„Ball“ wurde vor 25 Jahren in der Klever Tiergartenstraße geboren!

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Teenagers, Twens, Dreißigjährigen, die als Kind in den 1990er Jahren meine logopädische Praxis in der Tiergartenstraße in Kleve mit Mutter auch mal Vater besuchten, erinnern sich „Ball“ sicherlich noch.
Ball wurde da im Therapiezimmer geboren.
Aus Rees rief mir eine Pflegemutter mal an, und fragte, ob ich ihr Pflegekind in Behandlung nehmen wollte. Es war ein 18Monate alter Knabe. Er hatte eine abscheuliche Vorgeschichte. Als Baby weinte er oft. Das regte den leiblichen Vater so auf, dass er es aus Wut an die Wand warf. Darauf wurden für das Baby Pflegeeltern gesucht und gefunden. Sie erzogen das Baby liebevoll, aber nichts desto trotz es fing mit Sprechen nicht an. Monate vergingen, in den die Pflegemutter für Hilfe Ärzte und Einstellungen besuchte. Der Leiter einer Frühförderstelle gab der Mutter letztendlich den Tipp, um mich zu Rate zu ziehen. Ich wollte die Frau nicht enttäuschen, und lud sie ein, mit ihrem Pflegesohn zu kommen.
Bis zu jenem Moment hatte ich Zeit zum Überlegen, denn so ein junges Kind hatte ich noch nie behandelt, höchstens in meiner Studentenzeit als Babysitter betreut. Wie sollte ich nun vorgehen? Da dachte ich an die Zeit, dass ich als Grundschullehrer ausgebildet wurde. Die Entwicklungspsychologie gab mir sofort wichtige Informationen. Ich entwarf für den Jungen ein angepasstes Konzept: „Kokoim“. Ko von kooperieren, das zweite ko von konzentrieren und im von imitieren. Alle drei Aktivitäten sollten ins Spiel integriert angeboten werden. Gespielt wurde auf dem Fußboden. Darauf saßen wir beiden während der ersten Sitzung. Zum Kooperieren benutzte ich Spielzeug. Wichtig war ein Ball. Damit kann man sehr gut zusammenspielen. Ich zeigte dem Jungen den Ball und nannte den Namen davon, also Ball. Er sah den Ball und hörte dessen Namen. Wenn beides assoziiert wird, versteht er ein erstes Wort (Das ist Sprachbewusstsein). Selbstverständlich waren mehrere Wiederholungen nötig. Dafür koppelte ich kurze Sätze ans Spielen mit dem Ball, wie „Ball rollt“. Ich zeigte ihm den Ball und sprach den Satz während des Rollens aus. Der Junge kooperierte mit mir, indem er mir den Ball zurückrollte. Ich ließ Ball auch hüpfen und fliegen, und der Junge lernte auf diese Weise andere Wörter.
Das Spielen mit dem Ball gefiel dem Jungen so gut, dass er damit nicht aufhören wollte, als ich mit einer neuen Aktivität anfangen wollte. Das war aber notwendig. Um ihn durch das zur Seite legen des Balls nicht zu enttäuschen, nahm ich den Ball in die Hände und sagte: „Oh, schaue mal, Ball ist müde vom Rollen. Er muss ausruhen!“ und zog dabei eine Mine, wovon die Müdigkeit abzusehen war. In dem Moment war der Ball eine Person geworden namentlich „Ball“. Der Junge verstand es und war nicht enttäuscht, dass ich Ball in den Schrank legte.
Abends dachte ich über die erste Behandlung nach, und realisierte mir, dass Vorlesen und dabei zusammen Abbildungen anschauen sehr wichtig ist für Sprachentwicklung. Ich entschloss eine kurze Geschichte über Ball zu schreiben und dabei Zeichnungen zu machen, insgesamt 16 Seiten.
Mutter bekam eine Kopie davon mit nach Hause, und konnte die Geschichte dort wiederholen.
Jede Woche schrieb ich eine neue Geschichte von Ball. Es fiel mir auf, dass auch die größeren Kinder in der Praxis den ich die Ballgeschichten vorstellte sie sehr gern hatten. Auf diese Weise entstanden 45 Ballbüchlein, jedes mit einem eigenen Thema.
Ball ist nun in Rente. Er steht in meinem Arbeitszimmer zu Hause auf dem Bücherschrank. Wenn ich in diesem Raum arbeite, schaut er nach mir. Vielleicht sehnt er sich ab und zu nach der Praxis in der Tiergartenstraße. Wir beiden hatten dort eine schöne Zeit.

Autor:

Eelco Hekster aus Kranenburg

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