"Es kann 2016 nicht weitergehen wie 2015"

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Kranenburg. Zwei Stunden wurde gewandert, das Kranenburger Umfeld erkundet, bevor es zum zweiten Frühstück ins Kranenburger Bürgerhaus ging. Hier wartete wie seit 29 Jahren ein Niederrheinisches Frühstück auf die vielen Teilnehmer der Neujahrswanderung, die vor 29 Jahren von Erwin Schmitz und Jacob Voss anstelle des Neujahrsempfangs ins Leben gerufen worden war. Und wie in jedem Jahr wurde wieder eine besondere Persönlichkeit mit dem Bürgerpreis der Gemeinde Kranenburg ausgezeichnet.

Doch bevor es soweit war, hatte Bürgermeister Günter Steins das Wort. Er wies auf ein erfolgreiches vergangenes Jahr hin, machte deutlich, dass sich die Gemeinde zwar in einer angespannten Haushaltslage befinde. "Aber wir müssen keine Kredite aufnehmen - und eine vierköpfige Familie spart im laufenden Jahr 15,50 Euro an Kosten." Die Realschule würde im Sommer die Arbeit aufnehmen, die ersten Kinder seien angemeldet, ein Schulleiter gefunden. "Das zeigt, dass persönliches Engagement reiche Früchte tragen kann", so Steins.

Der Klimagipfel in Paris wurde angesprochen, die Abschaltung des Kohlekraftwerkes in Nimwegen positiv vermerkt. "Das bedeutet weniger Schadstoffe in der Kranenburger Luft." 2015 sei das wärmste Jahr seit Wetteraufzeichnung gewesen - da sei der geplante Windpark auf jeden Fall ein Thema, das auf Grundlage einer nachhaltigen Entwicklung alle angehe.

Die Veränderungen einer globalisierten Welt griff Steins auf, machte deutlich, dass Menschen in Not Zuflucht zu gewähren sei. Aber: "Alle hier lebenden Menschen haben sich an geltende Regeln zu halten - es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass der Rechtsstaat in Gefahr ist", ging Steins auf die Sylvester-Vorkommnisse in Köln ein. Artikel 1 des Grundgesetzes sei klar formuliert: Die Würde des Menschen ist unantastbar. "Da steht nichts von Differenzierung, nichts von Flüchtlingen, das gilt auch für Frauen." Allerdings dürfe nicht der Fehler begangene werden, alle Flüchtlinge mit Straftätern gleich zu stellen. "Es sollte doch möglich sein, dass rechtskräftig verurteilte Straftäter unverzüglich ausgewiesen werden", forderte der Bürgermeister.

250 Flüchtlinge haben in Kranenburg Zuflucht gefunden - die Mitglieder des Runden Tisch Kranenburg haben sich der Aufgabe verschrieben, ihnen das Ankommen und die Integration zu erleichtern. Steins dankte sowohl dem Team um Friedhelm Kahm als auch dem verantwortlichen Team der Verwaltung für den in den vergangenen Monaten gezeigten, großen Einsatz.

Klare Worte fand Steins für die Entwicklung des Zuzugs im laufenden Jahr: "Es darf und kann im Jahr 2016 nicht so weitergehen wie 2015. Die Kapazitäten zur humanen Aufnahme sind vor Ort nicht endlos."

Zwei in Kranenburg lebende Flüchtlinge schilderten die Lebensumstände vor der Flucht, beschrieben ihre Flucht, ihr Ankommen in Deutschland und die Hoffnungen für die Zukunft. Bildungschancen für ihre vier Kinder wünschte sich die aus Syrien geflohene junge Frau, aber auch Arbeit für ihren Mann - die erhofft sich auch der seit vier Jahren in Kranenburg lebend junge Mann, der aus religiösen Gründen au Guinea flüchtete.

Friedhelm Kahm nahm die Ehrung für das soziale Engagement des Runden Tisches stellvertretend für die vielen Mitglieder entgegen. "Es ist ein merkwürdiges Gefühl, hier zustehen- eigentlich müssten alle hier stehen", sagte Kahm, nachdem er Urkunde und Kranich entgegen genommen hatte.

Autor:

Annette Henseler aus Kleve

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