Anzeigen warben für Milch und Ledermäntel

Schützenliesel lief im Geburtsjahr des Lüner Anzeigers im Deli in Brambauer. | Foto: Magalski
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Ledermäntel lagen voll im Trend und Ärzte priesen Milch als wahres Wundermittel. Benzin kostete pro Liter nur ein paar Pfennige und im Laden von Louis Coers war Melitta-Filterkaffee der Renner. Zum Geburtstag des Lüner Anzeigers warfen wir einen Blick in die ersten Ausgaben in unserem Archiv.

Dr. Horst Quedenfeld war der geistige Vater der neuen Anzeigen-Zeitung mit dem sperrigen Untertitel Insertionsorgan für Groß-Lünen und Gemeinde Altlünen. Im Oktober 1954 brachte der Volkswirtschaftsstudent den Anzeiger zum ersten Mal auf den Weg in die Briefkästen. "Jede Woche kostenlos wird ab heute der Kleine Lüner Anzeiger zu Ihnen ins Haus kommen. Er wird Sie mit vorteilhaften Einkaufsmöglichkeiten in Lünen bekannt machen und Sie über das jeweilige Filmprogramm unterrichten. Wir haben nur eine Bitte an Sie: Sehen Sie sich den Kleinen Lüner Anzeiger ganz genau an, denn sicherlich wird er auch für Sie sehr wertvolle Winke enthalten" - diesen Hinweis fanden Leser auf der Titelseite der ersten Ausgabe. Artikel gab es im Kleinen Lüner Anzeiger kaum, abgesehen von Informationen über aktuelle Kinofilme. Kaufleute schalteten dafür viel Werbung, die Inserate aus den alten Ausgaben sorgen nach heutigen Maßstäben aber eher für ein Schmunzeln.

Blut und Harn in der Gaststätte oder Milch als Schutznahrung

Anzeigen standen schon im Geburtsjahr des Lüner Anzeigers eine ganze Menge auf den Seiten. Weischenberg an der Langen Straße hatte zum Beispiel nicht nur Betten, sondern auch Aussteuer-Artikel im Angebot. Im Textilhaus Wilhelm Schulte in Lünen-Süd reimte man für eine Anzeige: "Die besten Trümpfe sind Arwa-Strümpfe." Ledermäntel gab es beim Textilgeschäft Arthur Brickau und im Motorradhaus Erwin Schmidt sogar zur "langfristigen Eigenfinanzierung ohne Aufschlag". Das Laboratorium Bode untersuchte Blut, Harn, Stuhl und Sputum - allerdings während der Sprechstunde im Gasthaus Köster an der Münsterstraße. Und Otto Mess bot in der letzten Ausgabe vor Silvester den"preisgünstigen Willkommenstrunk" für das "Prösterchen" im neuen Jahr. Alkohol war die eine Sache, doch Milch galt in den fünfziger Jahren laut Anzeige als "Quelle der Gesundheit" und in jeder Ausgabe des Kleinen Lüner Anzeigers gab es Lobeshymnen über die Vorzüge des Nahrungsmittels. Mediziner Dr. Schmidt-Lamberg schrieb auf der Titelseite sogar einen Artikel zum Thema. "Der regelmäßige Milchgenuss ist daher zur Abwehr von Infektionskrankheiten ganz allgemein zu empfehlen, die sehr leicht zu Not und schwerer Sorge in den Familien führen können. Besonders dringend aber ist allen in ärztlichen, krankenpflegerischen und sanitären Berufen stehenden Personen die Milch als Schutznahrung anzuraten", erklärte der Mediziner den aufmerksamen Lesern.

Grundstein für Zeitungs-Tradition

Student Dr. Quedenfeld legte mit seinem Kleinen Lüner Anzeiger mit zwanzigtausend Exemplaren den Grundstein für eine Zeitungs-Tradition in Lünen und Umgebung. Der Lüner Anzeiger erscheint im Jubiläumsjahr mit mehr als der dreifachen Auflage. Der Werbespruch aus der Premieren-Ausgabe "Prüfen Sie die Angebote der Inserenten des Kleinen Lüner Anzeigers. Sie sparen dadurch Zeit und Geld" gilt aber bis zum heutigen Tag.

Thema "Lüner Anzeiger" im Lokalkompass:
>Kino und Kanzler zum Anzeiger-Geburtstag

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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