Eine sichere Zukunft für Shihab.

Eine Pflegekraft als "Clown" verkleidet bringt den Babys Freude und Geborgenheit.
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  • Eine Pflegekraft als "Clown" verkleidet bringt den Babys Freude und Geborgenheit.
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Das Caritas Baby Hospital in Bethlehem zwischen Mauern und Stacheldraht – eine Oase der Hilfe in Palästina.
Von Jürgen Steinbrücker und Carmen Sibbing (Kinderhilfe Bethlehem)

Langenfeld/Bethlehem. In einem kleinen Dorf in der Westbank, eine Autostunde von Bethlehem entfernt: In ärmlichen Verhältnissen lebt eine Familie – die Eltern 31 und 30 Jahre alt – mit ihren sieben Söhnen. Der Vater arbeitet als Tagelöhner – der kleine Verdienst reicht nicht, die Familie über Wasser zu halten. Der älteste zehnjährige Sohn versucht, mit dem Verkauf von Altmetall einige Cent beizusteuern. In diesen prekären Verhältnissen mit dem täglichen Kampf ums Überleben hat die Familie ein weiteres schweres Paket zu tragen. Eines der Kinder, Shihab, leidet an der unheilbaren Krankheit CP, Cerebralparese, einer cerebralen Bewegungsstörung, die als Folge einer Schädigung des Gehirns vor, während oder kurz nach der Geburt entstanden ist. Die Störung der motorischen Fähigkeiten, die sich meistens als spastische Lähmung äußert, ist eine harte Diagnose für die Eltern und die ganze Familie, vor allem in Anbetracht einer Rund-um-die-Uhr-Pflege in engen und feuchten Wohnverhältnissen. Hinzu kommt die meist unzulängliche Versorgung in sozialen Einrichtungen und Kinderarztpraxen in der Westbank.

Hoffnung gibt es für Familien wie die von Shihab nur im Caritas Baby Hospital in Bethlehem, als Insel des Friedens beschrieben, die den Ärmsten in dieser Region Zuflucht bietet. „Hier erhalten alle Kinder, unabhängig von Herkunft und Religion, medizinische Hilfe auf westlichem Niveau. Gerade hier in diesem Land, wo Kinder oft unter ärmlichsten und unwürdigen Verhältnissen leben und überleben, ist dieses Anrecht auf schnelle und gute medizinische Versorgung (über-)lebenswichtig“, berichtet Carmen Sibbing von der Kinderhilfe Bethlehem.
Shihab wird im Caritas Baby Hospital kostenlos medizinisch behandelt, da sich die Familie weder die ärztliche Versorgung noch die Medikamente leisten kann. Der arme kleine Kerl wurde bereits neunmal in die Klinik gebracht und hätte ohne die Hilfe dieses Kinderkrankenhauses keine Chance. Die Krankheit von Shihab bestens zu behandeln und das Leiden zu verringern, ist Aufgabe der Ärzte und des Pflegepersonals unter Einbeziehung der Eltern.

Die Einbindung vor allem der Mütter in die Behandlung ist wichtig für die Besserung und den Heilungsprozess der kleinen Kinder. Zusätzlich werden sie in Pflege, Ernährung und Hygiene geschult. Bethlehem liegt direkt am Grenzübergang zwischen israelischem Boden und dem Westjordanland. Geprägt ist die Geburtsstadt Jesu mit ihren 30.000 Einwohnern von Mauern, Stacheldraht, Wachtürmen und bewaffnetem Militär an den Checkpoints. Und doch ist das Caritas Baby Hospital eine kleine Insel der Barmherzigkeit und die Geschichte von Shihab eine kleine Weihnachtsgeschichte: Wenn er anfängt zu lachen, weil bei ihm und anderen kleinen Kindern ein Clown zu Besuch ist, der den Kinderseelen ein Stück Freude und Geborgenheit bringt.

In der von Krisen geschüttelten Region Bethlehem und Hebron leben 300.000 Kinder ohne ausreichende medizinische Versorgung. Unter der Leitung von Chefärztin Dr. Hiyam Marzouqa engagieren sich zwölf Ärzte und 80 Pflegerinnen hingebungvoll für die kleinen Patienten. Nach dem Ausbau der ambulanten Klinik konnten bereits im ersten Betriebsjahr des Neubaus 26.500 Kinder, auf der Kinderintensivstation konnten 880 Neugeborene behandelt werden. Das von dem Schweizer Pater Ernst Schnydrig ins Leben gerufene Babyhospital kann auf eine fast 60jährige Arbeit zurückblicken
Das Babyhospital Bethlehem zu unterstützen, war vor allem für den früheren Reusrather Pfarrer Werner Köhl und seine Gemeinde ein Herzensanliegen. Sach- und Geldspenden wurden auch bei vielen Besuchen von Gruppen direkt übergeben, zuletzt im vorigen Jahr. Auch das jetzige Pfarrerehepaar Christof Bleckmann und Annegret Duffe hat diese Hilfe noch viele Jahre fortgeführt.
Durch eine Spende kann jeder diese Arbeit auch persönlich unterstützen.
Spendenkonto der Kinderhilfe Bethlehem im Deutschen Caritasverband, Kennwort Bethlehem, Postbank Karlsruhe, Konto-Nr. 7926-755, BLZ 660 100 75.

Aktuelle Daten über das Caritas Baby Hospital:
Kinderhilfe Bethlehem in Zahlen (2010/2011):
Anzahl stationäre Betten: 82, davon 2 Intensivbetten
Anzahl Aufnahmen pro Jahr: stationär: 4.840; ambulant: 26.500
Spitaltage pro Jahr: 20.017
Aufwand pro Jahr (inkl. Projekt- und Katastrophenhilfe): 9.335.000 €; davon kommen aus Spenden: 8.600.000 €
Nach der jetzt abgeschlossenen Erweiterung des ambulanten Bereichs können pro Jahr bis zu ca. 50.000 Kinder behandelt werden.
Angeschlossen sind: Sozialstationen, Mütterschule, Ausbildung von Krankenpflegerinnen, lokale Projektförderung in den Bereichen Medizin, Gesundheit und Erziehung.

Info:
Arbeitsmarkt: 41,3 % der Arbeitsfähigen sind Tagelöhner mit durchschnittlich 10 Tagen Arbeit im Monat. 4.7% sind Teilzeitkräfte mit durchschnittlich 19 Stunden pro Woche.
27 % sind Festangestellte oder haben einen Kurzvertrag.
Die Arbeitslosigkeit in den Palästinensergebieten beträgt fast 32%.
Der durchschnittliche Tageslohn beträgt 75 NIS = 15 €.

Ca. 55% der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze, das sind 1.650 NIS oder 330 € pro Monat für eine 5-köpfige Familie, pro Tag und pro Kopf ca. 2,10 €. Ein großes Problem ist der Zugang zu Trinkwasser, der von Israel kontrolliert wird.
Für junge Menschen ist es sehr schwierig, eine Lehre/Ausbildung zu absolvieren,
und falls dies überhaupt möglich sein sollte, anschließend eine Arbeit zu finden.

Im Westjordanland leben 2.5 Mio. Einwohner und in 1.54 Mio. in Gaza, davon 52,4% unter 18 Jahren.
Der Distrikt Bethlehem hat eine Fläche von 606,2 qkm, dort leben 175.000 Menschen.
In Bethlehem gibt es drei Flüchtlingslager mit insgesamt 18.500 Einwohnern.
Bethlehem hat 13 israelische Siedlungen mit 54.111 Siedlern.

Autor:

Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland)

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