Projektwoche in der Volker Rosin-Gemeinschaftsgrundschule.

Volker Rosin (Mitte, neben Schulleiterin Gritli Diaubalick) freut sich, wenn er „seine“ Schule besuchen kann.
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Namensgeber besucht die Schule beim „ganz normalen Tag“ der Weik-Stiftung.

Düsseldorf/Langenfeld. „Heute findet der ‚ganz normale Tag‘ der E & B Weik-Stiftung Langenfeld statt, das ist ein besonderer Tag, und hinterher werdet ihr sehen, warum das so ist“, begrüßt Schulleiterin Gritli Diaubalick die 255 Schüler, das Team der Weik-Stiftung, zahlreiche Eltern-Helfer und das Lehrerkollegium der Gemeinschaftsgrundschule Volker Rosin am Arnstadter Weg in Düsseldorf. Dieser Tag ist in die Projektwoche „gemeinsam sind wir bunt“ eingebettet.

„Gemeinsam sind wir verschieden und vielfältig, und das ist normal“, betont die Schulleiterin. Vielfalt sei die Zukunft. In bunten T-Shirts der Weik-Stiftung singen die Kinder mit kräftigen Stimmen auf dem Schulhof das „Lied vom Anderssein“ und ihren Schulsong „Unsere Schule ist bewegt“, geschrieben von Volker Rosin. Im Refrain heißt es: „Unsere Schule ist bewegt, obwohl sie fest am Boden steht. Unsere Schule, die hat Schwung, weckt in uns Begeisterung.“

Und schon geht es los, selbst zu fühlen, wie es ist, mit einer Einschränkung zu leben. Die Schüler bewegen sich mit zusätzlichen Gewichtswesten („wie fühlen sich stark Übergewichtige?“), fahren mit dem Rollstuhl, finden den Weg mit dem Blindenstock, bekommen die Gebärdensprache für Hörgeschädigte erklärt oder die Hilfsmittel, mit denen auch blinde Menschen ihren Alltag meistern. „Heute steht auch ihr mal auf der anderen Seite, bei den Menschen mit Einschränkungen“, sagt Peter Mecklenbeck, Organisator des „ganz normalen Tages“. Als die Tandempiloten PeterHahnel, Christoph Lebelt, Günther Kraus und Werner Decker die 255 Schüler eine Runde gefahren haben, hat jeder rund 35 km zurückgelegt.

Namensgeber Volker Rosin schaut sich nicht nur alles an, sondern macht auch mit. Er schreibt seinen Namen mit dem Fuß („Armverletzte“), sucht mit verbundenen Augen seinen Weg mit dem Blindenstock, probiert aus, mit Gehhilfen über Stufen zu gehen oder lässt sich mit dem Tandem „als Blinder“ fahren. Beim Besuch des blinden Teammitglieds der Weik-Stiftung Wolfgang Krafft bekommt er einen Papierstreifen, auf dem sein Name in Brailleschrift (Blindenschrift) geschrieben ist. „Dass die Schule meinen Namen trägt, ist für mich eine große Ehre, aber auch Verantwortung, und macht mir viel Freude“, so der Kinderliedermacher. Kleingeschnittene Früchte und Gemüse auf dem Schulhof zeugen vom EU-Schulobst- und Gemüse-Programm, die Schüler bedienen sich, wenn sie vorbeikommen.

Die Volker Rosin-Grundschule ist eine offene Ganztagsschule 125 Schüler in fünf Gruppen sind im Ganztag dabei. Sie macht mit beim Projekt Klasse2000 mit solchen Themen wie gesunde Ernährung, Bewegung, Entspannung, gewaltfreie Lösung von Konflikten, Gefahren von Tabak und Alkohol, Rollenspiele mit Nein-Sagen bei Gruppendruck u.a.m mit. Zum Schulprogramm gehört auch die ‚SingPause‘, da kommen ausgebildete Musiker zu Stimmbildung, Gesang und richtig atmen, und am Schuljahresende gibt es ein großes Konzert in der Tonhalle.

Zum Kollegium der Schule gehören 15 LehrerInnen, vier Erzieher und Julia Lück mit einer halben Stelle als Sozialarbeiterin. „Zur Schulsozialarbeit zählen bei uns Prävention im sozialen Umgang, soziales Lernen, Krisenintervention, gruppendynamische Prozesse (wenn z.B. andere Kinder geärgert werden) und neuerdings testen wir, Streitschlichter auszubilden“, zählt Lück auf. Einmal wöchentlich werden mit der ganzen Klasse Themen besprochen, die die Schüler interessieren. „Sie sind sehr motiviert dabei, werden an Entscheidungen beteiligt, indem sie Ideen einbringen und lernen, andere Meinungen zu akzeptieren.“ Das Votum der Schüler findet Eingang in die Lehrerkonferenz. Erziehungsfragen werden in der Elternberatung angesprochen.

„Die Schule hat viel zu tun, um den Schülern ein gutes Rüstzeug für das Leben zu geben“, betont die Schulleiterin Gritli Diaubalick. Um die Ziele von Klasse2000 erreichen zu können, müsse die Schule auch Sponsoren haben, „aber das funktioniert bei uns schon seit 2005“.

Helfen, teilen, abgeben, für andere etwas tun – auch dies ist Thema an der Schule. Für ein Waisen-Kinderheim in Sao Paolo (Brasilien) wird an St. Martin ein Sponsorenlauf veranstaltet, zu Weihnachten ein Paket mit selbst gebastelten Geschenken verschickt.
In der Projektwoche werden neben der Behinderung auch andere Kulturen, andere Länder, Bilderbücher, der Fußball als Gemeinschaftsaktion behandelt. „Der Slogan „gemeinsam sind wir bunt“ wird mit Handabdrücken auf eine Wand geschrieben und am Ende der Woche das gesamte Projekt auf dem Schulfest präsentiert“, berichtet Diaubalick.

Welche Erfahrungen brachte der „ganz normale Tag“ zum Leben mit Einschränkungen? Zwei Schüler gaben Antwort: „Damit man weiß, wie das ist.“ „Dass man weiß, wie man damit umgeht.“ Das Teammitglied der Weik-Stiftung, Wolfgang Schmelz, reagiert überrascht und erfreut, als sich eine Klassensprecherin bei ihm für die Durchführung des „ganz normalen Tages“ an ihrer Schule bedankt. „Das habe ich bisher noch nie erlebt.“

Autor:

Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland)

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