Franziskanerinnen im Klever Land: Eine bewegte Geschichte der Menschlichkeit

15. Januar 2015
10:00 Uhr
Franziskushaus, 47533 Kleve
Das Mutterhaus der Franziskanerinnen im Jahr 1926 | Foto: Franziskushaus
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  • Das Mutterhaus der Franziskanerinnen im Jahr 1926
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Ihren 90. Gründungstag begehen am 15. Januar 2015 die Franziskusschwestern in Kleve. Drei Schwestern verbringen ihren Lebensabend im Franziskus-Haus: Mutter Hedwig, die letzte Oberin, Schwester Cäcilia und Schwester Antonetta. Zum Jubiläum am 15. Januar feiern sie um 10 Uhr gemeinsam mit Weihbischof Wilfried Theising ein feierliches Pontifikalamt in der Kapelle des Mutterhauses.
Die Geschichte der Klever Franziskusschwestern steht im Zeichen des Dienstes an den Menschen und der Menschlichkeit.


Ein kurzer Überblick:

Am 15. Januar 1925 kam Schwester Clara als erste Franziskusschwester nach Kleve - Pater Suitbert aus dem Kapuzinerkloster in Spyck hatte sie darum gebeten. Sie sollte in Kleve die Caritasarbeit der Hauspflege aufbauen. Die Zahl der Schwestern wuchs bis Anfang 1933 kräftig, erst die Machtübernahme der NSDAP am 30. Januar 1933 bremste das Wachstum. Die Ablehnung der Satzung, Kürzung der öffentlichen Zuschüsse, Verweigerung der Anerkennung der Gemeinnützigkeit und staatliche Preisvorschriften erschwerten die Arbeit.
Die Schwestern mussten sich nach anderen Tätigkeitsfeldern umsehen. Sie gründeten Pflegestationen, betrieben Kindergärten, Näh- und Handarbeitsschulen, unterrichteten Bergwerkslehrlinge in Walsum und betrieben die Bahnhofsmission in Emmerich. Der Schwerpunkt der Arbeit verlagerte sich von der Hauspflege auf die Unterhaltung von Alten- und Kinderheimen, im Laufe der Jahre entstanden 16 Niederlassungen.

Josefshöhe Schneppenbaum

Im Jahr 1933 entstand auf der Josefshöhe in Schneppenbaum das Kinderdorf St. Josef, das bis 1983 vielen Kindern Heimat und Familie war. Die Schwestern hatten das Grundstück durch einen Verpflegungsvertrag erworben. 1938 wurde den Schwestern in Xanten durch Verpflegungsverträge ein Haus mit der Auflage übereignet, dort alten und einsamen Menschen einen erfüllten Lebensabend zu bereiten. Der Anfang des St. Elisabeth-Haus, das durch Erweiterungen und Umbauten heute zu einer modernen Pflegeeinrichtung geworden ist.
In Kevelaer gründeten die Schwestern 1950 die Pflegeeinrichtung Regina Pacis - Haus für Senioren, Grundlage war auch hier ein Verpflegungsvertrag. Nach Um- und Neubauten präsentiert sich Regina Pacis heute als modernes Zuhause für Senioren.

Große Wohnungsnot nach dem zweiten Weltkrieg

Nach dem zweiten Weltkrieg war die Wohnungsnot im zerstörten Kleve sehr groß, besonders die alten Menschen litten. Die Franziskusschwestern pachteten Haus Gnadenthal vom Baron Victor von Hövell und verwandelten das im Krieg stark zerstörte Haus in ein bewohnbares Seniorenheim. Haus Gnadenthal war bis zur Einweihung des Franziskus-Hauses im Jahr 1978 das Altenheim der Franziskusschwestern in Kleve. 1978 zogen die Bewohner von Haus Gnadenthal und die Bewohner des städtischen Altenheimes „Münze“, die im Haus Styrum an der Tiergartenstraße untergebracht waren, in das Franziskus-Haus in der Spyckstraße. Bereits im Jahr 1926 hatten die Schwestern durch einen Verpflegungsvertrag ein Haus in der Spyckstraße erhalten. Es ist bis heute als Mutterhaus der Mittelpunkt der Schwesterngemeinschaft.

Schwestern schufen viele Einrichtungen

In unmittelbarer Nähe zum Mutterhaus schufen die Schwestern viele Einrichtungen: 1962 etwa eine Entbindungsstation und ein kleines Mütterheim mit Säuglingsheim, in dem zeitweise 68 Kinder bis zu drei Jahren betreut wurden. Diese Einrichtungen gibt es heute nicht mehr. Ganz im Gegensatz zum Fachseminar für Altenpflege, das am 1. Mai 1967 eröffnet wurde, um weltliche Fachkräfte auszubilden.

Auch über Gäste aus dem Ausland konnten sich die Franziskusschwestern freuen: Von 1988 bis 2005 lebten und wirkten Schwestern der Ordensgemeinschaft der Koreanischen Märtyrer aus Seoul in Kleve. Weil allerdings der Nachwuchs in der Heimat fehlte, mussten die Schwestern ihre Niederlassung in Kleve aufgeben. Seit August 2006 sind Anbetungsschwestern aus dem indischen Kerala im Franziskus-Haus tätig. Die Vertrautheit des gemeinsamen Glaubens steht im Mittelpunkt: Sie pflegen das geistliche Erbe der Franziskusschwestern.

Kein Eigentum besitzen

Da die Franziskusschwestern kein Eigentum besitzen dürfen, wurde 1926 der Verein für Haus- und Krankenpflege e.V. Kleve gegründet, der die Schwestern in finanziellen und verwaltungs-technischen Angelegenheiten unterstützt. Der Verein gründete 1995 die Franziskus-Stiftung-Kleve, die das Lebenswerk der Schwestern absichert. Jüngst änderte der Verein seine Rechtsform und führt in Zukunft als Franziskus GmbH die Geschäfte der drei Senioreneinrichtungen und des Fachseminars. Ziel der Franziskus GmbH ist es, das Lebenswerk der Franziskusschwestern im Geist des Heiligen Franz von Assisi weiter zu führen – um auch weiterhin eine zeitgemäße Alten- und Krankenpflege zu ermöglichen.

Das Mutterhaus der Franziskanerinnen im Jahr 1926 | Foto: Franziskushaus
Schwester Clara | Foto: Franziskushaus
Autor:

Lokalkompass Kleve aus Kleve

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