Tarik schläft in Deutschland ohne Angst

Die Flüchtlinge betreten die Zeltstadt über einen kleinen Fußweg. | Foto: Magalski
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Said suchte in der Flucht aus Somalia die Rettung aus Lebensgefahr und Mohamad aus Syrien freut sich auf die erste Dusche nach vier Tagen. Bork ist für die beiden Flüchtlinge und viele andere Menschen aus Krisen-Ländern dieser Welt ein Zuhause auf Zeit. Ein Besuch an der Zeltstadt.

Flüchtlinge laufen seit Sonntag über den kleinen Fußweg vom Parkplatz an der Polizeischule und die anliegenden Straßen Richtung Ortskern und zurück, darunter auch Mohamad, Rania, Tarik und Omar. Seit Syrien flüchten die drei Männer und die Frau zusammen vor Krieg und Verfolgung, nun kommen sie zum ersten Mal gemeinsam vom Einkaufen. Mohamad zeigt seine Einkaufstasche aus einem Supermarkt in Bork. Schuhe hat der junge Mann gekauft, ein paar Schokoriegel, dazu Seife und Shampoo. Vier Tage konnte Mohamad nicht mehr Duschen, reiste in schmutziger Kleidung bis nach Bork. Die Schwämme, die Mohamad im Supermarkt für die Körperreinigung gekauft hat, sind eigentlich zum Putzen. Mohamad stört das nicht, er freut sich einfach auf die lang ersehnte Dusche. Geld nahmen die vier Syrer mit auf die Flucht aus ihrer Heimat, doch in Ungarn und Serbien gab es Probleme. Die Situation für die Flüchtlinge dort sei sehr schlecht, erzählt Mohamad. "Polizisten nahmen unser Geld", berichtet der Flüchtling. In Deutschland sei die Polizei so ganz anders, freundlich und hilfsbereit, sagen die Flüchtlinge aus Syrien und hoffen nun auf den Beginn eines besseren Lebens. Wichtiger Punkt auf der Einkaufsliste ist für viele Flüchtlinge auch die Sim-Karte eines deutschen Mobilfunk-Anbieters. Das Handy ist die einzige Verbindung nach Hause.

Hecker spricht von "guter Stimmung" in der Zeltstadt

Sonntag schon kamen erste Flüchtlinge in die Zeltstadt auf dem Gelände der Polizeischule, einen Tag früher als nach dem ursprünglichen Plan. Zelte waren nach einer Mammut-Aktion vieler Helfer in den Tagen zuvor für sie bereit, an anderen Stellen auf dem Gelände haben noch die Handwerker das Sagen. Mitarbeiter der Stadtwerke sicherten am Montag den Südfeldbach und ein angrenzendes Regenrückhaltebecken besonders zum Schutz der mitreisenden Kinder mit Bauzäunen. Die Eingänge zur Zeltstadt kontrollieren Sicherheitskräfte, die Flüchtlinge passieren die Tore mit einem eigenen Ausweis. "Die Aufnahmeverfahren haben sich eingespielt, die Stimmung ist gut, unter den Flüchtlingen sind viele Familien, mit dem Gesundheitszustand sind wir zufrieden", erzählt Hans-Jürgen Hecker vom Landesverband Westfalen Lippe des Deutschen Roten Kreuzes, dem Betreiber der Zeltstadt. Die Flüchtlinge kommen aus verschiedenen Ländern, unter anderem Syrien, Afrika, Bangladesch, Indien oder dem Irak.

Sammelstelle für Spenden in Supermarkt

Sumon und Moni flohen aus Bangladesch, sie erlebten in den letzten beiden Monaten eine wahre Odyssee. Von Bangladesch nach Indien, weiter über Pakistan, die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland. Said kam aus Somalia nach Bork, in seiner Heimat bedrohte Gewalt immer wieder auch sein Leben. "Viele Menschen sterben", erzählt Said. Die Reise ging an die Kräfte. Hans Hoppe vom Arbeitskreis Asyl machte sich am Montagmorgen selbst ein Bild von der Lage vor Ort. In Selm sammeln die Ehrenamtlichen bereits Spenden für die Flüchtlinge im leerstehenden Haus Knipping an der Ludgeristraße, in Bork eröffnet in Kürze - wohl schon in der nächsten Woche - eine Sammelstelle im alten Supermarkt am Marktplatz. Spielzeug für Kinder und Kleidung, sowie Schuhe stehen auf dem "Wunschzettel" der ehrenamtlichen Helfer.

Weitere Flüchtlinge bis zum Wochenende

Bürgermeister Mario Löhr traf sich am Montagabend mit Anwohnern aus den Straßen rund um die Polizeischule, sprach mit ihnen über Probleme und Sorgen. Thema war unter anderem die angespannte Parksituation, dafür entsteht an der Straße Zum Sundern gerade ein neuer Großparkplatz. Ein Bürger regte die Beleuchtung des Fußwegs zur Zeltstadt an, die Stadt wolle diesen Vorschlag prüfen, so Löhr. Montagabend kamen zwei weitere Busse mit Flüchtlingen, darunter wieder viele Frauen und Kinder. Die Zahl der Menschen in der Notunterkunft stieg damit laut Hecker auf 660 Personen. Busse werden auch in den nächsten Tagen weiter die Zeltstadt ansteuern, die Obergrenze von tausend Personen erreiche man laut Bürgermeister Mario Löhr - der sich erneut ein Bild von der Situation vor Ort machte - vermutlich schon zum Wochenende.

Thema "Flüchtlinge" im Lokalkompass:
>Bürger fragen zur Zeltstadt für Flüchtlinge

Autor:

Daniel Magalski aus Lünen

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