Rhein-Hochwasser im Juni 2013

22Bilder

Endlich. Ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch. Mich zieht es heute zum Rhein, wie so oft. Was vielen ihre Schwanenburg, ist uns der Rhein. Zu jeder Jahreszeit hat er seine Reize. Ein Radfahrer radelt laut singend über den Deich, Schwalben-Tiefflieger queren übermütig die Wiesen. Die vorgestern von fleißigen Treckerfahrern eilig abgemäht wurden. Denn Hochwasser droht.

Bei Hochwasser muss ich automatisch ans Jahr 1995 denken. Wo meine Kollegin und ich gebannt den Nachrichten des damals noch jungen Senders Antenne Niederrhein lauschten. Voller banger Erwartung. Würden die Deiche halten? In Düffelward wurde bereits das Vieh evakuiert und soweit von Rindern entfernt ist das auch nicht. Schon gar nicht für reißende Wassermassen, die sich, einmal entfesselt, ihren Weg suchen würden.

Wir sind mit dem Schrecken davongekommen. Mit dem berühmt-berüchtigten blauen Auge sozusagen. Und ja, es wurde was getan bei uns in Sachen Hochwasserschutz. Die Deiche von Wardhausen bis Bimmen saniert. Obendrein noch mit einem schönen Fiets- und Wanderweg bestückt.

Nicht alle haben solches Glück. Wenn ich die Bilder aus Passau im Süden oder Grimma im Osten sehe, wird mir ganz anders. Mein ganzes Mitgefühl und auch Anerkennung vor ihrem Bestreben, die Fluten doch noch zu stoppen, gilt ihren Einwohnern in diesen Tagen. Wenn ich höre, wie wenig dort gegen ein weiteres „Jahrhundert-Hochwasser“ nach 2002 getan wurde, werde ich wütend. Wütend über das Geschacher, wer nun Schuld haben soll. Kommune, Länder Bund? Egal, die Verantwortlichen sollen endlich daraus lernen!

Im September 2011 bekamen auch wir hier am Niederrhein ganz überraschend eine Ahnung davon, was die Natur so alles in der Hinterhand hält. Ich weiß es noch ganz genau, wir saßen vorm Fernseher den Tatort zu schauen, den wir am Sonntag nicht mehr geschafft hatten. Plötzlich ein Grollen, Rumpeln, Wackeln. Das Gefühl, die Fensterscheiben würden sich ausdehnen und auf uns zukommen. Wir sehen uns an, springen auf Richtung Terrassentür. Nur raus, der erste Gedanke! Dann Stille. Was war das? Hektisches Gesimse mit den Freunden, aufgeregte Unterhaltung mit den Nachbarn. Nein, kein Flugzeugabsturz und auch kein LKW-Unfall auf der Keekener Straße. Ein Erdebeben, hier bei uns in Kleve, Epizentrum irgendwo bei Goch.

Das macht einen nachdenklich, demütig – und rückt Alltags-Querelen ganz schnell an ihren richtigen Platz. Nach hinten.

Autor:

Christiane Bienemann aus Kleve

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

62 folgen diesem Profil

11 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.