Emmerich - Kleve - Goch - Niederrhein: Adventskalender 2016 - Heute ist der 1. Dezember!

Es ist bestimmt wieder mal Zeit für eine kleine Adventskalender-Geschichte! Denn die Adventskalender-Geschichte beginnt ungefähr Mitte des 19. Jahrhunderts. Die eigentliche Bedeutung der Adventszeit (lateinisch adventus: Ankunft, musste ich einwerfen als ehemaliger Messdiener) ist die geistige und seelische Vorbereitung auf das christliche Hochfest des Jahres, die Geburt Jesu in der Nacht zum 25. Dezember.
Der Advent umfasst die 4 Sonntage vor Weihnachten, beginnend mit dem ersten Sonntag nach dem 26. November. Die Adventszeit endet am 24. Dezember nach dem Sonnenuntergang, dem Beginn des Heiligen Abends. In der römischen Kirche gab es zunächst zwischen vier und sechs Sonntage im Advent, bis Papst Gregor der Große (Pontifikat 590-604) ihre Zahl auf vier festlegte.
Der Adventskalender entstand im Laufe des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigem Raum und hatte viele Vorläufer, die mehr oder weniger zeitgleich an verschiedenen Orten entstanden. Wurde zu jener Zeit in der katholischen Kirche der Advent durch tägliche Adventsandachten in der katholischen Kirche vertieft, so fand in evangelischen Familien die Zusammenkunft und Kontemplation innerhalb der Familie statt. Es wurden Bibelstellen vorgelesen, Verse aufgesagt, gemeinsam gebetet und in Andacht Lieder gesungen.
Da Zeit eine abstrakte Größe ist und vor allem für Kinder sehr schwer fassbar, fingen Eltern grob um 1840 an, sich verschiedene Möglichkeiten auszudenken, um Ihren Kindern die noch verbleibende Zeit greifbar zu machen und um das Besondere und Festliche der Adventszeit herauszuheben.
So hängten Familien nach und nach 24 Bilder mit weihnachtlichen Motiven an die Wand oder ans Fenster. Bei einer anderen Variante malten die Eltern 24 Kreidestriche ... die Sonntage mit längeren oder farbigen Strichen ... an Schranktüren oder auch Türstöcken. Die Kinder durften dann jeden Tag einen Strich wegwischen.
Kleine Tannenbäumchen (zum Teil auch kleine, selbst gebastelte Holzgestelle) dienten als „Adventsbäumchen“. Jeden Tag wurden, mit Bibelversen versehene, kleine Fähnchen oder auch Sterne an das Bäumchen gehängt. In einigen Familien wurde zusätzlich täglich eine neue Kerze hinzugefügt und angezündet. Das Zunehmen des Lichts als Sinnbild für die bevorstehende Ankunft des Lichts der Welt, Jesus Christus.
In einigen katholischen Gegenden durften die Kinder für gute Taten (!) täglich einen Strohhalm oder eine Feder in die Krippe legen, damit das Jesuskind schön weich liegen möge. Noch heute wird in einigen Klosterschulen dieser Brauch angewendet.
In Österreich schufen findige Eltern mit der „Himmelsleiter“ eine spezielle Form des Adventskalenders. Das täglich sich Sprosse für Sprosse abwärts bewegende Christuskind, verdeutlicht den Gedanken, das Gott zu Weihnachten auf die Erde kommt.
In Skandinavien entstand in dieser Zeit der Brauch, eine Kerze in 24 Abschnitte zu unterteilen und jeden Tag ein Stück weiter abbrennen zu lassen.
Thomas Mann schildert in den „Buddenbrooks“ einen selbstgebastelten Abreißkalender, den die Kinderfrau Ida ihrem Schützling Hanno gezeichnet hatte: „Der kleine Johann verfolgte mit Hilfe des Abreißkalenders, den Ida ihm angefertigt, und auf dessen letzten Blatte ein Tannenbaum gezeichnet war, pochenden Herzens das Nahen der unvergleichlichen Zeit”.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bastelten kreative Eltern sogenannte Weihnachtsuhren, auf denen in eine runde Scheibe mit 12 bzw. 24 Unterteilungen der Zeiger jeden Tag einen Schritt weiter gestellt werden durfte. Die Unterteilungen wurden mit Liedtexten oder auch Bibelversen versehen.
Der Adventskalender wurde zum Zeitmesser der Tage bis Heiligabend, um Kindern die verbleibende Zeit zu veranschaulichen und die Vorfreude auf das Weihnachtsfest zu steigern.
Seit den ersten Anfängen im 19 Jahrhundert wurden mit viel Leidenschaft individuelle Adventskalender gebastelt, eigene Ideen entwickelt und umgesetzt. Längst sind es nicht mehr nur Kinder, die Adventskalender geschenkt bekommen, auch Erwachsene beschenken sich gegenseitig und Kinder basteln Adventskalender für Ihre Eltern.
Form, Art und Aussehen haben sich im Laufe der Zeit gewandelt. Gleich geblieben ist die Mission des Adventskalenders: Anderen Menschen Freude zu bereiten. Er ist Ausdruck der Einzigartigkeit der Weihnachtszeit und der Vorfreude auf Heiligabend.
Quelle teilweise.
Tina Peschel, Adventskalender Geschichte und Geschichten aus 100 Jahren, Verlag der Kunst, 2009
Ich wünsche Euch allen eine schöne Adventszeit

Autor:

Christian Tiemeßen aus Emmerich am Rhein

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