Tourismus ist für Kranenburg ein ganz wichtiges Standbein – Die Draisinen bringen viele Gäste in den Ort

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Die wirtschaftliche Geschichte Kranenburgs ist wie ein Jo-Jo-Spiel. Es geht in die Höhe und auch in die Tiefe. Der Ort ist im 13. Jh entstanden, nach dem Auftrag des Grafen von Kleve, um das Gebiet worin das Städtchen liegt, im Grenzgebiet mit Geldern, urbar zu machen. In dieser Zeit hatten die Siedler es schwer, um über die Runde zu kommen. Reisenden über den Limes brachten den Händlern Einnahmen. Nach 1308 zogen viele Pilger nach Kranenburg, um das Heilige Wundertätige Kreuz zu sehen und zu verehren. Das Städtchen entwickelte sich zu einem Wallfahrtsort. Die Pilger spendeten und gaben im Städtchen Geld aus. Um die Siedlung wurde ein Stadtgraben gegraben und ein Stadtwall aufgeschüttet. Danach folgte die Stadtmauer. Der Pilgerstrom verringerte sich, als im 15. Jh. neue Wallfahrtsorte entstanden. Das Geld ging aus, und es kam zu wenig neues in die Kassen. Gisbert Schairt, der damals die spätgotische Wallfahrtskirche St. Peter und Paul errichtete, konnte den 90 m hohen Turm, den er dafür geplant hat, nicht bauen. Er deckte den Turmstumpf mit einem Zeltdach, wie in den kleinen Dörfern in den Niederlanden der Fall war. Die Kranenburger wurden arm. Es gab Kriege und Stadtbrände.
Es ging wieder bergaufwärts als 1865 die Zugverbindung Nijmegen – Kleve errichtet war. Kranenburg bekam damit eine gute Verbindung. Es gab billige Grundstücke und Arbeitsuchenden. Das war der Grund, dass sich Unternehmer im Ort niederließen und Fabriken bauten. Ende des 19. Jh. und Anfang des 20. Jh. gab es in Kranenburg eine Seifen-, Leder-, Konserven- und Kammfabrik. Kranenburg wurde zu einer wichtigen Zollabwicklungsstelle. Die neue Infrastruktur sorgte für mehr Wohlfahrt. 1912 wurde das Zeltdach auf dem Turmstumpf gegen einen barockartigen Helm ausgetauscht.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Kranenburg beim Durchzug der Front schwer beschädigt und verlor beim Wiederaufbau viel von seinem historischen Aussehen. Die Landwirtschaft bildete sich durch die Intensivierung zurück und das Bauernstädtchen entwickelte sich zu einem Pendlerort. Als die Preise der Häuser in den Niederlanden Ende des 20. Jh. in die Höhe schossen, verkauften viele Grenzbewohner ihr Haus um in Kranenburg dafür ein schöneres zu kaufen oder ließen sich Traumvillen auf einem Grundstück errichten. Niederländer, die zu wenig Geld für ein Haus besassen, konnten sich in Kranenburg wohl eines leisten. 2008 stürzten die Preise der Häuer in den Niederlanden ab, und kam ein Ende an den Kaufrausch im deutschen Grenzgebiet. Im 21. Jh. wird Kranenburg an den Samstagen mit kauflustigen Niederländern überflutet. Diese kaufen Sprit, alkoholische Getränke, Drogeriewaren und lassen sich in den Gaststätten, der Eisdiele und der Konditorei am Markt gerne verwöhnen. Die Parkplätze sind mit Autos mit gelben Nummernschildern überfüllt. Es spült Geld in Kranenburgs Kassen.
Als Stadtführer von Kranenburg-Info mache ich oft mit Niederländern eine Stadtbesichtigung. Sie behaupten den Ort zu kennen, aber nachdem wir den Rundgang durch den Ort beendet haben, sagen sie oft, dass sie nicht gewusst haben, welche schöne Ecken Kranenburg hat.
Die Draisinen bringen jedes Jahr zwischen 35 000 und 40 000 Besucher nach Kranenburg, die eine Weile dort verbleiben müssen, bevor sie den Rückweg machen können. Sie bringen sehr viel Leben ins Städtchen und machen dort gerne einen Stadtbummel und sind damit wirtschaftlich interessant.
Wenn die von den Sozialdemokraten so heiß erwünschte Zugverbindung Nijmegen – Kleve wieder hergestellt wird, verschwinden die Draisinen und damit die größte Zahl Kranenburgs Besucher.

Autor:

Eelco Hekster aus Kranenburg

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