Adios Inge! "Ich möchte nicht einen Tag missen"

Ein letzter Blick in den Spiegel hinter dem Tresen, daneben steht das über 70 Jahre alte Weinfass. "Inge's Bodega" am Großen Markt zählte 28 Jahre zu den bekanntesten Szenelokalen in Kleve. Jetzt gab es die letzte Feier. Die Tür beibt für immer geschlossen. | Foto: Tim Tripp
  • Ein letzter Blick in den Spiegel hinter dem Tresen, daneben steht das über 70 Jahre alte Weinfass. "Inge's Bodega" am Großen Markt zählte 28 Jahre zu den bekanntesten Szenelokalen in Kleve. Jetzt gab es die letzte Feier. Die Tür beibt für immer geschlossen.
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Es war gegen fünf Uhr morgens, als vergangenen Samstag die letzten Gäste Inge's Bodega am Großen Markt verließen. Es war die allerletzte Feier in Kleves Kultlokal.

Eine Abschiedsfeier. Inge hatte noch mal Nachbarn und ein paar enge Freunde und Gäste eingeladen. Nach 28 Jahren werden die Türen für immer geschlossen.
Der Gastronomiebetrieb in der Klever Altstadt von Mimmi Plümmer "war früher eine ganz normale Pinte", erinnert sich Inge Borgermeester-Jansohn. Das sollte sich bald ändern. Der spanische Name Bodega wurde nicht zufällig ausgesucht. Viele Jahre hat Inge in Spanien gelebt. Inge's Bodega sollte ein uriges, einfaches Lokal werden, in dem neben Wein und Bier auch kleine Speisen angeboten werden sollten.
So etwas gab es in Kleve 1989 noch nicht. Aus den Lautsprechern erklang spanische Musik, tolle Bands traten hier auf. Und wenn Inge zu später Stunde erst hinter dem Tresen, später auf den Tischen Flamenco tanzte, war jedem Besucher klar: Jetzt geht die Party erst richtig los. "Wir haben gefeiert bis zum Gehtnichtmehr. Ich möchte nicht einen Tag missen", blickt Inge zufrieden zurück. "Meine Gäste waren wirklich gute Leute. Bei denen möchte ich mich für die Treue bedanken."
Das Publikum? "Vom Generaldirektor bis zur Putzfrau", lacht Inge, die in Wattenscheid geboren wurde. "Aber alle kamen sofort miteinander ins Gespräch". Das förmliche "Sie" war ein Fremdwort in der Bodega. Inge hatte viele Stammgäste.
Viele Klever Paare haben sich in Inge's Bodega kennen und lieben gelernt. Wahrscheinlich auch deshalb, weil Inge vorher die richtigen Empfehlungen gegeben hatte.
Das Szene-Lokal hatte Flair. Liebevoll hat Inge jede Wand dekoriert. Jedes Teil kann eine Geschichte erzählen. Die Bodega war für viele Gäste ein Wohnzimmer, in dem man sich einfach wohlfühlen konnte.
Mit den Nachmietern hat es nicht so geklappt. Schwamm drüber.
Inge, Wirtin mit Leib und Seele, wird nicht mehr hinter dem Tresen stehen. Eine Legende weniger. "Aber es gibt ja noch Puppi Schmitz und Erika Bergmann", versucht sie ein wenig Trost zu spenden.

Autor:

Klaus Schürmanns aus Kleve

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