Kleve - Emmerich - Goch - Niederrhein: Kennt noch jemand den Büttner, Böttcher, Binder oder Küfer?

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Das Küferhandwerk gibt es seit dem 7. Jahrhundert. Der Küfer beschäftigt sich mit der Herstellung und Reparatur von Holzgefäßen sämtlicher Art.
Das Küfer-Handwerk war bei uns geradezu ausgestorben. Die Holzfässer wurden industriell hergestellt und größtenteils durch Kunststoff oder Metall ersetzt. Seit einigen Jahren erfährt die Küferei aber eine Renaissance. Vor allem die Winzer erinnern sich an den Vorteil von Holzfässern: Durch die Poren des natürlichen Werkstoffs dringt ... im Gegensatz zu den Varianten aus Kunststoff oder Metall ... Sauerstoff in das Innere des Holzfasses, was vor allem der Reifung von Rotweinen dienlich ist. 

Küfer, auch als Büttner, Böttcher oder Binder bezeichnet, gibt es nur noch wenige in Deutschland, obwohl die Nachfrage nach Holzfässern ständig steigt.
Bis so ein fertiges Faß die Werkstatt verlässt, vergeht allerdings seine Zeit. Das Eichenholz kommt meistens aus heimischen Wäldern und wenn die Baumstämme in die Küferei kommen, werden sie als erstes geschält. Danach wird daraus entsprechend der Qualität Boden- bzw. Daubenholz gesägt. Als Dauben bezeichnet man die Latten für die Außenwand des Fasses. Die Dauben sägt man dann auf die erforderliche Länge zu, verschmälert sie zu den Enden hin und schrägt sie mit einer Schablone seitlich an. Heiraus ergibt sich die entsprechende Rundung des Holzfasses. Die verschiedenen breiten Dauben für die Längs- und Schmalseiten eines Fasses nummeriert man sorgfältig durch. Zudem werden die Bretter auf der Fassinnenseite mittig verjüngt. Dadurch entsteht der typische Fassbauch.
Danach geht es an die Faßringe. Ein breiter Stahlstrang wird vernietet und mit heftigenHammerschlägen in Form gebracht. Die bereitliegenden Dauben fügt man dann entlang des Fassrings aneinander, die Bretter verkeilen sich dann. Danach schlägt man den Fassring ringsherum etwas tiefer und setzt einen zweiten, etwas größeren zur Fassmitte hin, sodass den Dauben die Fassform vorgegeben wird. Danach wird unter dem stehenden Holzfaß ein Feuer entzündet. Von außen wird das Faß durch Wasser betreufelt und von innen erhitzt, wobei dadurch die Dauben zusammengedrückt werden, ohne sie brechen. Im Anschluss an diese Prozedur legt man ein Stahlseil um die gespreizten Bretter und zieht es mit einer Zwinge zusammen. Wenn alle Spalten geschlossen sind, tauscht man das Seil durch zwei weitere Fassringe aus. Zwischenzeitlich sollte dafür gesorgt werden, dass alle Dauben gut in die Fassringe eingepasst sind.
Wenn das Faß abgekühlt und trocken ist kommen Fräsen zum Einsatz: Mit einer schrägt der Küfer die Kanten an, mit einer zweiten fräst er die sogenannte Gargel hinein. Diese Rille nimmt anschließend den Fassboden auf.
Die Faßbodenbretter werden mit Schilf abgedichtet und mit Dübeln verbunden. Dann wird die Bodenform ausgesägt. „Leinsamen und Schilf dichten die Gargel komplett ab. Und nun wird der Boden eingebaut!'' Im Vorderboden ist ein Türchen, um den Boden innen greifen und einsetzen zu können. Nach etlichen Arbeitsstunden ist das neue Faß fertig, eine perfekte Verbindung aus zeitgemäßer Präzision und jahrhundertealter Tradition.

Autor:

Christian Tiemeßen aus Emmerich am Rhein

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