Werner Köhl werden viele Menschen vermissen.

Werner Köhl war über sechs Jahrzehnte bei den Pfadfindern und hat selbst einige Gruppen an seinen Wirkungsorten gegründet.
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  • Werner Köhl war über sechs Jahrzehnte bei den Pfadfindern und hat selbst einige Gruppen an seinen Wirkungsorten gegründet.
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Der pensionierte Pfarrer ist plötzlich verstorben.

Monheim. Nicht immer kann ein Mensch zu Ende bringen, was er sich vorgenommen hat. Der pensionierte Pfarrer Werner Köhl wollte seine an Demenz erkranke Ehefrau Marie-Luise bis zu ihrem Tod pflegen. Am 19. August ist er plötzlich und für alle unfassbar im 83. Lebensjahr verstorben. Köhl ist in Ottweiler (Saarland) geboren und aufgewachsen. Einen schweren Schicksalsschlag mussten er und seine Familie verkraften, als der älteste Sohn Jörg im Alter von 50 Jahren verstarb.

Köhl hinterlässt an vielen Stellen eine große Lücke. Wenige Wochen vor seinem Tod konnte er sich noch einen 2014 gefassten Wunsch erfüllen: Mit seinen Enkeln durch Israel reisen.
Das Land Israel hat er seit Ende der 70er Jahre Dutzende Male bereist und ab 1987 zahlreiche Gruppen durch das Heilige Land geführt und begleitet. Das Caritas Baby Hospital in Bethlehem dabei immer wieder finanziell und mit Sachspenden (selbst gestrickten Babydecken der Reusrather Frauenhilfe) sowie Baby-Kosmetik zu unterstützen war ihm ein Herzensanliegen.

„Gib jedem Tag die Chance, der schönste Deines Lebens zu sein.“ Dieser Satz auf dem Umschlag eines Pfadfinder-Terminkalenders begleitete Köhl viele Jahre. 2001 feierte er sein 50jähriges Pfadfinder-Jubiläum. Er gründete Pfadfindergruppen an seinen Wirkungsorten Monheim und Langenfeld-Reusrath, an denen er wie auch in Düsseldorf-Garath die meiste Dienstzeit als Pfarrer verbracht hat. „Die Pfadfinder-Zugehörigkeit hat mich am meisten geprägt, man konnte sich auf andere verlassen“, sagte er anlässlich seines Pfadfinder-Jubiläums.

1997 begann Köhl, der seit seiner Pensionierung wieder in Monheim lebte, erst mit zwei Mitfahrern, dann mit immer größeren Gruppen bis zu einem Dutzend Fahrradfreunden, Radtouren zu organisieren. „Mit dem Fahrrad Deutschland kennen lernen“ hieß sein Motto, das ihn und seine Radler-Freunde in fast alle deutschen Gegenden überwiegend an Flüssen entlang führte. Mehr als 9000 km brachte er so unter die Räder. Sein Wunsch, eine große Sponsoring-Tour zu allen Hauptständen der 16 Bundesländer zu realisieren, blieb ihm verwehrt.

Viele seiner Gottesdienste waren etwas Besonderes. Köhl nahm bei seinen Predigten Bezug auf seine eigene Person und wirkte dadurch glaubwürdig. „Als Pfarrer habe ich mich bemüht, so zu predigen, dass mich auch Kinder verstanden haben“, sagte er im Hinblick auf Gottesdienste, die er als Jugendlicher erlebte. „Gottesdienste im Grünen“, mitten im Wald, bleiben vielen in Erinnerung. Bei einer Baumpflanzung neben der Martin-Luther-Kirche Langenfeld-Reusrath, meinte er: „Mein Großvater hat immer gesagt, wenn man einen alten Schuh in das Pflanzloch tut, wächst er besonders gut“ und tat es ihm nach.

1994 war die Martin-Luther-Kirche 200 Jahre alt, für Köhl ein Grund, sie zu renovieren und mit neuem Kronleuchter und neuen Wandleuchtern auszustatten. Ein neues Lesepult und ein Taufbecken ließ er passend zum Altar anfertigen. In seiner Geburts- und Heimatstadt Ottweiler predigte er auf saarländisch Platt. Köhl war während seiner Dienstzeit als Pfarrer in Garath auch als „Sozialarbeiter“ aktiv, organisierte Freizeiten für Familien, die sich sonst keinen Urlaub leisten konnten.

In den 90er Jahren ließ er durch seinen aus Hermannstadt / Rumänien stammenden Küster Rudolf Pelikan Verbindung zum dortigen evangelischen Stadtpfarrer Kilian Dörr aufnehmen. Fortan wurden zuerst Spenden dorthin geschickt, später Medikamente für die Kirchenapotheke gesammelt. Unter Köhls Nachfolgern in Reusrath, dem Pfarrer-Ehepaar Christof Bleckmann und Annegret Duffe, wurde diese Unterstützung fortgeführt.

Werner Köhl war auch bei den Lions viele Jahre aktiv, zählte zu den Gründern neuer Lions-Clubs, zuletzt beim Lions-Club „Alte Freiheit“ in Monheim. „Auf dem Martinsmarkt habe ich am laufenden Band drei Stunden lang Flammkuchen gebacken“, erzählte er bei seinem 80. Geburtstag am 02. Dezember 2014.

Ein weiteres Anliegen war für ihn ein Männerfrühstückskreis, bei dem jeder vertraulich auch persönliche Anliegen zur Sprache bringen konnte. „Was hier besprochen wird, das bleibt auch hier“, betonte er immer wieder. Es wurde aber eben nicht nur gefrühstückt, viele aktuelle Themen kamen zur Sprache und wurden ausgiebig diskutiert.

Werner Köhl freute sich immer, wenn seine Kinder, Enkelkinder oder andere Verwandte zu Besuch kamen, er war ein Familienmensch. „Ihr seid eine tolle Familie“, bekam er auch immer wieder von Mitreisenden auf seiner „Enkeltour“ durch Israel zu hören. Aber auch als Seelsorger hat er vielen geholfen, mit ihren Problemen fertig zu werden, zuzuhören und zu trösten. Zuletzt hat er in einem Gesprächskreis für Angehörige von an Demenz erkrankten Menschen mitgewirkt.

Seine vielfältige Arbeit, sein Engagement an vielen Stellen wird Spuren hinterlassen.
Neben seiner Familie, Verwandten und Freunden gibt es sehr viele Menschen aus seinen Wirkungsbereichen, die ihn vermissen werden,

Werner Köhl war über sechs Jahrzehnte bei den Pfadfindern und hat selbst einige Gruppen an seinen Wirkungsorten gegründet.
Werner Köhl mit seinen Enkeln mit Blick vom Ölberg auf Jerusalem: 
Hinter „Opa Köhl“ von links: Leon, Katharina, Lovis, Cordelia, Tabea und Ole.
Autor:

Jürgen Steinbrücker aus Langenfeld (Rheinland)

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