Holz angetan. Wer mit offenen Augen über den Friedhof geht, der sieht dort einige in Holz geschnitzte Kruzifixe. Aus Stein sind einige Denkmalunikate mit Bleischrift gefertigt. Mit der Kirche verbunden, arbeitete Wilhelm Matthäi vor allem Sakrales. Es sind auch Krippenfiguren aus Holz zu bewundern, beispielsweise in den Kirchen in Kleve, Kranenburg und Kalkar. Fertige Figuren bekamen individuelle Kleidung genäht; die Ehefrau Elisabeth, heute fast 95 Jahre, ist Schneiderin.
Und wer kennt es nicht das "Schüsterken" in der Lohstraße in Uedem. Auch diese Figur stammt von Wilhelm Matthäi; sie ist in Bronze gegossen!
Tochter Brigitte erinnert sich: "Unser Vater war viel in der Werkstatt. Aber das machte uns Kindern nichts aus, er war immer für uns ansprechbar. Auch, weil die Werkstatt hinten im Garten lag."
Besonders die Liebe zur Natur und zu seiner Familie gab Wilhelm Matthäi den nötigen Ausgleich zu seiner mitunter stark körperlichen Arbeit. Ebenso ein kleiner "Hobbybauernhof" mit Enten, Gänsen, Hühnern und Schafen, sowie Gemüse- und Kartoffelanbau. So wuchsen die Kinder nicht nur mit Kunst und Kultur auf, sondern lernten es auch, die Natur zu schätzen und zu wahren.
Doch es verging kein Tag, an dem Wilhelm Matthäi nicht in der Werkstatt anzutreffen war. Denn sein Motto war stets: "Ich habe das große Glück, mein Hobby ist mein Beruf." Das war wohl in erster Linie Berufung!
Damit die Werke von Gerd und Wilhelm nicht in Vergessenheit geraten, ist die Familie nun in Verhandlung mit einem Museum getreten.

Autor:

Silvia Decker aus Emmerich am Rhein

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