"Biografien helfen erinnern"

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kleve. Die nackten Zahlen erzählten am 27. Januar 2015 im Forum des Konrad-Adenauer-Gymnasiums die grausamen Fakten, erzählten von Frauen und Kindern, nach Auschwitz verschleppt, Tausende ermordet. Erzählten auch von Männern, auch sie vergast, verbrannt, ermordet. Die nackten Zahlen machten die Zuhörer betroffen, Schüler und Erwachsene gleichermaßen. Mit nackten Zahlen erinnerte Peter Finkelgruen, Zeitzeuge, Journalist und Autor, an die Befreiung der Menschen im Vernichtungslager Auschwitz - russische Truppen befreiten das Lager am 27. Januar 1945.

Karl Leisner im Priesterlager Dachau

Schülerinnen und Schüler erinnerten an Karl Leisner - an den Mann, der im Lager Dachau seine Priesterweihe erhielt. Schon im Religionsunterricht habe der in Rees geborene und später in Kleve lebende Karl Leisner die Idee gehabt, eine katholische Jugendgruppe zu gründen. Eine Idee, die nach 1933 mehr als gefährlich werden und für Karl Leisner die Inhaftierung bedeuten sollte. Die Schüler erinnerten an die im vergangenen Jahr verstorbene Schwester des Klever Priesters, Elisabeth Haas. „Sie hat in der Erinnerung von ihm geschwärmt. Das fanden wir schön.“ Den Anwesenden gaben die Schüler mit auf den Weg: „Wir haben uns gefragt, ob es heute nicht einfacher sein müsste, zum eigenen Glauben zu stehen, oder Zivilcourage zu zeigen. Mit dieser Frage muss ich Sie alleine lassen.“

Wie mit der Erinnerungskultur umgehen?

Wie mit der Erinnerungskultur umgehen, wie die neuen Medien einsetzen? Im Internet stießen die Schüler auf sogenannte Selfies, Fotos, die mit dem Handy von der eigenen Person in einem bestimmten Kontext aufgenommen werden können. Sie hatten schockierende Beispiele solcher Fotos zusammengestellt, die an der Gedenkstätte in Berlin aufgenommen worden waren. „Happy Girl“ war eines der Bilder betitelt, das ein vor Freude hüpfendes Mädchen zeigte, ein anderes: „Zyklon B - feel good“. Die Schülergruppe plädierte für mehr Aufklärung. „Wir wollen erreichen, dass die junge Generation die Gedenkstätten besucht - aber mit einem anderen Bezug und einer anderen Einstellung.“

Peter Finkelgruen erinnert ans "Nicht erinnert werden wollen"

Hier knüpfte Peter Finkelgruen, Zeitzeuge, Journalist und Autor, an: „Der Zugang zu diesem Thema wird durch die Beschäftigung mit Biographien möglich.“ Peter Finkelgruen wurde in Shanghai geboren - dorthin waren seine Eltern vor den Nazis geflüchtet. Er nahm die Zuhörer mit auf jene Reise, die für seine Eltern ein wenig Sicherheit, nach 1943 aber ebenfalls das Leben im Ghetto bedeutete. Zehn lange Jahre waren nötig, um den Mörder seines Großvaters - er war in Theresienstadt umgebracht worden - vor ein deutsches gericht zu stellen. Erst 2001 wurde er verurteilt. Nein, es sei ihm nicht um Rache gegangen, sondern um die Verhandlung.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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