"Wir lassen nicht mehr mit uns spielen - wir kennen unsere Rechte"

20. Februar 2014
14:30 Uhr
Kreishaus, 47533 Kleve
Die streikenden Erzieherinnen in Uedem

Sollte da Hoffnung aufkeimen im Streik der Erzieherinnen, die in Einrichtungen der Lebenshilfe beschäftigt sind, und die sich seit rund sechs Wochen im Streik befinden? Montag werden Vertreter der Gewerkschaft ver.di und der Lebenshilfe Sondierungsgespräche aufnehmen.

Doch eins nach dem anderen - in der vergangenen Woche ist eine ganze Menge passiert. Zunächst hatte Landrat Wolfgang Spreen, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Lebenshilfe, ausgewählte Erzieherinnen zum Gespräch gebeten. Christel Spitz-Güdden, Sprecherin der Streikenden, zählte nicht dazu. Die Lebenshilfe unterbreitete einen Einigungsvorschlag - keine Bezahlung nach TVöD, 1,5 Prozent Lohnerhöhung für alle Lebenshilfe-Mitarbeiter in den kommenden drei Jahren, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nach TVöD, die Aushandlung eines Haustarifvertrages bis zum Jahr 2017 - geknüpft an die Aufforderung, den Streik zu beenden und an den Arbeitsplatz zurückzukehren. „Den Erzieherinnen wurde die Pistole auf die Brust gesetzt - wenn sie nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren würden, würden Freitag um 12 Uhr alle betroffenen Lebenhsilfekindertagesstätten geschlossen“, erklärt Gewerkschafter Harald Hüskes. Mittwoch drohte die Stimmung unter den Streikenden zu kippen: „Wir haben entschieden, erst einmal eine Nacht darüber zu schlafen. Donnerstag war klar, dass wir weiter streiken. Wir haben gesehen, dass von Seiten der Lebenshilfe gezockt wird,“ so Spitz-Güdden.

Am Donnerstag gab es eine Betriebsversammlung, an der neben den Erzieherinnen auch viele andere Mitarbeiter der Lebenshilfe teilnahmen. Es habe keine Tagesordnung gegeben, so Harald Hüskes. Im wesentlichen sei der Erzieherinnenstreik debattiert worden. „Vielen Mitarbeitern war bewusst, dass die Erzieherinnen auch stellvertretend für sie streiken - entsprechend wurden die Streikenden unterstützt.“ Angst um ihren Arbeitsplatz signalisierten Mitarbeiter der Verwaltung.

Sorge um den Job
„Fallen die Kindergärten, fallen auch unsere Jobs weg“, habe die Befürchtung geheißen. Insgesamt aber gab es viel Unterstützung für die Streikenden und ein Ultimatum an Arbeitgeber-Vertreter Hermann Emmers, der sich um Sondierungsgespräche bemühen sollte.

„Wir hätten schon Samstag verhandelt - im günstigsten Falle einer Einigung hätte der Betrieb in den Kindertagesstätten somit am Montag wieder aufgenommen werden können“, so Harald Hüskes. Der Gewerkschaftsvorschlag wurde allerdings von der Lebenshilfe abgelehnt - jetzt wird Montag ab 10 Uhr verhandelt.

Christel Spitz-Güdden formuliert ihre Hoffnung so: „Ich glaube nicht, dass Montag schon Lohnverhandlungen stattfinden werden. Ich glaube, dass es zunächst Gespräche über das Procedere geben wird - also darum, wie verhandelt wird. Die Modalitäten müssen festgelegt werden - wir wollen keine weiteren, jahrelangen Verhandlungen. Deshalb muss auch genau ausgelotet werden, bis wann man am Ziel sein will.“

Zügig verhandeln
Sie hofft auf zügige Verhandlungen. Die letzten sechs Wochen haben sie so einiges gelehrt: „In den letzten Tagen, dass ich große Unterstützung habe, dass die Erziehrinnen hinter mir stehen. Und auch die Eltern - auch da ist die Stimmung zwischenzeitlich gekippt.“ Das Wichtigste ist für sie aber die Erkenntis: „Wir lassen nicht mehr mit uns spielen - und wir kennen inzwischen vor allem unsere Rechte.“

Harald Hüseks macht deutlich: „Wenn es nach uns geht, kann der Tarifvertrag direkt Montag unterschrieben werden. Wir sind in der Lage, direkt einen Tarifvertrag abzuschließen.“

Großkundgebung

Vor der Kreistagssitzung am kommenden Donnerstag, 20. Februar, 16 Uhr, im Maywald-Saal, ruft die Gewerkschaft ver.di erneut zu einer Großkundgebung auf. Los geht‘s um 14.30 Uhr vor dem Kreishaus in Kleve.

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Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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