Elternbefragung - eine Farce?

12. November 2011
10:00 Uhr
Stadtmitte, 47533 Kleve

Update, Montag, 14. November, Leserbreif der Elterninitiative Gesamtschule Kleve: "Das Auswerten der Eltern-Fragebögen soll der Firma Garbe-Consult im ungefähr 150 km entfernten Leichlingen im Kreis Mettmann übertragen werden. Damit ist die Eltern-Initiative für eine Gesamtschule in Kleve nicht einverstanden. „Mit diesem Trick wird das Auswerten den wachsamen Augen der Öffentlichkeit entzogen!“ erklärt Initiativen-Mitglied Friedrich Foerster.
Deshalb bietet die Eltern-Initiative ihr kostenloses und ehrenamtliches
bürgerschaftliches Engagement für das Auswerten der Eltern-Fragebögen an.
Gleichzeitig lädt die Eltern-Initiative alle interessierten und betroffenen Mütter und Väter ein, beim Auswerten mitzuhelfen. Außerdem seien alle ernsthaft an Schulpolitik Interessierten in den Räten und Schulausschüssen von Kleve, Bedburg-Hau und Kranenburg aufgerufen, sich zu beteiligen oder das Auswerten zu beobachten. Selbstverständlich ist es wünschenswert, dass auch mindestens je eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der drei beteiligten Verwaltungen anwesend ist. Die Eltern-Initiative erwartet, dass ihr Angebot dankbar angenommen wird, weil es gleich mehrere entscheidende Vorteile habe: Es bedeute ein öffentliches und transparentes Verfahren beim Auswerten der Fragebögen. Zusätzlich senke es die Kosten des Auswertens, weil man diese Kosten bei Garbe-Consult spare und sogar auf das sonst bei Wahlen übliche „Erfrischungsgeld“ verzichtet werde.

„Außerdem“, so Initiativen-Sprecher Martin Hiller, „sind die Ergebnisse mit unserer Hilfe bereits am Nachmittag oder spätestens Abend des 21. November bekannt. Sofort können Politik und Verwaltungen damit beginnen, die schulpolitischen Folgen vorzubereiten. Denn die Eltern wollen möglichst schnell Gewissheit über das zukünftige Angebot an weiterführenden Schulen in Kleve und seinen Nachbar-Gemeinden haben.“

Es mehren sich die Stimmen in der Initiative Gesamtschule Kleve, die sich fragen, ob die anstehende Elternbefragung nur eine Farce ist. Denn in dieser Woche wurden die Fragebögen und die für die Eltern bestimmten Informationen bekannt..

Am kommenden Dienstag sind Eltern zunächst zur Infoveranstaltung in die Mehrzweckhalle Materborn eingeladen. Neben Vertretern der Stadt Kleve wird Sigrid Beer, Mitglied der Grünen im Landtag, erwartet. Nicht zu vergessen Dr. Garbe, der im vergangenen Jahr die Klever Schullandschaft unter die Lupe genommen und beurteilt hatte.
Während seiner Vorstellung hatte Dr. Garbe darauf hingewiesen, dass eine Gesamtschule nicht in die Klever Schullandschaft passe. Und das, obwohl auch zum damaligen Zeitpunkt das sehr eindeutige Votum der zu diesem Thema (Einrichtung einer Gesamtschule in Kleve)befragten Eltern vorlag. Immerhin hatten rund 60 Prozent der Eltern für die Gesamtschule entschieden - die aber bis jetzt im Dornröschenschlaf verharrt. Die genauen Zahlen wurden erst nach langem Hin und Her und dem Einsatz von Jens-Uwe Habedank, der gegen die Stadt Kleve vor Gericht gezogen war und auf Herausgabe der Zahlen gedrungen hatte, öffentlich gemacht (das Klever Wochenblatt berichtete).
Das Roulettespiel geht weiter. Denn nach der Informationsveranstaltung am kommenden Dienstag sollen ab Mittwoch die Eltern befragt werden. Das sieht das neue Schulgesetz bei Einrichtung einer der neuen Sekundarschulen vor. In der vergangenen Ratssitzung wurden die entsprechenden Unterlagen ohne Beratung im Schulausschuss oder im Rat unter dem Tagesordnungspunkt „Mitteilungen“ an die Ratsmitglieder ausgegeben. Es blieb keine Zeit, die Unterlagen quer zu lesen, geschweige denn, sorgfältig zu studieren.
Christian Nitsch, SPD-Ratsmitglied, versuchte, Antworten auf ihm wichtige Fragen zu erhalten. Zum Beispiel, warum der Schulausschuss nicht informiert worden sei, oder warum in der Elterninformationsbroschüre die Gesamtschule als denkbarer Bildungsweg für Schüler fehle, die nach Abschluss der zehnten Klasse eine gymnasiale Oberstufe besuchen wollen.
Das Klever Wochenblatt erreichte am Donnerstag eine Mail der Stadt Kleve samt Informationsbroschüre und Fragebogen. Zwei Seiten Fragebogen - um zu beantworten, welche Schulform ein Kind später besuchen soll? Alle Schulformen werden zur Abstimmung gestellt, der Besuch auswärtiger Schulen erfragt - nur Gesamt und Sekundarschulen fehlen in diesem Block. Um die zu finden, müssen die Eltern weiterlesen: Sekundar- und Gesamtschule werden separat erfragt - und den Eltern eröffnen sich vier Antwortmöglichkeiten: ganz bestimmt, eher ja, eher nein, bestimmt nicht. Auch wenn die Bezirksregierung diesem Fragenkatalog zustimmte, ihn gar selbst so ins Internet gestellt hat,
kommen hier Fragen auf. Welches Gewicht hätte eine „Eher ja“ Antwort? Würde sie gezählt wie ein Ja oder eher weniger? Darüber erfahren Eltern und Öffentlichkeit nichts. Dass die Gesamtschule auch Ganztagsschule ist, musste die Stadt Kleve am Freitag in einer weiteren Email richtigstellen. Noch am Donnerstag hatte es geheißen: „Bei einer Neuerrichtung kann der Ganztag derzeit nicht eingerichtet werden.“ Die Bezirksregierung in Düsseldorf zeigte sich über diese Aussage „irritiert“, so Pressesprecherin Marielle Erb. In der Befragung 2009 hatte es noch geheißen, dass die Gesamtschule nicht als Halbtagsschule geführt werden könne.

Hier der Link zu der "alten" Informationsbroschüre und dem Fragebogen

http://www.gesamtschule-kleve.de/downloads/iggesamtschule.pdf

Hier der Link zur geänderten Fassung der Infobroschüre

http://www.gesamtschule-kleve.de/downloads/aktuelle-aenderung-gesamtschule-infostadt.pdf

Am Samstag, 12. November, informiert die Gesamtschulinitiative ab 10 Uhr in der Innenstadt.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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